16. März 2021

Konzertkritik: “Ein Abend mit Boy”

Band "Boy" Tollhaus Karlsruhe

Konzert von Boy in Karlsruhe: über die Heimat

Die Routine hat den Alltag erobert. Jeden Tag sieht man die gleichen Orte und Gesichter, nichts ist mehr neu, nichts ist mehr spannend. „Kennt ihr dieses Gefühl“, fragt Boy-Sängerin Valeska Steiner das Publikum in Karlsruhe. „Jaaaaa“, schallt es ihr entgegen. Auch ihr ging es in Hamburg so, erzählt sie. Statt aber zu fliehen und woanders neue Abenteuer zu suchen, stellte sie sich vor, dass sie ganz neu in der Stadt ist und begegnete mit diesem neuen Blick ihrem Alltag. „Der Perspektivwechsel hat funktioniert – ich fühlte mich wieder gut“, sagt die gebürtige Schweizerin und stimmt „New York“ an – ein Lied über Heimat.




Pünktliche Popstars

Punkt 21 Uhr stehen Valeska Steiner und Bassistin Sonja Glas an diesem Abend auf der Bühne im Tollhaus. „We were here“, der Titel ihres zweiten Albums“, erscheint als Schriftzug im Hintergrund. Der gleichnamige Song ist auch der Konzert-Opener. Rund 75 Minuten unterhalten die beiden Damen im Tollhaus mit ihren Indie-Folk-Popsongs. Das ist wunderschöne Musik. Aber der Funke springt lange nicht über, erst bei „This is the Beginning“, der zweiten Zugabe, kommt richtig Stimmung auf. Das es so lange dauert, ist schade. Aber es findet nur eine sporadische Interaktion zwischen Band und Publikum statt, die Geschichten über die Songs wirken einstudiert und Floskeln wie „Ihr seid so schön“ sind überflüssig.




Neues und Altes

Gleichwohl: Das Konzert macht im Gesamten große Freude. Die klare Stimme von Sängerin Valeska Steiner ist bezaubernd. Und sowohl die Songs vom neuen als auch vom alten Album sind eingängig. Auf der Setliste stehen Hits wie „Waitress“, „Disappear“ und natürlich „Little Number“ – der Song, mit dem das Duo seinen Durchbruch feierte. Auch „Boris“ ist zu hören. „Der Song beruht auf einer wahren Begebenheit und ist einem Herrn in Zürich gewidmet“, erzählt Valeska. „Unser nächstes Konzert ist dort“, fügt sie lachend hinzu. Es sei immer wieder spannend für sie zu sehen, ob der Besungene im Publikum steht.

Reduktion auf die Musik

Als sich das Duo nach „Skin“, der dritten Zugabe, verabschiedet, ist Wohlfühl-Stimmung angesagt. Ein Wiedersehen: sehr wahrscheinlich. Die Damen von „Boy“ überzeugen mit ihrer Musik, nicht mit ihrer Show. In diesem Fall genügt das auch.

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One thought on “Konzertkritik: “Ein Abend mit Boy”

  1. Nina sagt:

    Hatte genau den selben Eindruck von dem Konzert. Insbesondere der “Ihr seid so schön”-Spruch kam bei mir ebenfalls merkwürdig an. Auch die Aussage “Es war uns ein Fest – wirklich!” hat fast ein bisschen ironisch gewirkt bei der verhalten Grundstimmung. Trotz allem: die Musik war ganz schön.

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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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