13. Januar 2021

Filmkritik: “La Mélodie – Der Klang von Paris”

 

“La Mélodie – Der Klang von Paris”: Sozialprojekt mit Geigen

Der Ton untereinander ist rau, die Stimmung explosiv. Als der Musiker Simon Daoud in eine Pariser Brennpunktschule kommt, um einer Klasse Geigenunterricht zu geben, stößt er schnell an seine Grenzen. Statt zuzuhören, kommentieren die Schüler alles desinteressiert, beschimpfen sich gegenseitig – und auch Simon Daoud bekommt die Häme zu spüren, so dass er sich schon nach wenigen Unterrichtsstunden verliert. Das Ziel, ein Konzert in der Pariser Philharmonie zu geben, scheint unerreichbar.

„La Mélodie – Der Klang von Paris“ erzählt auf sehr realistische und einfühlsame Weise von einem Projekt an einer Schule in einem Vorort der französischen Hauptstadt. Die Geschichte des Regisseurs Rachid Hami ist fiktiv, wirkt aber wohl deshalb so authentisch, weil es ein solches Projekt in Paris tatsächlich gibt. Und: Die 12- bis 13-jährigen Schüler sind keine Schauspielenden, sondern wurden eigens für den Film in Pariser Schulen ausgewählt.

Vor allem Alfred Renely, der den begabten und sensiblen Arnold spielt, sticht hervor. Allein ihm zuzusehen, wie er mit Geduld, Konzentration und Ausdauer über den Dächern von Paris das Geigenspiel erlernt, ist es wert, sich diesen Film anzusehen.

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3. Oktober 2020

Schmöker: “Unterwerfung” von Michel Houellebecq

unterwerfung

“Unterwerfung”: Spannend, radikal, bereichernd

Eine autoritäre muslimische Partei regiert im Jahr 2022 Frankreich. Der Trubel war groß, als „Unterwerfung“ von Michel Houellebecq im Januar 2015 erschien. Besonders da die Veröffentlichung mit dem Attentat auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ zusammenfiel. Auch ich stand dem Werk lange sehr skeptisch gegenüber – zahlreiche Medien und Personen des öffentlichen Lebens warfen dem derzeit bedeutendsten französischen Autor islamfeindliche Tendenzen vor.

Mich nervte es zunächst auch sehr, dass er in der eh schon aufgehitzten Lage ein für mich völlig utopisches Szenarium konzipiert: Eine muslimische Partei krempelt ein westliches Land um. Houellebecq schürt Ängste, das waren meine ersten Gedanken, als ich die Rezensionen über „Unterwerfung“ las.

Nun, nachdem ich das Buch gelesen habe, muss ich gestehen: Ich habe mich geirrt. Michel Houellebecqs Gedankenspiel ist keineswegs absurd, sondern sehr klug konstruiert. Seine Herleitungen klingen so logisch, dass es sehr spannend ist, ihnen zu folgen. Mit unglaublicher Genauigkeit beschreibt er die französische Gesellschaft, zieht immer wieder sehr interessante geschichtliche Vergleiche und zeigt auf, wie sich die Nation durch ihren Hedonismus, Kapitalismus und den ständigen Drang zur Individualisierung selbst zerstört. Weiterlesen »

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3. August 2020

Schmöker: “Léon und Louise” von Alex Capus

"Léon und Louise" von Alex Capus

“Léon und Louise”: Verliebt vor Beginn des Krieges – Buchkritik

Es ist eine Begegnung, die zwei Leben prägt: Louise trägt eine rot-weiß gepunktete Bluse und fährt auf einem alten, rostigen Herrenfahrrad umher, als Léon sie zum ersten Mal sieht.  Der junge Soldat  verliebt sich sofort in sie. Es ist jedoch gerade der Erste Weltkrieg ausgebrochen. Keine gute Ausgangsbedingung für die Liebe. Ein Bombenhagel trennt sie auf tragische Weise. Aber Léons und Louises Zuneigung ist tief und überdauert viele Jahrzehnte – trotz zahlreicher Widrigkeiten. Weiterlesen »

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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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