Heimat: “Twittersalon – Durch die Nacht mit Degas”
Der erste “Tweetup” in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe
Elegant sieht er aus. Den Zylinder hält er in der Hand, ein schwarzer Gehrock und eine Weste kleiden ihn. Mit kühlem Blick mustert Edgar Degas den Betrachter. Im “Selbstporträt mit erhobenem Hut” zeigt sich der Künstler als eleganter Bourgeois. 30 Jahre ist er alt und ein Liebhaber der Ballettszene sowie der modernen Pariser Lebenswelt. “Die Komposition dieses Selbstporträts erinnert an die italienische Renaissance-Malerei aus dem 16. Jahrhundert. Durch die klar umrissene Körpersilhouette sowie die feine Modellierung von Gesicht, Händen und Gesicht werden aber auch Einflüsse der klassizistischen Porträtkunst deutlich”, erläutert Kurator Alexander Eiling anlässlich des ersten „Tweetups“ in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe. „Twittersalon – Mit Degas durch die Nacht” so der Titel der Veranstaltung, die von den „Kulturkonsorten“ aus München mitorganisiert wurde. #degasskk
Große Resonanz in der ersten Woche
Das Spannungsverhältnis „Klassik und Experiment“ zieht sich durch die gesamte Degas-Ausstellung. Ölmalereien, Skulpturen, Drucke: 120 Werke aus fünf Jahrzehnten ermöglichen einen Einblick in das Schaffen des Malers, der zu den populärsten Künstlern des französischen 19. Jahrhunderts gehörte. Bereits in der ersten Ausstellungswoche strömten mehr als 6000 Besucher in die Staatliche Kunsthalle, um sich dort die Degas-Arbeiten aus der Karlsruher Sammlung, Leihgaben von internationalen Museen sowie Privatsammlungen aus den USA, Kanada und Europa anzusehen. Paris, Pferde, Familie, Fotografie – von ganz unterschiedlichen Dingen ließ sich Degas inspirieren. Dem Impressionismus stand er nah und fern zugleich, die europäische Kunstgeschichte studierte er genau. Im Louvre verbrachte der französische Künstler viel Zeit. „Er eignete sich kopierend die Kunst der alten Meister an“, sagt Kurator Alexander Eiling. Ging dann aber darüber hinaus, schuf etwas Neues.
Bühne, Tanz, Theater
Degas’ Leidenschaft für den filigranen Tanz spiegelt sich in seiner Kunst wider. Populär sind seine Motive aus der Welt von Tanz, Theater, Bühne und Boudoir. Auf dem Montmarte lebte er zeitweise, ließ sich dort von dem bunten Treiben inspirieren – unter anderem von den zahlreichen Café-Concerts, den Gartencafés mit Bühnenprogramm.
Japanische Einflüsse
In Fächerform sind die Werke „Tänzerinnen in Kulissen“ und „Sängerin in einem Gartencafé“, die Degas auf Seide ausführte. „Sie zeigen sein ausgeprägtes Interesse an der japanischen Kunst“, erläutert Kurator Alexander Eiling. Außer der charakteristischen Form sind es besonders die Gestaltungsprinzipien japanischer Farbholzschnitte, die sich in den Fächern wiederfinden.
Fotografische Effekte
Degas’ Verwandtschaft kam aus Italien und Amerika.Seine Familie musste oft für Porträts zur Verfügung stehen. So auch seine beiden Cousinen Giulia und Giovanna Bellelli. Etwa 17 und 14 Jahre sind sie alt, als ein Doppelbildnis entsteht. Während Giovanna aufmerksam aus dem Gemälde herausschaut, sind Giulias Züge verschwommen – ein Effekt, der dem Weichzeichnen in der Fotografie sehr nahe kommt, wie der Kurator erklärt. „Die Bellelli-Schwestern“ sind eine Mischung aus altmeisterlichem Porträttypus und moderner Interpretation.” Es ist eine facettenreiche und interessante Ausstellung, die derzeit in der Staatlichen Kunsthalle zu sehen ist.
Information:
Der Tweetup ist auf Twitter unter #degasskk nachzulesen.
Die Ausstellung ist noch bis 1. Februar 2015 zu besichtigen. Öffnungszeiten sind Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr, ab 1. Januar ist ab 13 Uhr geöffnet.
Internet: www.kunsthalle-karlsruhe.de
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