13. November 2020

Heimat: “Ein Nachmittag bei Fabian Krüger von ,Get Lazy’

Das ist Fabian.

“Get lazy”: Bequeme Kleidung made in Germany

Fabian Krüger hat es sich gemütlich gemacht – Palmen stehen in seinem kleinen Container im Perfekt Futur, Baststühle dahinter und ein Wolkenhimmel blitzt mir bei meinem Besuch auf Bannern entgegen. Vor knapp einem Jahr ist der 29-Jährige im Kreativzentrum am Schlachthof eingezogen und steuert von dort aus die Produktion seines Labels „Get Lazy“. „Wir entwerfen bequeme Kleidung zum Abschalten“, erklärt er.

Das heißt: Zum derzeitigen Sortiment gehören eine Bio-Jogginghose und ein Hoodie, dessen Kapuze von jedem Kunden individuell gestaltet werden kann. „Die Pullis sind made in Germany“, betont Fabian. Schneiderin Elke Burmeister kümmert sich in Passau mit Ahmet, einem Flüchtling aus Aleppo, um die Ausführung der Entwürfe.

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Abenteuer in Indien

„Die Idee für das Label kam mir vor fünf Jahren in Indien“, erzählt Fabian weiter. Er studierte damals noch Maschinenbau und verbrachte in dem pulsierenden Land in Asien ein Auslandssemester. „Eine heftige Erfahrung“, erinnert er sich. In einem acht Quadratmeter großen Zimmer lebte er, Kakerlaken krabbelten umher, die kälteste Nacht hatte 33 Grad – eine Klimaanlage gab es nicht. Die Fahrt zur Arbeit verbrachte er eingequetscht in indischen Transportfahrzeugen. „Das war eine Grenzerfahrung“, sagt der 29-Jährige. Wenn er abends in seinem Zimmer saß, half ihm aber eine weite, bequeme Stoffhose beim Abschalten, Alibaba-Pants, so nennt er sie.

Handwerk in Deutschland stärken

Zurück in Deutschland setzte ihn diese Hose immer wieder in einen Entspannungszustand – nach verkaterten Abenden oder nach stressigen Lernphasen. „So kam ich auf die Idee, ein Label zu gründen, die Hosen produzieren zu lassen und sie dann zu verkaufen“, erklärt Fabian. Das war Ende 2013, „Get Lazy“ wurde Realität und im August 2015 waren die ersten Hosen fertig. Fabian bekam dann noch Unterstützung von Nico, der als Geschäftspartner miteinstieg.

„Zu Beginn hatte ich Lieferanten aus der ganzen Welt“, erinnert sich der Karlsruher Ingenieur. Dann wurde ihm aber klar: Die bürokratischen Hürden sind hoch, die Produktionsketten unübersichtlich und die Transportwege lang. Durch Gespräche mit Freunden und Kunden festigte sich dann immer mehr die Idee: Die „Get Lazy“-Kleidung soll komplett in Deutschland entstehen.

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Win-Win-Win

Auf einer Messe lernte er dann Anfang 2016 Schneiderin Elke Burmeister kennen, sie kamen ins Gespräch und stellten fest: „Wir sind auf einer Wellenlänge – unsere Denkweisen passen zusammen.“ Die Schneidermeisterin aus Passau hatte außerdem lange Zeit nach Verstärkung gesucht und diese nun endlich durch Ahmet, einen Flüchtling aus Aleppo, gefunden. „Dass er bei der Entstehung der Pullis dabei ist, finden wir toll“, sagt Fabian. Der Ist-Zustand: „Get Lazy“ kann unter fairen Bedingungen und Verkaufspreisen produzieren, außerdem hat ein geflüchteter Syrer einen Job, der ihm Freude macht und ihm bei der Integration hilft. „Eine dreifach Win-Situation.“

Das ist Elke.

Das ist Ahmed.

Erfolgreiche Crowdfunding-Aktion

Um kräftig in die Produktion einsteigen zu können, riefen Fabian und Nico vor wenigen Wochen eine Crowdfunding-Aktion ins Leben. Mehr als 22.000 Euro kamen zusammen. „Wir freuen uns riesig über die Unterstützung“, sagt Fabian. So haben sie für die nächsten Monate Planungssicherheit und auch der Arbeitsplatz für Ahmed ist erstmal fix. „Auch wenn ich es gerne gemütlich mag, freue ich mich nun auf die Arbeit, die ansteht“, betont der „Get Lazy“-Gründer und lächelt.

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2 thoughts on “Heimat: “Ein Nachmittag bei Fabian Krüger von ,Get Lazy’

  1. Martina sagt:

    Hallo,
    wollte mal fragen, ob der Gewinner/die Gewinnerin schon feststeht?

    1. Miriam Steinbach sagt:

      Ich habe nen Kommentar unter den Facebook-Post gesetzt, damit es alle sehen :)

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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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