Buchkritik: “Das Café am Rande der Welt” von John Strelecky
Rezension von “Das Café am Rande der Welt”: nicht besonders erhellend
Es war ein riesiges Glück, dass ich meinen Zweck der Existenz bereits mit 22 Jahren fand. Ich saß eines Abends in einer Straßenbahn. Es war bereits dunkel draußen, schemenhaft rauschten Bäume am Fenster vorbei. Mein Blick wanderte durch den hell erleuchtenden Innenraum des Wagons, blieb an dem Mann hängen, der mir gegenüber saß, Zeitung las. In diesem Moment blitzte plötzlich eine Idee in meinem Kopf auf: Schreiben, das ist das, was ich machen möchte. Ich war mir sicher.
Es war eine absurde Situation, die aber mein komplettes Leben veränderte.
Talent, wo bist du?
Keinen Plan hatte ich bis zu diesem Moment gehabt, wie meine berufliche Zukunft aussehen soll. Mein Studium hatte ich einzig nach meinen Interessen ausgewählt: Soziologie, Politik und Psychologie. Ich liebte diese Fächerkombination, meine Vorlesungen und Seminare, sogar das Lernen. Es war so unfassbar spannend, was ich an der Uni an neuen Dingen erfuhr. Aber ich hatte bislang nichts gefunden, was ich wirklich gut konnte, was mir von tiefstem Herzen Spaß machte.
Mein erstes Praktikum bei einer Tageszeitung eröffnete mir plötzlich ganz neue Chancen.
Lebenstipps im Café
Dass viele Menschen gar nicht selbstbestimmt ihren Weg gehen, beschreibt John Strelecky in seinem Buch „Das Café am Rande der Welt“.
Bisher habe ich Entscheidungen in meinem Leben meistens aufgrund anderer Überlegungen getroffen, zum Beispiel aufgrund von Ratschlägen meiner Familie, weil es irgendeinen sozialen Druck gab oder aufgrund der Meinung anderer Leute.“
Diese Sätze lässt der Autor seinen Protagonisten erzählen, der sich auf dem Weg in den Urlaub befindet. Er fühlt sich ausgebrannt, möchte seine Batterien wieder aufladen. Auf dem Highway verfährt er sich jedoch und landet spät in der Nacht in einem Café, in dem er mit drei Fragen konfrontiert wird:
1) Warum bist du hier?
2) Hast du Angst vor dem Tod?
3) Führst du ein erfülltes Leben?
Schnell zu lesen
In verschiedenen Gesprächen kommt er in dieser Nacht im Café zu vielen neuen Erkenntnissen: Er hört vom Zweck der Existenz und wie wichtig es ist, ihn zu kennen. Nur auf diese Weise sei es schließlich möglich, die Dinge zu tun, die einem Spaß machen, in denen man gut ist, die keine Last sind.
Mithilfe vieler leicht zugänglicher Metapher und kleinen Geschichten zog mich John Strelecky mit, innerhalb von drei Stunden hatte ich sein Werk durch. Da ich aber bereits vor vielen Jahren „Dienstags bei Morrie“ gelesen habe, war für mich nur wenig Neues dabei. Ich habe das Buch ausgeliehen bekommen. Ob ich es mir selbst gekauft hätte? Eher nicht.
Oberflächlicher Denkanstoss
Dinge nicht verschieben, sondern einfach sofort tun, sich darüber klar werden, was einem gut tut, was nicht und sich jeden Tag selbst eine Freude machen, das habe ich schon vor Jahren in meinen Alltag implementiert.
“Das Café am Rande der Welt” eignet sich deshalb vor allem für Leser*innen, die sich bislang gar nicht oder nur sehr wenig mit Sinnfragen auseinandergesetzt haben. Es ist eher ein oberflächlicher Denkanstoss – der aber auch nicht wehtut.
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