20. November 2024

Serienkritik: “Weihnachten zu Hause”

Es ist kaum zu glauben: Eine dritte Staffel von „Weihnachten zu Hause“ erscheint auf Netflix

Es war die mit Abstand überraschendste Nachricht in meinem Serienkosmos seit langem: Es wird eine dritte Staffel von “Weihnachten zu Hause” auf Netflix geben. Ein Wiedersehen mit Johanne also. Im Winter 2021 war die zweite Staffel erschienen, das Ende mit Jonas war perfekt. Seitdem schaue ich die Serie in der Adventszeit immer wieder. Sie ist zu meinem Weihnachtsritual geworden, weil sie auf so wunderbare Weise eine zeitgemäße Liebesgeschichte erzählt – mit viel Herz, Humor, aber ohne Kitsch.

Deshalb bin ich nun so sehr gespannt, was die dritte Staffel von „Weihnachten zu Hause” bietet. Wenn die Vorabmeldungen stimmen, wird Johanne wieder Single sein. Das heißt: Es gibt wohl kein romantisches Wiedersehen mit Jonas. Es ist zu hoffen, dass die Produzenten dadurch nicht die Magie nehmen und es eine unnötige Fortsetzung wird.

Hatte ich mich schon gefreut, dass es schon dieses Jahr neue Folgen der norwegischen Serie geben wird, dauert es wohl nun doch noch bis Weihnachten 2025, bis die dritte Staffel von “Weihnachten zu Hause” erscheint. Solange verkürzen aber zum Glück die bereits veröffentlichten Folgen die Wartezeit.

Worum geht es in “Weihnachten zu Hause”?

Die Geschichte beginnt am 1. Dezember, dem ersten Adventssonntag. Johanne (Ida Elise Broch) 30 Jahre alt, Krankenschwester und Single, sitzt bei ihren Eltern am weihnachtlich geschmückten Esstisch – als einzige Erwachsene zwischen den Kindern. Sie habe keinen Platz bei den Älteren verdient, bis sie einen Freund hat, findet ihre Mutter.

Doch Johanne geht es eigentlich gut, nur dass sie bei den Gesprächen im Familien- und Freundeskreis häufig außen vor ist. „Es dreht sich alles um Lover, Kinder, Sex“, erzählt sie den Zuschauenden. Auch an diesem Abend muss sie sich am Esstisch wieder ständig rechtfertigen, keinen Mann an ihrer Seite zu haben. Nach einer Weile platzt ihr der Kragen, Johanne behauptet: „Ich habe einen Freund“. Eine Lüge, die sie nun bis zum 24. Dezember in die Wahrheit umdrehen möchte. Ein skurriler Dating-Marathon beginnt – der zumindest in der ersten Staffel von „Weihnachten zu Hause“ völlig offen endet.

Eine starke Frau steht im Fokus!

Die norwegische Netflix-Serie „Weihnachten zu Hause“ ist perfekt für die Adventszeit. „Hjem til jul“, wie sie im Original heißt, vereint alles, was für eine Serie rund um Heiligabend wichtig ist: ein bisschen Kitsch, Schnee und Zeit mit Freunden sowie der Familie. Doch „Weihnachten zu Hause“ bietet darüber hinaus noch viel mehr: Es ist eine moderne Serie mit einer starken Frau im Mittelpunkt, die sich um ihre Mitmenschen kümmert, für ihre Freunde einsetzt und für die ein Mann zwar wünschenswert, aber nicht alleiniger Lebensinhalt ist. Eine schöne Botschaft.

Wunderschöne Kulisse in Røros

Die beiden Marketingstudenten Amir Shaheen und Kristian Andersen haben „Weihnachten zu Hause“ konzipiert – und dabei auf alles geachtet, was gerade in gesellschaftlichen Diskussionen eine Rolle spielt. Feminismus, gleichgeschlechtliche Liebe und BPoC (Black and People of Color). Als Drehort für „Weihnachten zu Hause“ wählten sie das norwegische Bergdorf Røros, das so hübsch und romantisch aussieht, dass es bereits nach der ersten Folge auf meiner Travel-Liste landete.

Willkommen in der Dating-Hölle!

Ein Date im Escape-Room, beim Skiwandern oder in der Sauna: Johanne lernt in den 23 Tagen, die ihr bis Weihnachten Zeit bleiben, die unterschiedlichsten Männer kennen. Wer schon einmal längere Zeit Single war, weiß, all das, was sie erlebt, ist keineswegs einer wirren Fantasie entsprungen, sondern trifft den Dating-Wahnsinn ziemlich gut. Herrlich anzusehen ist ihre Teilnahme bei einem Speed-Dating, das ein Sammelsurium an ungebundenen Herren zeigt.

Der schwedische Popsänger Felix Sandman ist auch dabei!

Als Johanne durch eine Dating-App auf Jonas (der schwedische Popstar Felix Sandman) trifft, wirbelt er erstmal alles durcheinander. Nur: Er ist noch Schüler und zwölf Jahre jünger. Kann daraus etwas werden?

Es ist schön zu sehen, dass nun immer mehr Serien mit den Klischees brechen, dass der Mann der ältere sein muss – wie in Liebe und Anarchie“ stößt eine Konstellation mit Frau im mittleren Alter und junger Herr zwar auf Schwierigkeiten, bekommt aber durchaus ihre Chance.

Die zweite Staffel ist noch besser!

Die zweite Staffel von „Weihnachten zu Hause” knüpft direkt ans Ende der ersten Staffel an und ist sogar noch besser geworden als die erste. Die Themen sind wieder ähnlich, aber dieses Mal stehen Johannes Eltern mehr im Fokus, die große Schwierigkeiten mit ihrer Ehe haben. Außerdem bekommt Johanne einen neuen ulkigen Nachbarn, der mit seiner Tochter in die Wohnung nebenan einzieht. Auch er nimmt an einem Speed-Dating teil, dadurch ergibt sich eine umgedrehte Perspektive – dieses Mal mit einer illustren Auswahl an weiblichen Teilnehmerinnen.

So nah dran am Leben!

„Weihnachten zu Hause“ glänzt nicht mit Innovation oder besonderer Dramatik. An der ein und anderen Stelle wirken die zufälligen Begegnungen auch ein wenig konstruiert. Im Gesamten kann sie jedoch sehr überzeugen – besonders wegen ihrer Authentizität. Die Serie ist so nah an all den lustigen, aber auch traurigen Irrungen und Wirrungen des Lebens, die ich selbst so oft im Freundeskreis miterlebt habe, dass es sich anfühlt, als sei Johanne ein Teil davon.

Außerdem sind die Charaktere sehr bunt und liebenswürdig geraten. Wie Johanne im Club abstürzt, eines ihrer Dates mit einer Rentier-Allergie endet oder ihr neuer Nachbar schief in der Kirche singt: Das ist alles so schräg, aber immer mit Herz und ohne die Figuren ins Lächerliche zu ziehen. Das Ende der zweiten Staffel ist außerdem perfekt. Es , welche Abenteuer Johanne in Staffel drei erlebt.

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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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