9. Februar 2025

Buchkritik: “Book Lovers” von Emily Henry

Buchkritik: "Book Lovers" von Emily Henry

Rezension von “Book Lovers”: ein kurzweiliger Liebesroman mit (zu) viel Kitsch für graue Wintertage

Dass mich „Book Lovers – Die Liebe steckt zwischen den Zeilen“ an meine Kitschgrenze bringen würde, wusste ich schon, als ich das Buch in meiner Lieblingsbuchhandlung bestellte. Schließlich bewirbt der Verlag den Roman damit, dass eine „Enemies to Lovers“-Geschichte die Herzen der Leser*innen dahin schmelzen lässt. Wer zweifelt da noch daran, dass es sich um romantische Unterhaltungsliteratur für Frauen handelt?!

Eigentlich mache ich einen großen Bogen um solche Bücher. Trotzdem wollte ich Book Lovers” lesen – wegen des Hypes um die Autorin Emily Henry. Sie hat Kreatives Schreiben studiert und wird in den USA von vielen Frauen für ihre eingängigen Liebesromane gefeiert. Jedes Jahr bringt sie ein neues Werk heraus, die Nummer 1 der New York Times Bestsellerliste ist ihr stets damit sicher. Ich war neugierig. Warum ist sie so erfolgreich?

Ist es einfache Unterhaltung mit vorhersehbarer Handlung oder wird mich Emily Henry überraschen? Gespannt begann ich „Book Lovers“ zu lesen.

Um was geht es in „Book Lovers“?

Im Mittelpunkt von “Book Lovers” steht die New Yorker Literaturagentin Nora. Sie ist Anfang 30, beruflich sehr erfolgreich, hat aber Pech mit den Männern und lebt zu Beginn der Handlung als Single in New York. Stets an ihrer Seite ist ihre kleine Schwester Libby. Da ihre gemeinsame alleinerziehende Mutter starb, als sie noch Teenager waren, sind die beiden Frauen eng miteinander verbunden.

Libby führt ein ganz anderes Leben als Nora. Sie ist verheiratet und mit ihrem dritten Kind schwanger. Bevor das Kind zur Welt kommt, bittet sie Nora, mit ihr in die Kleinstadt Sunshine Falls in North Carolina zu fahren, den Schauplatz ihres Lieblingsromans. Dort gibt es grün-weiß gestreifte Markisen an den Häusern, ein weißes Cottage mit Spitzdach und zitronengelben Sonnenschirmen. Idylle pur also.

Libby möchte unbedingt dorthin, um vor der Geburt noch einmal in Ruhe Zeit mit ihrer Schwester zu verbringen und ihr nahe zu sein. Nora willigt ein, auch wenn sie in den Ferien arbeiten muss, möchte sie so die Beziehung zu ihrer kleinen Schwester stärken.

Doch kaum sind sie in Sunshine Falls angekommen, entdeckt Nora in einem kleinen Café zufällig den Lektor Charlie. Er ist bereits im Prolog als gereizter und unfreundlicher Typ aufgetreten. Schon da war klar, dass er im Roman eine größere Rolle spielen wird.

Überraschungen gibt es in “Book Lovers” keine

Ohne zu viel verraten zu wollen: Große Überraschungen gibt es in „Book Lovers“ eigentlich nicht. Es gibt ein paar Wendungen, aber natürlich finden Nora und Charlie zueinander. Emily Henry beschreibt das unter anderem so:

Ganz schlechte Idee, denke ich in dem Bruchteil einer Sekunde, bevor Charlie meine Hüften an seine zieht. Die Worte brechen auseinander, die Buchstaben schwimmen herum wie in einer Buchstabensuppe, vollkommen bedeutungslos. Sein Mund liegt hart auf meinem, er schiebt mich gegen die Tür des Cottages und presst seinen Körper an meinen.

Immer wieder erklärt Emily Henry mit äußerster Präzision, wie heiß Nora Charlie findet und was zwischen den beiden passiert. Das wird irgendwann etwas redundant. So oft leuchten seine bernstein- beziehungsweise karamellfarbenen Augen. Herrje. Oder:

Mein Mund wird ganz trocken, zwischen den Schenkeln spüre ich eine Schwere. Er streicht mir einen Wassertropfen vom Amorbogen über meiner Oberlippe weg. Meine Lippen öffnen sich. Sein Finger liegt auf meiner Unterlippe.

Puh. Die Seiten über Sex überspringe ich. Es gibt Gründe, warum ich „50 Shades of Grey“ nie gelesen habe. Es langweilt mich.

Bunte Bilder und federleichte Sprache

Auch wenn das jetzt alles sehr vernichtend klingt. Ich habe „Book Lovers“ trotzdem gerne gelesen. Denn der Roman ist federleicht geschrieben. Schnell bin ich in der Geschichte um Nora drin und will wissen, wie das Chaos mit Charlie weitergeht. Es ist ein bisschen wie Weihnachten, wenn ich immer wieder „Bridget Jones“ schaue. Manchmal tut es gut, nicht überrascht zu werden, sondern vorhersehbaren Pfaden zu folgen.

Emily Henry ist auch ein Profi im kreativen Schreiben. Sie baut mit ihren Sätzen die buntesten Bilder, hat viele ungewöhnliche Vergleiche und witzige Ideen. Positiv ist auch, dass es neben der Liebesgeschichte noch einen weiteren Schwerpunkt gibt: Noras Selbstbefreiung.

Den Zeitgeist gut eingefangen

Denn Nora versteht im Laufe der Geschichte immer besser, warum sie bisher so unglückliche Beziehungen hatte. Durch Charlie gelingt es ihr, sich von alten Traumata zu befreien. Dieser Teil hat mich an Serien wie „Liebe und Anarchie“ und „Nobody wants this“ erinnert. Dadurch ist „Book Lovers“ doch etwas mehr als eine banale Liebesgeschichte. Emily Henry hat mit ihrem Buch den Zeitgeist gut eingefangen.

So bin ich am Ende mit dem Buch versöhnt und kann verstehen, warum viele Frauen es gerne lesen. Wer sich also nicht an kitschigen Beschreibungen eines Mannes und plakativen Sexszenen stört, wird mit „Book Lovers“ ein sehr unterhaltsames Vergnügen haben.

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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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