5. April 2025

Serien-Kritik: „Späti”

„Späti” mit Wilson Gonzales Ochsenknecht auf ZDFneo: leider enttäuschend

„Ach, wie schade.“ Dieser Gedanke schießt mir schon nach zehn Minuten „Späti“ schauen durch den Kopf. So sehr hatte ich mich auf die ZDFneo-Serie von und mit Wilson Gonzales Ochsenknecht gefreut. Denn seit die Reality-Serie „Diese Ochsenknechts“ definitiv zu meinen Guilty Pleasures gehört, mag ich den ältesten Sohn von Uwe und Natascha Ochsenknecht richtig gern. Er ist tiefenentspannt, ohne Groll, hangelt sich irgendwie durchs Leben und kommt so sympathisch rüber, dass ich ihn mir problemlos als Kumpel im Freundeskreis vorstellen könnte.

Umso trauriger bin ich, als ich in der ersten Folge von „Späti“ sehe, wie hölzern er als Fred in der Serie agiert. Mit Cap, Shirt und Turnschuhen ist er optisch kaum von seinen Auftritten in der Reality-Serie zu unterscheiden. Doch die Mimik und Gestik seiner Serienfigur wirken so unglaubwürdig und steif, dass ich mich frage, was da eigentlich los ist, schließlich steht er seit seiner Kindheit regelmäßig vor der Kamera.

Geschichten in “Späti” zünden nicht

Leider ist es nicht nur Wilson, der mich in den acht Folgen von „Späti“ nicht überzeugen kann. Auch die Geschichten zünden nicht. Sie sind weder witzig noch tiefgründig. Die Produzent*innen haben alle möglichen Berlin-Charakteristika aus der Kiste geholt (Sex-Partys, Gentrifizierung etc.) und daraus oberflächliche Handlungen gemacht. So wirkt die Serie wie eine Karikatur der Hauptstadt. Da können selbst die zahlreichen Auftritte von Influencer*innen (Sophie Passmann, Julia Knörnschild) und Künstler*innen (Bill Kaulitz, Ali Neumann) nichts retten. Schade, schade, schade.

Worum geht es in „Späti“?

Wie es schon der Titel der ZDFneo-Serie vermuten lässt, steht in „Späti“ ein sogenannter Spätkauf, kurz Späti, in Berlin im Mittelpunkt. Der Laden, der auch außerhalb der gewöhnlichen Ladenöffnungszeiten Getränke, Snacks und Zigaretten verkauft, gehört eigentlich Hakan (Sahin Eryilmaz). Als er aber kurzfristig in die Türkei muss, bietet sich der verpeilte Fred an, im Späti auszuhelfen.

An seiner Seite im Späti ist Hakans jüngere Tochter Aylin (Gülseren Erkut), die in den ersten Folgen noch nicht volljährig ist. Außerdem ist ihre ältere Schwester Maya (Zeynep Bozbay) zufällig Freds Ex-Freundin. Ihr will Fred nun durch seine Arbeit im Späti zeigen, dass er Verantwortung übernehmen kann und sein Leben im Griff hat. Daran hatte Maya zuletzt stark gezweifelt und ihn deshalb verlassen.

„Späti“-Darsteller*innen stabiler als Wilson

Der Späti in der Serie liegt in einem gentrifizierten Berliner Stadtteil – zwischen Dönerbuden, Fetischclubs und Pop-up-Galerien. Neukölln lässt grüßen. Eigentlich bietet so ein Kiez die Kulisse für die interessantesten Geschichten. Berlin ist schließlich voller skurriler Gestalten, der Späti ein Ort für alle.

Den Macher*innen von „Späti“ gelingt das trotzdem nicht unterhaltsam auf den Punkt zu bringen. Irgendetwas ist beim Schreiben der Geschichten schief gelaufen. Bei der zweiten Folge zum Beispiel sitze ich nur noch kopfschüttelnd da. Es ist so abstrus: Bill Kaulitz bringt den Schlüssel von Heidi Klums Wohnung in den Späti, wo er in den Safe gelegt werden soll. Doch Fred vergisst, den Schlüssel vom Tresen zu nehmen. Kurze Zeit später stürmt ein Jugendlicher wie der Blitz herein, schnappt sich den Schlüssel, sprintet hinaus und ist weg.

Der Dieb verliert aber noch vor dem Späti einen Badelatschen, durch den Fred später bei der Suche eine Spur hat. Das ist so unglaubwürdig, dass ich die Serie aufgegeben hätte, wenn ich nicht noch einen Funken Hoffnung gehabt hätte, dass es besser wird.

Wird es aber nicht. Leider. Es hat mir zwar nicht wirklich wehgetan, die knapp 25-minütigen Episoden anzuschauen. Sie plätschern halt nur so vor sich. Die Bilder sind schön und modern, das Intro mit dem Lied von Hildegard Knef ist lustig. Einige Schauspieler*innen sind auch weitaus stabiler als Wilson. Gülseren Erkut und Zeynep Bozbay zum Beispiel. Aber auch Freds bestem Freund Konnopke (Alexander Finkenwirth) konnte ich seine Figur keine Sekunde lang abnehmen.

Wird es eine zweite Staffel von „Späti“ geben?

Im Idealfall könnte „Späti“ eine Mischung aus „Die Discounter“ (witzige Geschichten aus dem Supermarkt, zumindest in den ersten beiden Staffeln) und „Fett und Fett“ (fängt wunderbar den Zeitgeist ein) sein. In der Realität funktioniert beides bei „Späti“ nicht.

Trotzdem hoffe ich, dass es eine zweite Staffel gibt. Die Macher*innen könnten vielleicht nochmal an den Stories feilen und Wilson an seiner Schauspielerei arbeiten. Oder ein anderer Charakter übernimmt die Hauptrolle, denn an talentierten Schauspieler*innen mangelt es in Berlin ja nicht.

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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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