17. April 2025

Kritik der Netflix-Serie: “North of North”

“North of North”: Diese Netflix-Serie ist ein absoluter Geheimtipp!

Schneelandschaften so weit das Auge reicht, zugefrorene Seen und bunte Häuschen mittendrin – in einem davon lebt Siaja (Anna Lampe). Gleich zu Beginn der Netflix-Serie „North of North“ erzählt die 26-Jährige, wo genau dieses traumhafte Fleckchen Erde liegt: „Denk an den nördlichsten Punkt, an dem du je warst. Dann geh weiter. Noch weiter. Ja, da wohnen wir: in Ice Cove, Nunavut – im Herzen der Arktis.“

So erklärt sich der Titel der wunderbaren Serie schon innerhalb der ersten Minute. Der fiktive Ort Ice Cove liegt am nördlichsten Zipfel Kanadas, am Polarkreis, und ist das Zuhause für eine Inuit-Gemeinschaft. Wie der Alltag dort ist und wie sich Siaja nach der Trennung von ihrem Mann ein eigenständiges Leben aufbaut, ist der Kern der acht Folgen von „North of North“.

Dass die Serie genau meins ist, weiß ich bereits nach kürzester Zeit. Ich schaue die erste Staffel in nur drei Tagen (eine Folge geht nur knapp 25 Minuten). Die Handlung ist einfach, aber nicht trivial, und die Charaktere sind absolut liebevoll gestaltet. Außerdem ist es spannend, mehr über das Leben der Inuit zu erfahren. Und vor allem die Bilder, hach, sie sind einfach traumhaft.

Worum geht es in „North of North“?

„North of North“ ist die erste eigenständige Netflix-Produktion aus Kanada. Das Tolle, sie wurde von zwei Inuit-Frauen konzipiert: von Stacey Aglok-MacDonald und Alethea Arnaquq-Baril. Sie haben mit Siaja eine wunderbar temperamentvolle Inuk-Hauptfigur geschaffen, die bei ihrer alleinerziehenden Mutter Neevee (Maika Harper) in Ice Cove aufwuchs, bereits in der Highschool ihren Ehemann Ting (Kelly William) kennenlernte und schnell schwanger wurde.

Nun ist sie 26-Jahre alt, ohne Berufsausbildung, Mutter eines Schulkinds namens Bun (Keira Cooper) und unglücklich. Siaja möchte auf eigenen Füßen stehen, raus aus den konservativen Familienstrukturen, die Ting vorgibt. Doch als ihr Ehemann nichts davon wissen will, zieht sie mit ihrer kleinen Tochter zu ihrer Mutter und versucht, im Gemeindezentrum bei Chefin Helen (Mary Lynn Rajskub) einen festen Job zu bekommen. Doch das ist gar nicht so einfach.

Außerdem taucht nun noch ihr verschollener Vater auf. Alistair (Jay Ryan) ist ein Weißer und ist nach vielen Jahren zu Forschungszwecken zurück in Ice Cove. Als Assistent an seiner Seite: der wunderbare Kuuk (Braeden Clark). Zwischen ihm und Siaja knistert es schnell.

Viele wichtige Infos spielend verpackend

„North of North“ vereint alles, was eine gute Com-Rom-Serie braucht. Sie hat sympathische und skurrile Figuren (alle Charaktere mit Inuit-Background sind auch authentisch besetzt), die Handlung ist kurzweilig, oft komisch und die Konflikte gehen nie tief, sondern lösen sich schnell auf. Auch der Soundtrack ist toll – unter anderem mit First Aid Kid.

Außerdem habe ich noch nie zuvor eine Serie über die Inuit-Gemeinschaft gesehen. Außer typischen Ritualen findet auch die Sprache der Ureinwohner*innen ihren Platz. Ich finde es zudem super, wie viele kritischen Aspekte die Produzent*innen spielend in die Handlung eingebaut haben. Wie:

  • White Saviorism taucht durch die Leiterin des Gemeinschaftszentrums und Kuuks Freundin Nora auf. Sie zeigen, wie nervig es ist, dass weiße Menschen scheinbar besser wissen, was die Inuit benötigen.
  • Canadian Indian residential school system: Dieses Schulsystem wurde geschaffen, um indigene Kinder vom Einfluss ihrer eigenen Kultur und Religion zu isolieren. Siajas Oma ging auf solch eine Schule.
  • Enwurzelte indigene Kinder: Neevee bekam von einer kanadischen Familie ihre erstgeborene Tochter weggenommen.
  • Alkoholismus: Er ist auch ein Problem in der Inuit-Gemeinschaft. Neevee ist trockene Alkoholikerin.

Trotz dieser Punkte ist die Serie niemals belehrend oder anstrengend. Das ist für mich so besonders an ihr.

Wo wurde „North of North“ gedreht? Gibt es Ice Cove wirklich?

Nein, Ice Cove ist, wie oben geschrieben, ein fiktiver Ort. Gedreht wurde „North of North“ hauptsächlich in Iqaluit, Nunavuts Hauptstadt.

Wird es eine zweite Staffel von „North of North“ geben?

Die erste Staffel von “North of North” endet so, dass weitere Folgen der Netflix-Produktion durchaus möglich sind. Es gibt bestimmt auch noch so viele Geschichten aus der Arktis zu erzählen. Wahrscheinlich hängt es davon ab, wie viele Menschen nun die erste Staffel streamen. Deshalb: Schaut euch diese Serie unbedingt an. Sie ist ein absoluter Geheimtipp und herzerwärmend.  

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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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