Buchkritik: „Only Margo” von Rufi Thorpe

„Only Margo”: ein unterhaltsamer Booktok-Hit
Auf „Only Margo“ von Rufi Thorpe bin ich eigentlich nur wegen des bunten, poppigen Covers gestoßen. Eine junge Frau liegt erschöpft mit dem Bauch auf dem Sofa, ihre linke Hand berührt die Tastatur eines Laptops, der auf dem Boden steht. Neugierig zog ich den Roman aus dem Regal meiner Lieblingsbuchhandlung, überflog kurz den Klappentext, las etwas, das ein wenig wild klang, blieb dann aber vor allem an den positiven Rezensionen der Washington Post und des Autors Nick Hornby hängen.
Letzerer schrieb für eine Buchbesprechung in der New York Times: „Ein enorm unterhaltsames und liebenswertes Buch“. Da ich die Werke von Nick Hornby („High Fidelity“, „About a boy“, „A long way down“) sehr mag, habe ich „Only Margo“ spontan eingepackt.
Bereut habe ich es nicht. „Only Margo“ ist zwar kein Buch, das tiefere Spuren hinterlässt, aber es ist wirklich wunderbare Unterhaltung – und es behandelt ein sehr aktuelles Thema: Only Fans. Kein Wunder, dass Apple TV+ daraus eine Serie gemacht hat. Sie heißt: „Margo’s Got Money Troubles“ – mit Elle Fanning, Nicole Kidman und Michelle Pfeiffer. Erscheinen soll sie 2026.
Worum geht es in „Only Margo“?
Schon auf den ersten Seiten von „Only Margo“ wird klar, dass die Protagonistin gleich mehrere Probleme hat. Kaum hat sie ihr Studium begonnen, stolpert sie in eine Affäre mit ihrem Professor – und wird nach wenigen Wochen schwanger.
„Margos Babyparty wurde von Tessa organisiert, der Inhaberin des Restaurants, in dem Margo arbeitete. Tessa fand es lustig, dass die Torte wie ein riesiger Schwanz aussah, vielleicht weil Margo ledig und mit gerade mal neunzehn von ihrem Professor geschwängert worden war.“
Mark ist deutlich älter, verheiratet, hat bereits zwei Kinder und kein Interesse daran, dass Margo das Baby bekommt. Auch Margos alleinerziehende Mutter rät ihr zur Abtreibung. Doch Margo entscheidet sich für ihren Sohn Bodhi. Wie hart das Leben als alleinerziehende Mutter ist, spürt sie nur schon wenige Tage nach der Geburt in ihrem WG-Zimmer. Sie ist rund um die Uhr mit dem Baby beschäftigt und kann ihren Schichten im Restaurant nicht mehr nachkommen. Sie verliert ihren Job. Außerdem sind ihre Mitbewohnerinnen von Bodhi genervt. Zwei ziehen aus und Margo weiß nicht mehr, wie sie die Miete bezahlen soll.
Zum Glück taucht plötzlich ihr Vater Jinx auf, ein ehemaliger erfolgreicher Profi-Wrestler. Da er nur eine Affäre mit Margos Mutter hatte und weiterhin mit seiner Frau zusammenlebte, hat Margo ihn bisher nur selten gesehen. Nun ist er frisch getrennt und auf der Suche nach einer Bleibe.
Es ist ein perfektes Match. Margo freut sich über einen neuen Mitbewohner und Babysitter. Denn sie hat einen neuen Geschäftszweig für sich entdeckt, in dem Homeoffice kein Problem ist: Only Fans. Sie beginnt dort, erotische Fotos und Videos von sich hochzuladen. Nach und nach gewinnt sie immer mehr Abonnenten.
Doch dann erfährt Mark davon und macht ihr das Sorgerecht streitig. Nun muss Margo das Jugendamt davon überzeugen, dass sie trotz der Sexarbeit eine gute Mutter ist. Dazu kämpft Jinx plötzlich noch mit den Dämonen seiner Vergangenheit und macht es Margo noch schwerer.
„Only Margo”: Einblick in die Licht- und Schattenseiten von Only Fans
Die Geschichte von Margo hat definitiv ein Alleinstellungsmerkmal. Ich habe bisher noch kein Buch gefunden, das sich so ausführlich mit Only Fans und den damit verbundenen Problemen und Chancen beschäftigt.
Rufi Thorpe zeigt anhand von Margo, wie vor allem junge Frauen mit erotischen Inhalten schnell viel Geld verdienen können – aber auch, wie viel Arbeit und wie wenig gesellschaftliche Akzeptanz damit verbunden sind.
Das Besondere an „Only Margo“ ist, dass Rufi Thorpe die Erzählperspektive wechselt: Mal erzählt sie in der dritten Person, mal in der ersten, also aus der Perspektive von Margo. Die Wechsel erfolgen oft abrupt und innerhalb eines Kapitels. Rufi Thorpe spielt damit, dass auch Mark als Literaturprofessor ein Fan der Perspektive ist und in seinen Seminaren darauf eingeht. Es ist also alles ein bisschen Meta.
Erklärend lässt sie Margo dazu sagen:
„Tatsächlich hilft es mir, in der dritten Person zu schreiben. Es ist weitaus einfacher, Mitgefühl für die Margo von damals zu haben, als zu versuchen, mein damaliges Handeln und die Gründe dafür zu erklären.“
Für mich hätte es diese Perspektivwechsel nicht gebraucht. Es gibt nicht den großen Wow-Effekt beim Lesen, sondern ist manchmal eher holprig.
Toll finde ich aber, wie eingängig und kreativ Rufi Thorpe schreibt. Mehrmals musste ich bei ihren Formulierungen oder Vergleichen innehalten, weil ich sie so gelungen fand.
„Verglichen mit dem, was sie für Bodhi empfand, waren ihre Gefühle für ihre Ex-Lover vergänglich gewesen, so fadenscheinig wie Anziehsachen für Papierpuppen, die man nur mit winzigen umklappbaren Laschen festhalten konnte.“
Fazit zu „Only Margo
Die Geschichte von „Only Margo“ passt perfekt zum Cover. Sie ist bunt und unterhaltsam. Damit ist es das perfekte Buch für den Urlaub, einen gemütlichen Sonntag am See oder auf dem Sofa. Es ist kein Roman, der mich nachhaltig berührt hat, aber ich habe ihn immer wieder gerne in die Hand genommen und hatte Spaß beim Lesen.
Jetzt bin ich gespannt, wie die Serie von Apple TV+ wird. Vielleicht lohnt sich 2026 ein Probeabo. Denn auch „Pachinko“ und „Eine Frage der Chemie“ sind dort als Serien zu sehen.
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