10. Juni 2025

Netflix-Serie: “Ginny & Georgia”

Kritik von „Ginny & Georgia“: kaputter als die “Gilmore Girls” – Staffel 3 ist ein wilder Ritt

„Wir sind wie die Gilmore Girls, nur mit größeren Brüsten“, sagt Georgia (Brianne Howey) in der ersten Folge von „Ginny & Georgia“ zu ihrer Tochter Ginny (Antonia Gentry). Für mich ist das nicht der einzige Unterschied: Sie sind rauer, kaputter und dadurch so viel interessanter als Lorelai und Rory.

Obwohl ich mich inzwischen mit den „Gilmore Girls“ angefreundet habe, ist das Leben in der Kleinstadt Stars Hollow ein Wellness-Programm im Vergleich zu dem von Ginny und Georgia in Wellsbury. Mord, Depressionen und dunkle Geheimnisse: Die Charaktere sind facettenreich und unvergleichlich, die Handlung ist spannend. Nachdem die zweite Staffel mit einem Knall endete, hat mich die dritte Staffel nun erneut mitgerissen – auch wenn es wirklich ein wilder Ritt ist, vor allem die Folgen fünf und sechs.

Um was geht es in „Ginny & Georgia“?

Im Mittelpunkt von „Ginny & Georgia“ steht die zunächst 30-jährige allerziehende Mutter Georgia mit ihren beiden Kindern Ginny und Austin (Diesel La Torraca). Während Ginnys Vater der afroamerikanische Fotograf Zion (Nathan Michell) ist, stammt Austin von dem weißen Gil (Aaron Ashmore), der in der ersten Staffel noch im Gefängnis sitzt.

Nach dem Tod ihres letzten Ehemanns Kenny steigt Georgia in ihren Cabrio und düst mit ihren Kindern in das kleine beschauliche Städtchen Wellsbury, in dem viele reiche Familien leben. Es ist ein Neuanfang.

Doch so einfach ist das neue Leben in Wellsbury nicht. Georgia wickelt zwar schnell den beliebtesten Junggesellen der Stadt, den Bürgermeister, um den Finger, hat aber eine düstere Vergangenheit, die sie wieder einholt.

Auch Ginny kämpft mit dem Kleinstadt-Leben. Zwar gründet sie mit Maxine (Sara Waisglass), Abby (Katie Douglas) und Nora (Chelsea Clark) die Mädchen-Crew MANG. Mit ihrem rassistischen Englischlehrer gerät sie aber immer wieder aneinander. Außerdem ist sie mit ihrem Liebesleben überfordert. Denn Ginny hat sich in Maxines zunächst unnahbar erscheinenden Zwillingsbruder Marcus (Felix Mallard) verliebt. Zwischen den beiden ist es aber kompliziert – vor allem weil Marcus an Depressionen leidet.

Staffel 3 von Ginny und Georgia: spannend und bewegend

Nachdem Georgia am Ende der zweiten Staffel verhaftet wurde, war ich sehr gespannt, wie es in der dritten Staffel weitergeht. Dass es einen Gerichtsprozess geben würde, war mir klar. Aber ich hatte nicht erwartet, dass die neuen zehn Folgen so packend und intensiv werden würden.

Die dritte Staffel hat mich emotional komplett mitgerissen. Als Georgia in der fünften und sechsten Folge das Sorgerecht verliert und es wirklich nicht mehr schlimmer werden kann, habe ich schrecklich mitgelitten.

Ich konnte deshalb gar nicht mehr aufhören zu schauen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht. Toll fand ich, dass die Autor*innen Ginny mit dem nerdigen und witzigen Poesie-Guy Wolfe (Ty Doran) einen wirklich passenden Zeitvertreib an die Seite gestellt haben, der für ein paar Minuten für Leichtigkeit sorgt. Vor allem die Szenen aus dem Wissenschaftsmuseum fand ich schön, um durchzuatmen.

Der Twist am Ende ist zwar wirklich groß und für mich ist es auch ein Rätsel, warum Cynthia Joe nicht schon vorher nach den Kameras im Blue Farm gefragt hat. Aber egal. Insgesamt ist die dritte Staffel unglaublich gut geworden, weil sie so viele Elemente vereint: Spannung, Liebe, Familie, Freundschaft und mentale Gesundheit. Für mich ist die dritte Staffel sogar die beste bislang, weil „Ginny & Georgia“ nun so viel mehr ist als eine typische Highschool-Serie.

Ginny und Marcus: Das schönste Teenie-Liebespaar seit Claire Danes und Jared Leto

Natürlich hat mich auch in der dritten Staffel die Geschichte um Marcus und Ginny wieder so sehr berührt. Ich habe keine Ahnung, wie es die Serie schafft, aber ich liebe dieses Paar einfach so sehr. Für mich sind die beiden das schönste Teenie-Liebespaar seit Claire Danes und Jared Leto in „Willkommen im Leben“.

Tiefgründige Figuren in „Ginny & Georgia“

Was ich an „Ginny & Georgia“ so gerne mag? Es ist vor allem die Tiefgründigkeit der Figuren. Sie sind weder nur gut oder nur böse, sondern haben alle ihre Stärken und Schwächen. Manchmal sind sie liebenswert und stark, dann wieder schwach und selbstsüchtig, an anderen Stellen verletzlich. Dadurch spiegeln sie realistisch wider, wie kompliziert das Miteinander im echten Leben oft ist.

„Ginny & Georgia“: diverse und zeitgemäße Serie

„Ginny & Georgia“ ist außerdem so zeitgemäß, wie eine Serie derzeit nur sein kann – ohne dass es aufgesetzt wirkt. Die Schauspieler*innen sind divers. Ginnys Vater ist dunkelhäutig und Hunters Vater kommt aus Taiwan. Es gibt immer wieder Szenen, in denen Alltagsrassismus deutlich wird. Maxines und Marcus Vater ist außerdem taub – die Familie kommuniziert deshalb in Gebärdensprache miteinander.

Außerdem zeigt die Serie durch Ginny und Hunter auf interessante Weise, wie schwierig es für Heranwachsende bei ihrer Suche nach Identität ist, mixed zu sein – und wie unterschiedlich sie damit umgehen.

Ab der zweiten Staffel spielt Ginnys Schwarze Familie eine größere Rolle. Dabei werden aber keine Stereotypen bedient. Es sind ihre Schwarzen Großeltern, die sehr gebildet sind, und ihre weiße Familie, die von Armut und Gewalt betroffen ist.

Warum erst ab 16 Jahren? Viele mentale Probleme werden in „Ginny & Georgia“ behandelt

Auch Georgias Geschichte ist spannend: Je mehr Bruchstücke aus ihrer Vergangenheit aufblitzen, desto mehr fügt sich ein Bild von dem zusammen, was die Mutter alles tut, um ihre Kinder zu beschützen.

Jedoch zeigt sich vor allem in der zweiten Staffel, wie sehr ihre Kinder unter Georgias Verhalten leiden. Generell sind die neueren Folgen düsterer und schwerer geworden – besonders was die mentale Gesundheit betrifft. Ginnys selbstverletzendes Verhalten wird noch stärker thematisiert als in der ersten Staffel. Dazu spielen Panikattacken, Essstörungen, Alkoholsucht und Depressionen eine Rolle. Entsprechend ist die Altersfreigabe der Serie auch erst ab 16 Jahren.

Indem Ginny aber eine Therapie beginnt, werden Hilfestellungen aufgezeigt – was “Ginny & Georgia” eventuell wertvoll macht für Menschen, die selbst psychische Probleme haben.

Viele popkulturelle Referenzen auch in Staffel 2 und 3

Komödie, Drama oder Krimi? Für mich lässt sich die Serie besonders durch die zweite und dritte Staffel in kein Genre mehr einordnen. Das Drama um Georgia und ihr Verhalten ist ein Handlungsstrang, der für mich unvergleichbar mit anderen Serien ist. Auch die Gedichte von Ginny finde ich unglaublich toll.

Außerdem sind die Dialoge immer witzig und voller Dynamik. Viele Pop-Stars und andere Serien werden auf die Schippe genommen. Es macht riesigen Spaß, zuzuhören. Ein weiterer Pluspunkt: Die Macher*innen gehen sehr sensibel mit ihren Figuren um, zeigen starke und unabhängige Frauen, die für ihr Glück kämpfen, dabei hinfallen, Fehler machen, wieder aufstehen.

Vierte Staffel von “Ginny & Georgia”: Was wird passieren?

Georgia ist am Ende der dritten Staffel sehr wahrscheinlich schwanger (sie trinkt Milch ohne Ende). Ist das Kind von Paul oder Joe? Es ist deshalb spannend, was in Staffel 4 passieren wird. Wie steckt Austin das ganze Drama weg? Und wie geht es mit Ginny und Marcus weiter? Es gibt so viele Fragen, die auf Antworten warten.

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3 thoughts on “Netflix-Serie: “Ginny & Georgia”

  1. Den Knall am Ende der Staffel 2 finde ich zu knallig. Es müsste ja so sein, dass in der extrem kurzen Zeit in welcher der Privatdetektiv seinem Freund alles über Georgia erzählt hat und dem Eintreffen der Polizei 100%, Beweise für Morde sicher sind. Ansonsten würde niemals ein Bürgermeister so behandelt werden. Also alles in den 20 Folgen fand ich realitätsübertrieben aber realitätsmöglich oder auch absolut realiststisch und wirklich geil. Aber nicht den Schluss der 2. Staffel.

    1. Miriam Steinbach sagt:

      Ja, ich verstehe, was du meinst. Für mich hatte die Serie auch schon in der ersten Staffel Logikfehler. Aber ich finde die Handlung trotzdem spannend, sehe über diese Fehler gerne hinweg, weil ich die Serie im Gesamten sehr mag.

  2. Aafuzzi sagt:

    Die ausgewählten Themen und Problemen in unserer Welt sind meiner Meinung nach sehr gut ausgewählt:
    Rassismus, Selbstverletzung, Gewalt und Missbrauch, Alkoholismus, mediale Abhängigkeit, Depressionen, Sexualisierung… Das sind alles sehr, sehr wichtige Themen und Probleme, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen. Mir persönlich aber viel zu viel auf einmal!
    Man kommt ja überhaupt nicht mehr mit den Saufgelagen, Heul-Attaken, Krisen, Knutschgeschlabber, Handy und SMS hinterher.Alle Probleme sollen am besten gleichzeitig geklärt werden. Mir zu viel und das macht für mich die Serie sehr unglaubwürdig und nicht mehr sehenswert.

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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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