Klassiker der englischen Gegenwartsliteratur: „Zähne zeigen“ von Zadie Smith – eine Krititk
Es ist der 1. Januar 1975, als Archie versucht, sich mit einem Staubsauger das Leben zu nehmen. Seine Frau hat ihn verlassen, alleine lebt er nun mit 47 Jahren in einer Einzimmerwohnung, die über einer Pommesbude liegt.
Um seinem unglücklichen Dasein ein Ende zu bereiten, setzt er sich am Silvesterabend in sein Auto, fährt los, parkt vor einer Halal-Fleischerei im Nordwesten Londons und schließt seinen Staubsauger an den Auspuff.
Kritik von “Wir Strebermigranten”: ein spannendes Buch über polnische Einwanderer
Nur nicht auffallen. Das ist die Maxime für Emilia Smechowskis Familie, als sie 1988 aus Polen in Deutschland ankommt. Emilia ist damals fünf Jahre alt. Ihr gesamtes Leben steht auf dem Kopf, alles ist anders in Berlin. Die Menschen, die Sprache und auch ihr Name: aus Emilka wird Emilia.
Für ihre Eltern, zwei Mediziner, ist wichtig: Sie möchten sich so schnell wie möglich integrieren, nicht als Ausländer wahrgenommen werden. Das bedeutet für sie: immer diszipliniert sein, hart arbeiten und in der Öffentlichkeit kein Polnisch sprechen. Die Smechowskis werden in Deutschland quasi unsichtbar.
Fern (Frances McDormand) fühlt sich nur frei, wenn sie mit ihrem weißen Van quer durch die USA fährt. Durch die karge Wüste und naturgewaltigen Nationalparks, entlang der felsigen Küste mit den tosenden Wellen.
„Vanguard“ hat Fern ihren treuen Gefährten mit den Rostflecken genannt. Mit ihm kommt sie nicht nur von einem Gelegenheitsjob zum nächsten. „Vanguard“ ist auch ihr Zuhause. In ihm schläft sie bei Eiseskälte, erledigt in einem Eimer ihre größeren und kleineren Bedürfnisse und hat in den Schränken ihre wichtigsten Andenken verstaut.
Fern ist eine moderne Nomadin und steht im Mittelpunkt von „Nomadland“, einem wunderschönen und eindrucksvollen Film.
Kritik “Swing Time”: Toller Roman über eine Mädchen-Freundschaft
Es ist ein Samstag im Jahr 1982, als sich die beiden dunkelhäutigen Mädchen zum ersten Mal auf dem Weg zu einer Ballettstunde in einem Kirchhof begegnen. Sofort sind die Dinge sichtbar, die sie miteinander verbinden:
„Wir hatten beide den identischen Braunton, als hätte man ein Stück hellbraunen Stoff durchgeschnitten, um uns beide daraus zu machen, unsere Sommersprossen sammelten sich an der gleichen Stelle, wir waren gleich groß.”
Das erzählt die namenlose Ich-Erzählerin gleich zu Beginn von „Swing Time“. Sie und Tracey leben in tristen Hochhausanlagen in London. Ihre große Leidenschaft: das Tanzen und Musicals. Die zufällige Begegnung bei den Ballettstunden ist der Beginn einer tiefen Freundschaft, die in den nächsten Jahrzehnten jedoch immer wieder großen Herausforderungen ausgesetzt ist.
Neues am Kronenplatz Karlsruhe: Das “intro CAFÉ” öffnet
Einige Variablen sind noch unbekannt, die Zuversicht ist trotzdem groß: Am kommenden Samstag, 1. Mai, öffnet das “intro CAFÉ” zum ersten Mal offiziell seine Türen – in den Räumen der ehemaligen “Coffeebox” direkt am Kronenplatz. Mitten in der Corona-Pandemie, noch ohne genaue Aussicht, ab wann es für die Gastronomie wieder Lockerungen gibt. Alles nur zum Mitnehmen, lautet deshalb vorerst die Maxime.
Als ich eine Woche zuvor mein Fahrrad auf dem Kronenplatz abschließe und die “intro CAFÉ”-Crew besuche, spüre ich schnell, wie riesig die Vorfreude ist.
Insgesamt sieben junge Karlsruher*innen haben sich für das “intro CAFÉ” zusammengetan und extra die “Schmons-GmbH” dafür gegründet. “Wir haben die Zusage, dass wir das Café betreiben dürfen, bereits seit Sommer 2020, wir wollen nun nicht mehr länger warten”, sagt Simon (Schmon) Englert. Der Tatendrang ist groß.
Ein Kunstfestival in Karlsruhe: “10 Tage – 10 Räume”
Vorbei an der Dorfschänke und dem SPD-Parteibüro, ganz nahe an der Brunnenstraße liegt „Die neue Fledermaus“. Nicht nur die Fassade der alternativen Kleinkunstbühne ist bunt. Auch als ich ihr Innerstes betrete, gelange ich in eine farbenfrohe Welt. Ein Vintage-Sofa steht dort auf Teppichen, die aus einem anderen Jahrhundert stammen, ein Kronleuchter baumelt an der Decke und eine antike Schirmlampe lehnt ein wenig schief an einem Regal.
„Schön, dass du da bist“, empfängt mich Ondine Dietz herzlich. Sie hat mich eingeladen, um mir mehr über das Kunstfestival „10 Tage – 10 Räume“ zu erzählen. Die Veranstaltung findet ab Donnerstag, 27. Juni, in Karlsruhe statt. Nicht zentral an einem Ort, sondern verteilt über das gesamte Stadtgebiet.
Kritik von “Americanah”: Ein kluger Roman, der sich mit den wichtigen Themen unserer Zeit befasst!
Es ist der Beton auf ihrer Seele, der Ifemelu dazu bringt, nach 13 Jahren wieder nach Nigeria zurückzukehren. Schicht für Schicht hat sich in den USA die Unzufriedenheit in ihr breitgemacht. Wieder nach Afrika zu fliegen, ist aber keine leichte Entscheidung für die junge Frau. In Princeton hat sie ein begehrtes Stipendium erhalten, mit ihrem Freund Blaine führt sie eine solide Beziehung und ihr Blog über Rassismus wird von Tausenden Menschen gelesen.
Doch Ifemelu hat Sehnsucht. Sie möchte zurück nach Lagos, wo ihre Familie und ihre Jugendliebe Obinze (Zed) leben. Zu Zed hat sie einige Jahre zuvor jäh den Kontakt abgebrochen. Nun ist er ein erfolgreicher Geschäftsmann, mit einer anderen Frau verheiratet und hat eine kleine Tochter. Trotzdem schreibt sie ihm eine Email und kündigt ihre Rückkehr an. Was wird passieren?
Eine emotionale Wucht: der Oscar-Gewinner “Parasite” – Filmkritik
Wo genau können sie in ihrer Bruchbude auf die W-LAN-Netzwerke der Nachbarn zugreifen? Das ist zu Beginn von „Parasite“ das Hauptproblem der vierköpfigen Familie Kim. Ihre Handyrechnungen haben sie alle nicht bezahlt, der Zugang zur Online-Welt ist für sie dadurch gekappt.
Sie haben aber Glück an diesem Tag. Nach kurzem Suchen wird Tochter Ki-Jung im schäbigen Badezimmer fündig. Neben der verdreckten Toilette klappt es, die Verbindung steht, endlich können sie wieder chatten und mit anderen Kontakt aufnehmen – unter anderem mit dem Pizza-Lieferservice, für den die komplette Familie Kartons faltet.
Eine Gesellschaftskritik, die es in sich hat
Der mehr als 200-mal prämierte südkoreanische Film „Parasite“ beginnt harmlos und mit viel Sarkasmus. Mehr als eine Stunde lang ist der vierfache Oscar-Gewinner ein wahrhaft cooles, unterhaltsames Werk über die armen, aber gerissenen Kims, die sich nach und nach in das Haus einer reichen Familie einschleichen und damit die Chance nutzen, ein wenig vom Luxus abzubekommen.
Eine feine Schicht aus weißem Babypuder bedeckt den dunklen Boden, als ich die “Bar Luka” zum ersten Mal betrete – eine hauchdünne Erinnerung an die einzige Veranstaltung, die die frühere Espresso- und Zigarren-Bar „Leonardo“ im Dezember 2016 nochmals kurz belebte.
Schon seit vier Jahren knattern in der Zähringerstraße 96 keine Kaffeemaschinen mehr, der feine Duft nach gerösteten Arabica-Bohnen und Tabak ist verschwunden. Stattdessen nutzte das Gartenbauamt den Keller, um dort seine Akten zu lagern. Außerdem fanden Sonnenschirme und Weihnachtsbäume vorübergehend ein Zuhause.
Nun kehrt endlich wieder Leben ein, für drei Monate eröffnen Tim Strüver und Michael Kröck die temporär existierende „Bar Luka“ – mit einem innovativen Konzept, außergewöhnlichen Drinks und DJs.
„Wir möchten die Karlsruher Ausgehkultur mit unserem Angebot bereichern“, sagt Tim. Ihre Maxime: Nicht nur lamentieren, dass etwas in der Fächerstadt fehlt und Langeweile herrscht, sondern aktiv den Ist-Zustand verändern. Ende Januar 2018 begannen die Gespräche mit der Fächer GmbH, im April stand der Vertrag. Die offizielle Eröffnung der “Bar Luka” ist nun am Freitag, 29. und Samstag, 30. Juni.Weiterlesen »
Qualität und Liebe zum Detail: Das iaro in Karlsruhe
Es ist ein Lichtblick inmitten der tristen Corona-Pandemiezeit: Nabila und Armin Zandieh sitzen am Valentinstag strahlend in ihrem Café iaro. Sie haben sich getraut und trotz der derzeit widrigen Umstände am 18. Dezember 2020 ihren Laden eröffnet – vorübergehend mit einer kleinen Karte und alles nur zum Mitnehmen.
Es duftet nach Kaffee und frisch gebackenem Bananenbrot, als wir uns im hinteren Teil des Cafés hinsetzen. Im Ofen sind gerade noch Croissants, die langsam aufgehen und golden schimmern.
Eine Plane trennt diesen hinteren Bereich von dem Verkaufsraum, der nach außen verglast ist. Die Schlange davor ist lang – am Tag meines Besuchs, aber auch ansonsten. „Wir sind überglücklich, dass die Nachfrage so schnell so groß ist“, sagt Nabila. „Es hätte nicht besser laufen können“, ergänzt Armin.
Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.