26. Februar 2023

Serienkritik: „Das Gesetz nach Lidia Poët“

Netflix-Serie: „Das Gesetz nach Lidia Poët“ – was für eine tolle Frau!

Ein feministischer Krimi – das klingt zunächst staubtrocken, ist bei der Netflix-Krimiserie „Das Gesetz nach Lidia Poët“ aber sehr unterhaltsam umgesetzt. Anstrengende Dialoge oder Botschaften mit dem erhobenen Zeigefinger? Fehlanzeige. Die sechs kurzweiligen Folgen um die kluge und mutige Juristin Lidia (Matilda De Angelis) zeigen auf eingängige Weise, wie schwer es Frauen im konservativen Italien Ende des 19. Jahrhunderts hatten, beruflich erfolgreich zu sein.

Das Tolle an der Serie ist, dass es Lidia Poët tatsächlich gegeben hat. Sie wurde 1855 geboren und war die erste Anwältin in Italien, die aber hart dafür kämpfen musste, als Frau ihren Beruf überhaupt ausüben zu dürfen. Sie lehnte sich gegen gesellschaftliche Konventionen auf und stand deshalb immer wieder vor großen Herausforderungen. Für die italienische Frauenbewegung ist sie bis heute von großer Bedeutung.

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19. Februar 2023

Serienkritik: „Jedes Mal, wenn wir uns verliebten“

Netflix-Serie: „Jedes Mal, wenn wir uns verliebten“ – ohne Überraschungen

Als ich die Beschreibung der Netflix-Serie „Jedes Mal, wenn wir uns verliebten“ sehe, muss ich sofort an den Buch-Bestseller „Zwei an einem Tag“ von David Nicholls denken. Zwei junge Menschen, die sich im Laufe von zwei Jahrzehnten immer wieder begegnen, sich zueinander hingezogen fühlen, aber trotzdem an einer Beziehung scheitern.

Vor 15 Jahren finde ich dieses Konzept spannend und verschlinge den Roman innerhalb kürzester Zeit. Nun bin ich gespannt, ob mich die spanische Serie auch so mitreißen wird.

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7. Februar 2023

Buchkritik: „Lügen über meine Mutter“ von Daniela Dröscher

„Lügen über meine Mutter“ von Daniela Dröscher

„Lügen über meine Mutter“: über die typische Unterdrückung einer Frau in den 1980-Jahren

Noch während ich „Lügen über meine Mutter“ von Daniela Dröscher lese, hämmert vor allem ein Gedanke immer wieder in meinem Kopf: „Zum Glück ist es für Frauen in den vergangenen 40 Jahren so viel leichter geworden, ein emanzipiertes Leben zu führen – was für ein Privileg hat meine Generation“.

Auch die Autorin schreibt:

„Immer wieder muss ich mir klarmachen, wie ungewohnt es für Frauen damals noch gewesen sein muss, ein eigenes Konto zu sitzen. Ebenso neu war es, einen Beruf wählen zu können, einen, der nicht von den Eltern ausgesucht, oder eine Stelle anzutreten, die nicht einfach vom Ehemann gekündigt werden konnte. Erst seit 1977, dem Jahr meiner Geburt, erhielten Frauen dieses Recht auf Selbstbestimmung.“

Daniela Dröscher blickt in ihrem Roman zurück auf ihre eigene Kindheit in einem typischen westdeutschen Dorf in den 1980er-Jahren. Was sie erzählt, kommt mir so bekannt vor, dass ich beim Lesen kaum stoppen kann. Ich verschlinge das Buch innerhalb weniger Tage, weil ich das Geschriebene so treffend und spannend finde.

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25. Januar 2023

Buchkritik: „Judith und Hamnet“ von Maggie O’Farrell

„Judith und Hamnet“ von Maggie O'Farrell

„Judith und Hamnet“: Wie Shakespeare zu seinem Stück „Hamlet“ fand

Das Buch „Judith und Hamnet“ entdecke ich zufällig. Es ist Schauspielerin Tanya Reynolds, die es in einer ihrer Instagram-Stories präsentiert. „Women’s Prize for Fiction“ lese ich auf dem Cover. Da die Sex-Education-Darstellerin schon mehrmals Romane empfohlen hat, die ich toll finde, möchte ich mehr wissen. Ich klicke mich durchs Netz, suche nach Informationen zu „Judith und Hamnet“ und weiß schnell: Das möchte ich lesen.

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4. Januar 2023

Buchkritik: „Hast du uns endlich gefunden“ von Edgar Selge

„Hast du uns endlich gefunden“ von Edgar Selge

 „Hast du uns endlich gefunden“: ein trister Blick in die bürgerliche Welt der 1960er-Jahre

Wie ist es, in den 1960er-Jahren groß zu werden? Mit Eltern, die im Zweiten Weltkrieg mit dem Regime von Adolf Hitler sympathisierten und nun damit leben müssen, dass sie sich getäuscht haben und jahrelang die Gräueltaten der Nationalsozialisten ignorierten.

Der deutsche Schauspieler Edgar Selge weiß darüber ein ganzes Buch zu schreiben. In seinem autobiografisch angehauchten Roman „Hast du uns endlich gefunden“ lässt er einen Blick zu in seine Kindheit in einer bürgerlichen Familie.

Mit klarer, detailreicher und bewegender Sprache nimmt er die Lesenden mit in eine Zeit, in der Gewalt wie selbstverständlich zur Kindererziehung gehörte und Frauen sich für die Familie aufopferten.

 „Hast du uns endlich gefunden“ hat mich an sehr vielen Stellen zutiefst berührt und nachdenklich gemacht. Edgar Selge ist ein toller Erzähler – und schonungslos, vor allem gegenüber seinem gewaltvollen Vater. Die Ambivalenz seiner Gefühle quillt aus nahezu jedem Kapitel.

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30. Dezember 2022

Flimmerkasten: “Emily in Paris”

„Emily in Paris“ Staffel 1 + 2 + 3: eine Serie voller Kitsch, Klischees und Haute-Couture

Franzosen und Französinnen, die erst nach 10 Uhr zu arbeiten beginnen, mittags schon Weißwein trinken und die englische Sprache boykottieren: Die Netflix-Serie „Emily in Paris“ trieft regelrecht vor Klischees und Oberflächlichkeit. Auch die Bilder aus der französischen Hauptstadt wirken, als sei ein quietschbunter Instagram-Filter darüber gelegt worden. Paris leuchtet, blüht und sieht aus wie eine märchenhafte Version ihrer selbst. Die raue Realität: Fehlanzeige!

Halte ich zu viel Kitsch gewöhnlich nur sehr schwer aus, ging es mir bei der Serie um Hauptdarstellerin Lily Collins anders. Bereits die erste Folge zog mich wie ein Hurrikan in die Bubblegum-Welt.

„Emily in Paris“ ist Kitsch in Perfektion. Die Serie ist ein wahres Feuerwerk an ästhetisch geschmackvollen Szenen. Die Schauspieler*innen sind durchweg adrett, ihre Kleidung pure Fashion und die Geschichte ist so kurzweilig, dass ein Binge-Watching nur schwer zu verhindern ist – zumindest bei den ersten beiden Staffeln.

In der dritten Staffel fällt der Spannungsbogen ein wenig ab. Nur die letzten Minuten der zehnten Folge drehen die Handlung nochmals um – dafür dann aber mit voller Wucht.

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26. Dezember 2022

Buchkritik: „Ungezähmt“ von Glennon Doyle

„Ungezähmt“ von Glennon Doyle

„Ungezähmt“: Über eine Frau, die selbstbestimmt ihr Leben gestaltet

Meine Skepsis war riesig, als ich begann, „Ungezähmt“ von Glennon Doyle zu lesen. Ein supererfolgreicher Bestseller aus den USA, bei dem die Autorin darüber schreibt, wie sie sich von gesellschaftlichen Ketten befreite und nun selbstbestimmt lebt – massenkompatibel und leicht verständlich aufbereitet.

„Ist das nicht furchtbar trivial?“, fragte ich die Freundin, die mir das Buch auslieh. Die Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen ist schließlich ein Thema, das mich bereits seit Jahren intensiv beschäftigt. Muss es da noch solch ein gehyptes Buch sein, das sich auch für Einsteigerinnen eignet? „Lies es trotzdem mal, ich bin gespannt auf deine Meinung!“, entgegnete sie lachend.

Nun, einige Wochen später, habe ich das Buch zu Ende gelesen – und bin positiv überrascht.

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21. November 2022

Heimat: “Ein Abend bei Amélie Hentschel”

Amélie Hentschel

Alle Bilder sind von Sebastian Heck.

Amélie Hentschel: Modelabel unter dem Dach

Direkt unter dem Dach hat sich Amélie Hentschel ihr Atelier eingerichtet. Wenn es regnet, hört sie dort das Prasseln der Tropfen, wenn die Sonne scheint, erhellen die Strahlen den kleinen Raum. Drei Stockwerke wandert sie jeden Morgen von ihrer Wohnung dorthin hoch – sobald ihre zwei kleinen Jungs in der Kindertagesstätte sind und sie den Kopf frei hat: für Stoffe, Muster und neue Kreationen an der Nähmaschine.

Amélie Hentschel

Das ist Amélie.

„Mein Kämmerchen“, nennt die Designerin liebevoll ihre Oase. „Hier kann ich kreativ sein und neue Stücke für mein Label entwerfen.” AH310 hieß ihr Hautprojekt bislang, der Name setzt sich zusammen aus den Anfangsbuchstaben ihres Namens und dem Startdatum, dem März 2010. Zukünftig wird die Designerin ihre eigenen Kollektionen aber unter dem Label “Amélie Hentschel” herausbringen, AH310 besteht mit ihrem Mützen-Upcycling-Projekt fort.   Weiterlesen »

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18. November 2022

Buchkritik: “Dicht” von Stefanie Sargnagel

Buchkritik: "Dicht" von Stefanie Sargnagel

“Dicht” von Stefanie Sargnagel: Unterhaltsam, aber ohne Tiefgang

Dass Stefanie Sargnagel eine bewegende Jugendzeit hatte, daran zweifelte ich auch schon vor ihrem Buch „Dicht – Aufzeichnungen einer Tagediebin“ keineswegs. Von Konformität und bürgerlichen Lebensformen ist die österreichische Schriftstellerin so weit entfernt, es wäre eine riesige Überraschung gewesen, hätte sich das nicht bereits früh in ihrem Leben abgezeichnet.

Seit Jahren verfolge ich Stefanie Sargnagel bereits über die sozialen Medien. Ihre bissigen Postings auf Facebook sind nicht nur unterhaltsam, sondern beschäftigen sich auch häufig mit politischen Themen und weisen auf Missstände in der Gesellschaft hin. Vor allem die Rechten in Österreich fühlen sich von ihr provoziert.

Während ihr Buch „Statusmeldungen“ ein Sammelsurium an kuriosen Facebook-Posts ist und unter anderem von ihren Erfahrungen in einem Call Center und von der Zeit handelt, als viele Geflüchtete nach Österreich und Deutschland kamen, hat die Autorin mit „Dicht“ einen Coming-of-Age-Roman geschrieben, in dessen Mittelpunkt sie selbst und ihre illustren Freund*innen aus Wien stehen.

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2. November 2022

Buchkritik: “Was man von hier aus sehen kann” von Mariana Leky

"Was man von hier aus sehen kann" von Mariana Leky

Ein Feuerwerk an grandiosen Ideen: “Was man von hier aus sehen kann”

Dass mir „Was man von hier aus sehen kann“ von Mariana Leky nachhaltig ans Herzen wachsen wird, ist mir bereits nach wenigen Seiten klar. Von meiner Couch aus reise ich durch das Buch in eine Welt, in der die Sprache vor Schönheit trieft, die Charaktere mit liebevollen Kanten überzeugen und in der der Tod zwar für traurige Momente sorgt, aber der Handlung auch unwahrscheinlich viel Tiefe verleiht.

Mariana Leky ist eine großartige Erzählerin. In „Was man von hier aus sehen kann“ zündet sie ein Feuerwerk an kuriosen Ideen und Ereignissen. Dadurch ist nicht nur die Handlung an sich eine Stärke des Romans, sondern auch die vielen skurrilen kleinen Beschreibungen des Alltags der Protagonst*innen, die auf nahezu jeder Seite zu finden sind.

Nun, um was geht es aber in „Was man von hier aus sehen kann“?

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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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