30. November 2020

Schmöker: “4321” von Paul Auster

"4321" von Paul Auster

Besser geht es nicht: “4321” von Paul Auster!

Als ich nach 1259 Seiten von Archibald Ferguson Abschied nehme, bin ich zutiefst traurig. Knapp drei Monate hat mich „4321“ am Feierabend und am Wochenende begleitet, vorrangig zuhause, da ich den schweren Schmöker im Rucksack nicht durch die Welt schleppen wollte. Es war wie eine Sucht. Wann immer ich Zeit hatte, wollte ich wissen, wie es Archie geht, was er erlebt, wie er mit all den vielen Herausforderungen des Lebens klarkommt.

Das Besondere an diesem Buch: Autor Paul Auster lässt seinen jungen Protagonisten gleich viermal durchs Leben stolpern – mit unterschiedlichen Rahmenbedingungen. Nach dem Prinzip: Was wäre passiert, wenn…? Paul Auster ist damit ein außergewöhnliches Buch geglückt. Nicht nur diese Konzeption ist hochspannend, sondern auch der Inhalt ist so berührend und bereichernd, dass ich am Ende dankbar war, dass ich diese meisterhafte Literatur lesen durfte – und dadurch so viele neue Gedanken zum Leben bekommen habe. Besser geht es nicht.  

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27. November 2020

Schmöker: “Ein wenig Leben” von Hanya Yanagihara

“Ein wenig Leben”: eine emotionale Wucht!

Ich hoffte, litt und bangte – und am Ende war ich emotional komplett am Ende. „Ein wenig Leben“ hat mich in einen gewaltigen Gefühlsstrudel gerissen. So sehr, dass ich Autorin Hanya Yanagihara auf einigen Seiten dafür verfluchte, wie sie mir nur solch eine traurige Geschichte zumuten kann.

Aber auf den meisten der knapp 1.000 Seiten war ich ihr zutiefst dankbar, dass sie dieses wunderbare Buch geschrieben hat – einen literarischen Orkan, der zwar erstmal alles platt macht, in die schlimmsten menschlichen Abgründe führt, mir schrecklich oft die Tränen in die Augen trieb, aber gleichzeitig soviel Weisheit und Klugheit offenbart. Die Wortwahl, die Anordnung der Sätze, die Handlungsstruktur: „Ein wenig Leben“ ist ein Roman, der mich unglaublich bereicherte und mich sehr zum Nachdenken brachte. Er ist für mich ein Meisterwerk. Weiterlesen »

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22. November 2020

Heimat: “Ein Nachmittag im Leihladen Karlsruhe”

„leih.lokal“ + „Frei_Räume“ Karlsruhe: sharing is caring

Es nieselt und ist ungemütlich, als ich an diesem Herbsttag mein Fahrrad an der Hauswand der Gerwigstraße 41 abstelle. Durch das Schaufenster sehe ich in einem hellen Raum einen Mann an einem Laptop sitzen. Ein knallrotes Bobbycar hängt an einem silbernen Fleischerhaken an der Wand – in einer Reihe mit einem schnittigen Snowboard und einem weißen Ventilator.

Seit Anfang Oktober befindet sich in der ehemaligen Metzgerei Bässler ein Leihladen, den die Bürgerstiftung Karlsruhe ins Leben gerufen hat. Außerhalb der Öffnungszeiten können die Räume außerdem von Vereinen und Ehrenamtlichen kostenlos gemietet werden. Für Konzerte, Lesungen oder zu gemeinsamen Kochevents in der großen Küche. Ich möchte mehr über das Konzept dieses Share-Economy-Projekts wissen und trete ein.

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21. November 2020

Buchkritik: “Ich bin dann mal weg” von Hape Kerkeling

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“Ich bin dann mal weg” von Hape Kerkeling: klug und kurzweilig

Hape Kerkeling und der Jakobsweg waren bislang nicht unbedingt Themen, die mich brennend interessierten. Aus dem deutschen Unterhaltungsfernsehen bin ich seit längerer Zeit ausgestiegen und Pilgerreisen, nun ja, vielleicht mal mit 60 Jahren oder so. Aber bestimmt nicht jetzt. So war auch der Bestseller “Ich bin dann mal weg” komplett an mir vorbeigezogen.

Das änderte sich vor wenigen Wochen. Für ein Interview für die Arbeit prasselte ich mit dem Thema zusammen. Ich begann das Buch völlig unbefangen zu lesen, ging davon aus, dass es mich schrecklich langweilen wird. Aber, Überraschung: Ich war von Seite zu Seite mehr angetan. Hape Kerkeling schreibt so viele kluge Dinge auf solch kurzweilige Art, dass ich gar nicht mehr zu lesen aufhören wollte. Damit nicht genug: Er hat mich mit seinen Erfahrungen so sehr begeistert, dass ich nächstes Jahr eine Teilstrecke des Jakobwegs selbst laufen möchte.   Weiterlesen »

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21. November 2020

Fernweh: Illustres Island, Teil 2 – von Elfen und Fjorden, der Osten

Island Osten

Werd ich zum Augenblicke sagen:
Verweile doch! Du bist so schön!

Von Gletscherlagunen und Walen – der Osten Islands

Lavafelder, Gletscher, Fjorde. Die Autofahrt auf der Ringstraße vom Süden in den Osten Islands ist ein Spektakel. Stopp. Stopp. Stopp. Wir müssen sofort anhalten! Sofort. Immer wieder fällt an diesem fünften Tag dieser Satz. Es hat tatsächlich etwas Paradiesisches, als an diesem Sommerabend die Sonne langsam untergeht und die Berge und Seen in den wärmsten, herrlichsten Farben strahlen. Ein ganz besonderer Anblick.

Island Ringstraße

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15. November 2020

Fernweh: Illustres Island – Teil 1, der Süden

Island Rundreise durch Island: Selfoss und The Golden Circle

Es gab bislang wenige Momente in meinem Leben, in denen ich das Gefühl hatte, dass nur noch beten hilft. Auf dem Weg nach Mjóifjörður, einem abgelegenen Fjord im Osten von Island, ist aber nur ein einziger Gedanke in meinem Kopf: Wenn es irgendwo da draußen eine übermächtige Kraft gibt, wäre es supernett, wenn sie uns ohne Katastrophen wieder zur Unterkunft bringt. Supernett, wirklich. Beamen wäre auch okay.

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10. November 2020

Fernweh: “Liebenswertes Ljubljana”

 Ljubljana

Alleine Reisen: ein Ausflug nach Ljubljana

Wer im Alltag ein wenig Langweile hat, sollte im tiefsten Winter alleine mit dem Flixbus von Karlsruhe nach Ljubljana fahren – und sich dort in eine Schein-WG einmieten. Ich garantiere: Noch viele Monate später wirken die Erinnerungen nach.

Äußerst spontan hatte ich mich im vergangenen Jahr für einen Urlaub in Slowenien entschieden. Die Kündigung für meinen damaligen Job war gerade abgeschickt, der Vertrag beim neuen Arbeitgeber bereits unterschrieben. Am 1. Januar sollte es losgehen. Den kompletten Dezember hatte ich dadurch frei. Was tun in den vier Wochen? Zürich! Das stand zuerst mit zwei Freundinnen auf dem Plan. Danach wollte ich aber nochmals alleine weg. Nur wohin so kurz vor Weihnachten?

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31. Oktober 2020

Heimat: Ein Mittag mit Stephan Becker von ‘The Hunter'”

Das ist Stephan.

Ein neuer Besitzer für “The Hunter”

Umgeben von immergrünen Wäldern, mächtigen Bergen und tiefblauem Wasser stöberte sich Stephan Becker vor drei Jahren tagelang durch die Vintage-Läden Seattles. „Es war mein absolutes Paradies“, erzählt er mir. Mit seiner Freundin tourte Stephan damals insgesamt zwölf Monate lang durch die USA.

Die Stadt im Pazifischen Nordwesten begeisterte ihn besonders – wegen ihrer Musikgeschichte und ihrem Lifestyle. Schallplatten, Kleidung, Möbel. Alles versehen mit einem Flair vergangener Tage, voll mit Nostalgie, Melancholie. „Ich habe mich sehr wohl dort gefühlt“, erinnert er sich. Zum ersten Mal verspürte er den Wunsch, in seiner Heimatstadt Karlsruhe selbst einen Vintage-Laden zu eröffnen.

Im Janaur diesen Jahres erfüllt er sich seinen Wunsch. Er übernahm „The Hunter – Select Vintage Goods“, den Astrid Zu Castell und Sarah Bürklin seit 2014 in der Karlsruher Südstadt geführt hatten. Stephan verkauft dort nun weiterhin Möbel aus den 1950er- bis 1970er-Jahren. Außerdem hat er das Sortiment erweitert: Bei „The Hunter“ gibt es nun auch Schallplatten sowie Kleidung hauptsächlich aus den 1980er- und 1990er-Jahren.  Weiterlesen »

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30. Oktober 2020

Fernweh: “Grey Glasgow”

Glasgow

Städtetrip nach Glasgow

Kurze Aufregung. Der Start in Glasgow verläuft ein wenig turbulent. Während ich mit dem Zug am Bahnhof „Queen Street“ ankomme, landet meine Freundin, die von London anreist, am Hauptbahnhof – irrtümlicherweise gingen wir fest davon aus, dass wir am gleichen Bahnhof sein werden. So stehen wir aber in unterschiedlichen Empfangshallen und suchen einander. Vergeblich.

Nicht mal unsere Smartphones können helfen. Der Handy-Akku meiner Freundin ist leer. Meine Anrufversuche enden so im Nirvana. Und nun? Wir greifen zurück zu konservativen Kommunikationsmitteln. Das heißt: auf das direkte Gespräch mit Bahnhofsangestellten. So erfahren wir, dass es unterschiedliche Möglichkeiten gibt, um mit Fernzügen nach Glasgow zu kommen. Und während sie intuitiv am Hauptbahnhof bleibt, ziehe ich mein Gepäck einmal quer durch die Fußgängerzone und finde sie endlich.

Juhu, geschafft, nun können wir weiter zusammen nach Dennistoun fahren – in dem Stadtteil im Eastend von Glasgow werden wir die nächsten 2,5 Tage wohnen. Weiterlesen »

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28. Oktober 2020

Heimat: “Japan”

Credit: JJ Ying

Japanischer Wind in meinem Leben!

Mein Mitbewohner kommt aus Japan. Bevor er mit seinen Koffern und Kisten vor der Wohnungstür stand, hatte ich mich nur wenig mit dem fernöstlichen Land beschäftigt. Sushi, Mila Superstar, Fukushima. Das waren bis zu unserer Begegnung die ersten drei Substantive, die mir zu Japan einfielen.

Mein Wissen ist in den vergangenen Monaten enorm gewachsen. Ich weiß, dass in Japan Umarmungen bei der Begrüßung unüblich sind, die Emanzipationsbewegung der Frauen deutlich hinter der in Deutschland ist und es Okinawa gibt, eine Insel, die so traumhaft aussieht, dass ich dort unbedingt hin möchte.

Credit: Vladimir Haltakov
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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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