14. März 2022

Kurioses: Autofrei

Mein Leben ohne Auto

Es war an einem Samstagnachmittag, als ich auf einem Parkplatz Abschied von meinem Auto nahm. Mit großer Vorfreude hatte ich zwei Tage vor meinem Geburtstag in einem Supermarkt einen Großeinkauf erledigt. Sektflaschen, Chips und Bierkästen waren bereits nach feinster Tetris-Technik im Kofferraum gestapelt.

Als ich erleichtert auf dem Fahrersitz Platz nahm, den Schlüssel umdrehte, ertönte aber statt eines harmonischen Brummens ein mysteriöses Geräusch. Eine Mischung aus Rattern, Knirschen und Kreischen. Ein Grrrrkrrkjrrrrkkkkrrrrjrrrrrrr. Es war ein Laut, bei dem ich sofort wusste: Es gibt ein Problem – und zwar ein großes.

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7. März 2022

Flimmerkasten: “Inventing Anna”

Kritik der Netflix-Serie “Inventing Anna”: eine Fake-Erbin treibt ihr Unwesen

In einer Tageszeitung las ich vor knapp drei Jahren das erste Mal von Anna Sorokin. Im Jahr 2019 stand sie in New York vor Gericht – eine Hochstaplerin aus Deutschland, die die High-Society hinter das Licht führte. Kopfschüttelnd überflog ich den Text und fragte mich, wie sie das genau schaffte.

Die großartige Netflix-Serie „Inventing Anna“ gibt darauf nun Antwort – also zumindest zu einem großen Teil. „Everything ist true. Except the parts, that are totally made up“ wird bei jeder der insgesamt neun Folgen im Vorspann eingeblendet. Was ist wahr, was nicht? Als ich mich im Internet auf Faktencheck begab, stellte ich fest, dass sich die Hauptpunkte der Handlung wohl tatsächlich so zugetragen haben, wie es in der Netflix-Serie zu sehen ist.

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24. Februar 2022

Schmöker: “Der Trafikant” von Robert Seethaler

Der Trafikant von Robert Seethaler

Ein Juwel in Buchform: “Der Trafikant” von Robert Seethaler

Fast wäre „Der Trafikant“ in meinem Bücherchaos untergegangen. Bereits vor Jahren hatte ich ihn gekauft, auf meinen Stapel an ungelesenen Werken gelegt – und vergessen. Immer wieder kam ihm ein anderer Roman zuvor, verdrängte ihn. „Der Trafikant“ rutschte tief, tiefer und verschwand nahezu, bis ihn seine Verfilmung im vergangenen Jahr schlagartig in mein Gedächtnis zurückbrachte.

Zum Glück.

Innerhalb weniger Tage habe ich das Buch mit dem minimalistischen Cover nun gelesen, Satz für Satz aufgesaugt. „Der Trafikant“ ist voll mit wunderbaren Beschreibungen, Witz und einer Leichtigkeit der Sprache, die der Grausamkeit der Geschehnisse kurz vor dem Zweiten Weltkrieg diametral gegenübersteht – und dadurch erst recht eine Intensität entwickelt. Der Roman erfasste mich mit voller Wucht. Er ist ein funkelnder Juwel in Buchform.

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5. Februar 2022

Karlsruhe: “Ein neues Zuhause für den Panorama e.V. & das P8”

Panoramaverein I P8 I Karlsruhe

Karlsruhe: Der Panorama-Verein und das P8 sind nun in der Schauenburgstraße 5

Dass ich gleich am Ziel angekommen bin, erkenne ich an dem großen Schild, das auf der Straße schon von Weitem zu erkennen ist. „Kein Mensch ist illegal“ steht in prägnanten weißen Buchstaben auf schwarzem Hintergrund. Grüne und rote Sprühfarbe umrahmt die Schrift.

Langsam bremse ich ab und fahre mit meinem Fahrrad auf das Gelände der Schauenburgstraße 5, wo der soziokulturelle Panoramaverein ein neues Zuhause gefunden hat. Mitten im Bulacher Industriegebiet – umgeben vom Diakonie-Secondhandladen, McDonalds und einer Esso-Tankstelle.

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31. Januar 2022

Schmöker: “Corpus Delicti” von Juli Zeh

"Corpus Delicti" von Juli Zeh

“Corpus Delicti” von Juli Zeh: Wie lebt es sich in einer Gesundheitsdiktatur?

Mit Mundschutz durch den Alltag: Was für die meisten Menschen in den westlichen Ländern vor einem Jahr noch völlig abwegig erschien, ist in „Corpus Delicti“ von Juli Zeh Normalität. Der 2009 erschienene Roman spielt in der nahen Zukunft, irgendwann Mitte des 21. Jahrhunderts.

Die parlamentarische Demokratie hat ausgedient, stattdessen hat sich eine Gesundheitsdiktatur etabliert: die METHODE. Die Menschen tragen einen Chip im Arm, um ihre Aktivitäten und Körperwerte zu messen. Alles nur erdenklich Schädliche ist in der Diktatur verboten. Das heißt: keine Süßigkeiten, keine Zigaretten, kein Alkohol. Sport gehört zum Pflichtprogramm. Die Intention dahinter:

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29. Januar 2022

Buchkritik: “Die verschwindende Hälfte” von Brit Bennett

"Die verschwindende Hälfte" I Brit Bennett

„Die verschwindende Hälfte“: ein großer Roman über Rassismus und Liebe

Es ist der 14. August 1954, als die Schwarzen Zwillinge Stella und Desiree Vignes nach dem Stadtgründer-Fest spurlos aus Mallard verschwinden. 16 Jahre sind sie damals alt. Keiner im kleinen Südstaaten-Städtchen ahnt, wohin sie gegangen sind. Es herrscht große Aufregung. Vor allem für ihre Mutter, eine mittellose Witwe, ist es ein schwerer Schlag.

Das Besondere an Mallard: Es ist keine gewöhnliche Kleinstadt in Louisiana. Die Bewohner*innen werden von Generation zu Generation immer weißer.

„(…) wie eine Tasse Kaffee, die man immer weiter mit Sahne verdünnt. Immer perfektere Negroes. Eine Generation hellhäutiger als die andere.“

Vor allem Stella macht sich diese Eigenschaft zunutze. Sie gibt sich mit ihrem hellbraunen Teint als Weiße aus, heiratet einen reichen Mann und beginnt ein komplett neues Leben – mit all den Privilegien, die für sie als Schwarze Frau völlig unerreichbar gewesen wären. Ein Seitenwechsel, den Autorin Brit Bennett unglaublich spannend, gefühlvoll und mitreißend in „Die verschwindende Hälfte“ beschreibt.

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27. Januar 2022

Flimmerkasten: “Suits”

Serie „Suits“ auf Netflix: “You just got litt up“

An einem Sonntagabend nehme ich Abschied von Harvey, Mike, Donna und Louis. Ein knappes halbes Jahr hat mich die Fernsehserie „Suits“ begleitet – 134 Folgen verteilt auf neun Staffeln. 

Es war ein Wechselbad der Gefühle. Von Staffel zu Staffel rutschte ich mehr in die Welt der New-Yorker-Anwälte, ließ mir juristische Fachbegriffe an den Kopf werfen, bangte bei den spannenden Gerichtsprozessen mit und sah Megan Markle endlich mal als Schauspielerin. Bislang war sie mir nur aus den Skandalen rund um das britische Königshaus bekannt gewesen.

Meine Freude an der Serie war so groß, dass mir mein freundlicher Mitbewohner zu Weihnachten sogar Serien-Merchandise schenkte, eine Louis-Litt-Tasse – natürlich mit seinem bekannten Satz: „You just got litt up“.

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24. Januar 2022

Karlsruhe: “Ein Nachmittag mit Betty Rieckmann”

Betty Rieckmann
Das ist Betty. Alle Fotos sind auch von ihr.

Betty Rieckmann: Mit ihrer Licht-Kunst bereichert sie die Welt

Es sind alte Autoscheinwerfer vom Schrottplatz, die Betty Rieckmann zum Licht führen. Während ihres Studiums der Malerei und Grafik an der Kunstakademie Karlsruhe experimentierte sie für eine Arbeit mit unterschiedlichen Materialien. Bunte Farben, Lacke, Schrott. All das kombinierte sie auf der Leinwand. Auch eine Autobatterie und Autoscheinwerfer befestigte sie darauf. „Als ich sie zündete, machte es plötzlich Bääm“, erzählt mir Betty rückblickend und lacht.

Es war solch ein starker, blendender Effekt, dass sie wusste: „Das ist es, ich möchte mit Licht arbeiten“. Auch ihre Professoren erkannten dieses Potenzial und unterstützten sie. „Es war meine Rettung in dem freien Studiengang, endlich wusste ich, welchen Weg ich gehen möchte“, sagt die 34-Jährige.

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18. Januar 2022

Schmöker: “I love Dick” von Chris Kraus

i love dick - chris kraus

“I love Dick”: einfach nur anstrengend

Bereits nach fünf Seiten kam ich ins Zweifeln. Das soll das „wichtigste Buch über Frauen und Männer im 20. Jahrhundert sein“ (The Guardian)? Und „mitreißend schön“ (Der Spiegel)? Ich war irritiert. Denn von der ersten Seite an fehlte mir bei „I love Dick“ jegliches Gefühl. Vielmehr liest sich der Roman von Chris Kraus konstruiert und schwerfällig.

Die Liebe in „I love Dick“ verkommt zur Performance. Jede Handlung der verkopften Protagonistin ist durchdacht. Die Sätze sind absolut nüchtern geschrieben, an keiner einzigen Stelle war ich berührt. Freude beim Lesen? Fehlanzeige. Auf Seite 161 von 292 resignierte ich und gab den literarischen Kampf auf.

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15. Januar 2022

Schmöker: “Die Interessanten” von Meg Wolitzer

"Die Interessanten" von Meg Wolitzer

„Die Interessanten“: ein kluges und wärmendes Buch für die Seele!

Es ist ein Monat, bevor Robert Nixon von seinem Präsidentenamt zurücktritt, als die Außenseiterin Julie Jacobsen von den „Interessanten“ adoptiert wird – und sich in die humorvolle Jules verwandelt. Die fünf anderen Jugendlichen, mit denen sie an einem lauen Abend beim Sommercamp in einem engen Tipi sitzt, kommen alle aus New York. Jules findet:

„ (…) sie waren wie die Mitglieder eines Königshauses oder französische Filmstars.“

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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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