30. Dezember 2022

Flimmerkasten: “Emily in Paris”

„Emily in Paris“ Staffel 1 + 2 + 3: eine Serie voller Kitsch, Klischees und Haute-Couture

Franzosen und Französinnen, die erst nach 10 Uhr zu arbeiten beginnen, mittags schon Weißwein trinken und die englische Sprache boykottieren: Die Netflix-Serie „Emily in Paris“ trieft regelrecht vor Klischees und Oberflächlichkeit. Auch die Bilder aus der französischen Hauptstadt wirken, als sei ein quietschbunter Instagram-Filter darüber gelegt worden. Paris leuchtet, blüht und sieht aus wie eine märchenhafte Version ihrer selbst. Die raue Realität: Fehlanzeige!

Halte ich zu viel Kitsch gewöhnlich nur sehr schwer aus, ging es mir bei der Serie um Hauptdarstellerin Lily Collins anders. Bereits die erste Folge zog mich wie ein Hurrikan in die Bubblegum-Welt.

„Emily in Paris“ ist Kitsch in Perfektion. Die Serie ist ein wahres Feuerwerk an ästhetisch geschmackvollen Szenen. Die Schauspieler*innen sind durchweg adrett, ihre Kleidung pure Fashion und die Geschichte ist so kurzweilig, dass ein Binge-Watching nur schwer zu verhindern ist – zumindest bei den ersten beiden Staffeln.

In der dritten Staffel fällt der Spannungsbogen ein wenig ab. Nur die letzten Minuten der zehnten Folge drehen die Handlung nochmals um – dafür dann aber mit voller Wucht.

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26. Dezember 2022

Buchkritik: „Ungezähmt“ von Glennon Doyle

„Ungezähmt“ von Glennon Doyle

„Ungezähmt“: Über eine Frau, die selbstbestimmt ihr Leben gestaltet

Meine Skepsis war riesig, als ich begann, „Ungezähmt“ von Glennon Doyle zu lesen. Ein supererfolgreicher Bestseller aus den USA, bei dem die Autorin darüber schreibt, wie sie sich von gesellschaftlichen Ketten befreite und nun selbstbestimmt lebt – massenkompatibel und leicht verständlich aufbereitet.

„Ist das nicht furchtbar trivial?“, fragte ich die Freundin, die mir das Buch auslieh. Die Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen ist schließlich ein Thema, das mich bereits seit Jahren intensiv beschäftigt. Muss es da noch solch ein gehyptes Buch sein, das sich auch für Einsteigerinnen eignet? „Lies es trotzdem mal, ich bin gespannt auf deine Meinung!“, entgegnete sie lachend.

Nun, einige Wochen später, habe ich das Buch zu Ende gelesen – und bin positiv überrascht.

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21. November 2022

Heimat: “Ein Abend bei Amélie Hentschel”

Amélie Hentschel

Alle Bilder sind von Sebastian Heck.

Amélie Hentschel: Modelabel unter dem Dach

Direkt unter dem Dach hat sich Amélie Hentschel ihr Atelier eingerichtet. Wenn es regnet, hört sie dort das Prasseln der Tropfen, wenn die Sonne scheint, erhellen die Strahlen den kleinen Raum. Drei Stockwerke wandert sie jeden Morgen von ihrer Wohnung dorthin hoch – sobald ihre zwei kleinen Jungs in der Kindertagesstätte sind und sie den Kopf frei hat: für Stoffe, Muster und neue Kreationen an der Nähmaschine.

Amélie Hentschel

Das ist Amélie.

„Mein Kämmerchen“, nennt die Designerin liebevoll ihre Oase. „Hier kann ich kreativ sein und neue Stücke für mein Label entwerfen.” AH310 hieß ihr Hautprojekt bislang, der Name setzt sich zusammen aus den Anfangsbuchstaben ihres Namens und dem Startdatum, dem März 2010. Zukünftig wird die Designerin ihre eigenen Kollektionen aber unter dem Label “Amélie Hentschel” herausbringen, AH310 besteht mit ihrem Mützen-Upcycling-Projekt fort.   Weiterlesen »

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18. November 2022

Buchkritik: “Dicht” von Stefanie Sargnagel

Buchkritik: "Dicht" von Stefanie Sargnagel

“Dicht” von Stefanie Sargnagel: Unterhaltsam, aber ohne Tiefgang

Dass Stefanie Sargnagel eine bewegende Jugendzeit hatte, daran zweifelte ich auch schon vor ihrem Buch „Dicht – Aufzeichnungen einer Tagediebin“ keineswegs. Von Konformität und bürgerlichen Lebensformen ist die österreichische Schriftstellerin so weit entfernt, es wäre eine riesige Überraschung gewesen, hätte sich das nicht bereits früh in ihrem Leben abgezeichnet.

Seit Jahren verfolge ich Stefanie Sargnagel bereits über die sozialen Medien. Ihre bissigen Postings auf Facebook sind nicht nur unterhaltsam, sondern beschäftigen sich auch häufig mit politischen Themen und weisen auf Missstände in der Gesellschaft hin. Vor allem die Rechten in Österreich fühlen sich von ihr provoziert.

Während ihr Buch „Statusmeldungen“ ein Sammelsurium an kuriosen Facebook-Posts ist und unter anderem von ihren Erfahrungen in einem Call Center und von der Zeit handelt, als viele Geflüchtete nach Österreich und Deutschland kamen, hat die Autorin mit „Dicht“ einen Coming-of-Age-Roman geschrieben, in dessen Mittelpunkt sie selbst und ihre illustren Freund*innen aus Wien stehen.

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2. November 2022

Buchkritik: “Was man von hier aus sehen kann” von Mariana Leky

"Was man von hier aus sehen kann" von Mariana Leky

Ein Feuerwerk an grandiosen Ideen: “Was man von hier aus sehen kann”

Dass mir „Was man von hier aus sehen kann“ von Mariana Leky nachhaltig ans Herzen wachsen wird, ist mir bereits nach wenigen Seiten klar. Von meiner Couch aus reise ich durch das Buch in eine Welt, in der die Sprache vor Schönheit trieft, die Charaktere mit liebevollen Kanten überzeugen und in der der Tod zwar für traurige Momente sorgt, aber der Handlung auch unwahrscheinlich viel Tiefe verleiht.

Mariana Leky ist eine großartige Erzählerin. In „Was man von hier aus sehen kann“ zündet sie ein Feuerwerk an kuriosen Ideen und Ereignissen. Dadurch ist nicht nur die Handlung an sich eine Stärke des Romans, sondern auch die vielen skurrilen kleinen Beschreibungen des Alltags der Protagonst*innen, die auf nahezu jeder Seite zu finden sind.

Nun, um was geht es aber in „Was man von hier aus sehen kann“?

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24. Oktober 2022

Serienkritik: “The Crown”

“The Crown” auf Netflix: Ein Herz für Charles und Camilla

Es hat lange gedauert, bis ich mich endlich aufraffen konnte, „The Crown“ auf Netflix zu schauen – obwohl ich bereits einige begeisternde Kritiken gelesen hatte und auch Freundinnen mir eindringlich erzählten, wie großartig die Serie sei. Aber das britische Königshaus interessierte mich überhaupt nicht.

Nun, es ist nicht so, dass ich bislang gar nichts über die Royals wusste. Als Schülerin sah ich im Fernsehen die Bilder von der Beerdigung Lady Dianas. Außerdem bekam ich immer mal wieder Fetzen um die Dreiecksbeziehung von Charles, Camilla und Diana mit. Und dass Harry und Megan inzwischen in den USA leben und sich von ihren royalen Pflichten losgesagt haben, ging auch nicht unbemerkt an mir vorüber. Aber eine Meinung dazu hatte ich nie, schaute vielmehr aus der Ferne unbeteiligt zu.

Das änderte sich aber schlagartig mit dem Tod von Queen Elizabeth. Nur wenige Stunden nach der ersten Eilmeldung begann mein Instagram-Feed zu explodieren – mit theatralischen Beileidsbekundungen auf der einen Seite und mit Kolonialismuskritik auf der anderen. Die Posts und Stories kamen von Leuten, bei denen ich mich wunderte, dass sie sich überhaupt mit dem britischen Königshaus beschäftigen. Warum löst diese Frau solch starke Reaktionen aus?, fragte ich mich neugierig.

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18. Oktober 2022

Fernweh: “Famoses Fehmarn”

Fehmarn Südstrand

Fehmarn: Urlaub auf der Sonneninsel

Sie fallen sofort ins Auge, als wir mit unseren Fahrrädern am Wasser entlang in Richtung Südstrand fahren: die drei Hoteltürme von Arne Jacobsen. Der dänische Architekt entwarf sie in den 1960er-Jahren. Sie stehen direkt an der Ostsee, sind minimalistisch, ohne Schnickschnack. Ein Paradebeispiel für die funktionale Architektur der Moderne.

Die hohen Türme sind außergewöhnlich für Fehmarn. Ansonsten sehen wir auf der drittgrößten Insel Deutschlands vor allem flache Fachwerkhäuser im nordischen Stil. Um sie herum: sattgrüner Rasen und bunte Blumen. Wir haben für unseren Urlaub ein hübsches hellblaues Ferienhaus gemietet, das mich an Astrid Lindgrens Klassiker „Wir Kinder von Bullerbü“ denken lässt.

Tatsächlich ist Skandinavien auch sehr nah. Von Fehmarn geht eine Fähre nach Dänemark. Vor sieben Jahren war ich deshalb schon einmal hier. Die damaligen Ziele: die Insel Møn und Kopenhagen. Nun ist Fehmarn Endstation.

Fehmarn
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3. Oktober 2022

Buchkritik: “Komplett Gänsehaut” von Sophie Passmann

"Komplett Gänsehaut" von Sophie Passmann

„Komplett Gänsehaut“: Irritation und Kopfschütteln

Als ich „Komplett Gänsehaut“ von Sophie Passmann zu lesen beginne, bin ich komplett unvoreingenommen, wirklich. Ich hätte sonst keine zwölf Euro für ein Buch ausgegeben, nur um einen Verriss zu schreiben – dann hätte ich es mir ausgeliehen oder gebraucht gekauft. Aber ich bin zuversichtlich. Die Kritiker*innen-Stimmen auf der Rückseite des Buches sind schließlich voller Lob: „Brillant formuliert“, „Bissig, aber nicht verbissen“, „In einem fort Sätze, bei denen man den Like-Button sucht.“

Ich fange neugierig an zu lesen. Doch bereits nach 16 Seiten mache ich mir einen Knick in die Seite, weil ich irritiert bin. Sophie Passmann schreibt:

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30. September 2022

Krimskrams: “Ein Abend mit Irma Chacall”

Irma Chacall
Das ist Irma. Dieses Foto hat Sebastian Heck gemacht. Die anderen Fotos sind alle von Irma.

Irma Chacall: Eine Künstlerin, die Sprache und Fotografie verbindet

Es gibt eine Frau, die Irma Chacall in ihrem Denken, Handeln und bei ihren künstlerischen Arbeiten besonders prägt: Simone de Beauvoir. Von der französischen Philosophin, die mit Jean-Paul Satre und Albert Camus zu den Hauptvertretern des Existentialismus gehört, hat die in Karlsruhe lebende Künstlerin jedes Werk gelesen. Von de Beauvoirs feministischen Ansichten ließ sie sich ebenso inspirieren, wie vom Stil sich zu kleiden.

Irma trägt Schwarz, als wir uns in ihrem Atelier in der Viktoriastraße 12 (V12) treffen. Ihre rotgefärbten Locken tanzen auf dem Kragen ihres Rollkragens, wenn sie beim Sprechen den Kopf bewegt. An den Wänden sind ihre Arbeiten zu sehen: Schwarz-Weiß-Fotografien mit intimen Nahaufnahmen von menschlichen Körpern, reduzierte Zeichnungen von Frauen, Aquarelle und einzelne gerahmte Buchseiten, bei denen sie mit verschiedenen Farben und Formen die meisten Wörter durchgestrichen hat. Übrig geblieben ist ein bedeutungsschwangerer Satz, der losgelöst vom Kontext ist. Text-Cancelling nennt sie dieses Projekt.

Irma Chacall
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10. September 2022

Serienkritik: “Familiengeheimnisse”

„Familiengeheimnisse“: Netflix-Serie aus Polen mit starken und schwachen Momenten

Kurz vor dem Ja-Wort bekommt Kaska (Eliza Rycembel) Panik. Hochschwanger läuft sie von der vollbesetzten Kirche weg und lässt ihren Bräutigam Jan (Bartosz Gelner) warten. Die Hochzeitsgesellschaft ist verwirrt. Warum kommt Kaska so spät? Wird die Hochzeit trotzdem stattfinden?

Was hinter Kaskas Zweifeln steckt, wird in der polnischen Netflix-Serie „Familiengeheimnisse“ nun in acht Folgen erzählt. Keineswegs geradlinig und chronologisch, sondern in vielen verschiedenen Rückblenden, die nach und nach entwirren, wie es zu der Situation in der Kirche kommen konnte.

Wer ist überhaupt der Vater von Kaskas Kind? Und in welchem Verhältnis stehen Jans Vater (Pawel Delag) und Kaskas Mutter (Izabela Kuna) zueinander? Eine Überraschung folgt auf die nächste.

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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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