24. Januar 2022

Karlsruhe: “Ein Nachmittag mit Betty Rieckmann”

Betty Rieckmann
Das ist Betty. Alle Fotos sind auch von ihr.

Betty Rieckmann: Mit ihrer Licht-Kunst bereichert sie die Welt

Es sind alte Autoscheinwerfer vom Schrottplatz, die Betty Rieckmann zum Licht führen. Während ihres Studiums der Malerei und Grafik an der Kunstakademie Karlsruhe experimentierte sie für eine Arbeit mit unterschiedlichen Materialien. Bunte Farben, Lacke, Schrott. All das kombinierte sie auf der Leinwand. Auch eine Autobatterie und Autoscheinwerfer befestigte sie darauf. „Als ich sie zündete, machte es plötzlich Bääm“, erzählt mir Betty rückblickend und lacht.

Es war solch ein starker, blendender Effekt, dass sie wusste: „Das ist es, ich möchte mit Licht arbeiten“. Auch ihre Professoren erkannten dieses Potenzial und unterstützten sie. „Es war meine Rettung in dem freien Studiengang, endlich wusste ich, welchen Weg ich gehen möchte“, sagt die 34-Jährige.

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18. Januar 2022

Schmöker: “I love Dick” von Chris Kraus

i love dick - chris kraus

“I love Dick”: einfach nur anstrengend

Bereits nach fünf Seiten kam ich ins Zweifeln. Das soll das „wichtigste Buch über Frauen und Männer im 20. Jahrhundert sein“ (The Guardian)? Und „mitreißend schön“ (Der Spiegel)? Ich war irritiert. Denn von der ersten Seite an fehlte mir bei „I love Dick“ jegliches Gefühl. Vielmehr liest sich der Roman von Chris Kraus konstruiert und schwerfällig.

Die Liebe in „I love Dick“ verkommt zur Performance. Jede Handlung der verkopften Protagonistin ist durchdacht. Die Sätze sind absolut nüchtern geschrieben, an keiner einzigen Stelle war ich berührt. Freude beim Lesen? Fehlanzeige. Auf Seite 161 von 292 resignierte ich und gab den literarischen Kampf auf.

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15. Januar 2022

Schmöker: “Die Interessanten” von Meg Wolitzer

"Die Interessanten" von Meg Wolitzer

„Die Interessanten“: ein kluges und wärmendes Buch für die Seele!

Es ist ein Monat, bevor Robert Nixon von seinem Präsidentenamt zurücktritt, als die Außenseiterin Julie Jacobsen von den „Interessanten“ adoptiert wird – und sich in die humorvolle Jules verwandelt. Die fünf anderen Jugendlichen, mit denen sie an einem lauen Abend beim Sommercamp in einem engen Tipi sitzt, kommen alle aus New York. Jules findet:

„ (…) sie waren wie die Mitglieder eines Königshauses oder französische Filmstars.“

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31. Dezember 2021

Schmöker: “Crossroads” von Jonathan Franzen

"Crossroads" von Jonathan Franzen

„Crossroads“ von Jonathan Franzen: Familie Hildebrandt steht am Scheideweg

Chicago, 23. Dezember 1971: Anstatt sich auf das Weihnachtsfest mit seiner Frau und den vier Kindern zu freuen, drehen sich die Gedanken von Pfarrer Russ Hildebrandt nur darum, wie er mit der attraktiven Witwe Frances eine Romanze beginnen kann.

Gemeinsam sitzen sie in seinem Kleinwagen und kämpfen sich über die schneebedeckten Straßen Chicagos, um Weihnachtsgeschenke zu einer armen Gemeinde zu bringen. Der 45-Jährige gibt alles, um Frances von sich zu überzeugen. Es wird peinlich.

Russ scheint in sich völlig verloren. In der Ehe mit seiner Frau Marion knirscht es auf vielen Ebenen und auch das Verhältnis mit seinen Kindern ist schwierig. Nun biedert er sich Frances regelrecht an. Die Todsünde „Wollust“ hat den Pfarrer ergriffen.

Aber nicht nur Vater Russ kämpft an diesem Tag vor Heiligabend mit seinem Leben. Auch Mutter Marion und die drei ältesten Kinder Clemens, Becky und Perry haben Probleme.

Autor Jonathan Franzen erzählt in „Crossroads“ nun abwechselnd aus den verschiedenen Perspektiven die Ereignisse am 23. Dezember und darüber hinaus. Das ist unfassbar spannend, tiefgründig und zog mich beim Lesen komplett in die USA der 1970er-Jahre.

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30. Dezember 2021

Fernweh: “Zauberhafte Isle of Skye”

Isle of Skye

Reisen: Wunderbare Tage auf der Isle of Skye

Es gibt Momente, da weiß ich einfach, dass ich genau richtig bin, dass das ein Ort ist, an dem ich bleiben möchte.

Genau so geht es mir an diesem verregneten Morgen im Cafe 1925 in Armadale auf der Isle of Skye. Ich sitze in dem alten Postcontainer auf meinem Stuhl, schaue mich um, sehe den Backpacker, der neben mir in seinem Buch liest, höre hinter mir zwei ältere Damen schwatzen und an der Theke einen kleinen Jungen mit seinen Autos spielen. Selbst gebackene Kuchen stehen neben frisch gebackenem Brot an der Seite des Cafés und bunte Papierwimpel dienen als Deko.

Armadale I Isle of Skye Weiterlesen »

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30. Dezember 2021

Heimat: “Ein Morgen mit Robert Loos”

 Robert Loos

Robert Loos: Willkommen im Wahrnehmungstornado!

Ein kurzer Druck auf den Sprühknopf der Dose genügt, schon schießt blitzschnell Farbe aus dem Ventil. Mit Kraft, aber fein wie Nebel, treffen die Pigmente auf die Leinwand, erzählen auf der weißen Fläche ihre ganz eigene Geschichte – für sich alleine und im Zusammenspiel mit weiteren Komponenten.

Die Sprühdose. Sie begleitet Robert Loos, seit er die Malerei für sich entdeckt hat. „Sie ist mein roter Faden, alles andere sind Begleiter“, erzählt er mir an diesem Sonntagmorgen, als ich ihm in seinem Wohnzimmer gegenübersitze. Trubelig ist es dort. Ein Filmteam der Hochschule Karlsruhe ist ebenfalls da. „Können sie unser Interview aufnehmen?“, hatte Robert mich gefragt. Klar, warum nicht. So sitzen wir nun da, er eine Kippe in der Hand, seine Kaffeetasse hat er mit einem Wasserglas auf ein braunes Holztablett gestellt, neben meinem Kopf surrt die Kamera, los geht es.

 Robert Loos
Credit für alle kommenden Fotos: Robert Loos
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29. Dezember 2021

Buchkritik: “Über Menschen” von Juli Zeh

"Über Menschen" von Juli Zeh

Raus aus den Filterblasen: „Über Menschen“ von Juli Zeh bricht das Schwarz-Weiß-Denken

Mitten in der Corona-Pandemie hält es Dora bei ihrem Freund in der hippen Wohnung in Berlin-Kreuzberg nicht mehr aus. Sie kauft sich heimlich ein altes Haus in der tiefsten Provinz Brandenburgs, packt ihre Koffer und zieht mit ihrer Hündin raus aufs Land.

Die 36-Jährige möchte nun aber keineswegs Marmelade selbst einkochen oder mit Yogaübungen die Entschleunigung suchen. Vielmehr fühlt sie sich überfordert von der Welt, von all den globalen Entwicklungen, die auf ihr Leben immer größeren Einfluss nehmen. Sie möchte einfach ihre Ruhe.

„Social Distancing. Exponentielles Wachstum. Übersterblichkeit und Spuckschutzscheibe. Dora kommt schon seit Wochen nicht mehr mit. Vielleicht auch schon seit Monaten oder Jahren, aber durch Corona ist das Nicht-mehr-Mitkommen manifest geworden. Die neuen Begriffe umschwirren ihre Kopf wie Fliegen, die sich nicht vertreiben lassen.“

Aber auch auf dem Land wird ihr moralischer Kompass gehörig durcheinander gebracht. Ihr neuer hilfsbereiter Nachbar Gote ist der Dorf-Nazi. Die Begegnung mit ihm stellt ihr Leben nun komplett auf den Kopf, bringt sie in ein riesiges Gefühlschaos, bricht aber auch mit den typischen Klischees und Gut-Böse-Schemata.

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28. Dezember 2021

Karlsruhe: “Ein Mittag mit Julia Kahl von Slanted Publishers”

Julia Kahl I Slanted
Das ist Julia.

Karlsruhe: Slanted Publishers produziert internationale Magazine & Bücher

Das Büro von Slanted Publishers in der Karlsruher Südstadt platzt aus allen Nähten. Bücher, Magazine, Kisten. Es gibt keine Ecken, die Verlegerin Julia Kahl und ihr Team ungenutzt gelassen haben. „Bei uns ist gerade einiges los“, sagt die Grafikdesignerin mit einem Lachen, als sie mich begrüßt.

Zielsicher greift sie in einen der braunen Pappkartons, zieht die neueste “Slanted”-Magazin-Ausgabe heraus. „Colours“ lautet ihr Titel. Das bunte Cover leuchtet im Wettstreit mit der Herbst-Tristesse, gewinnt mühelos. Auf knapp 300 Seiten sind farbenfrohe und knallige Arbeiten zu sehen, ergänzt durch thematisch passende Interviews mit Expert*innen, gedruckt auf hochwertigem Papier. Es ist ein haptisches und visuelles Vergnügen, durch die „Slanted“ zu blättern.

Slanted
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26. Dezember 2021

Krimskrams: “Ein Abend in der Orgelfabrik Karlsruhe”

"Du und ich" I Orgelfabrik Durlach

“Du und ich” – Ausstellung von Hiroko Nagata, Ryosuke Yamauchi & Tomoki Tsutsumi

Jedes Mal, wenn in diesem Sommer die Sonne schien, öffnete Künstlerin Hiroko Nagata in ihrer Wohnung das Fenster zum Hinterhof und blickte hinaus. Was sie dort sah, waren bunte Blumen und Pflanzen, Kinder beim Spielen oder Menschen, die es sich im Liegestuhl bequem gemacht hatten. Warmes Licht umspielte die Szenarien. Hiroko ließ sich davon inspirieren und hielt ihre Eindrücke mit schnellen Pinselstrichen schemenhaft auf der Leinwand fest.

Die Energie, die sie spürte, ist deutlich auf den Bildern sichtbar, die noch bis nächsten Sonntag, 19. Dezember, anlässlich der Ausstellung „Du und ich“ in der Orgelfabrik in Karlsruhe-Durlach zu sehen sind. Außer Hirokos Malereien sind auch die Werke von Ryosuke Yamauchi und Tomoki Tsutsumi dort vertreten.

Hiroko Nagata I Orgelfabrik Durlach
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26. Dezember 2021

“Ausstellung von André Wischnewski im Kunstmuseum Stuttgart”

André Wischnewski
TAETERAETAEAEAEAEAE (Foto: Frank Kleinbach © André Wischnewski)

André Wischnewski zeigt Werke in der Frischzelle_26 im Kunstmuseum Stuttgart

Mit TAETERAETAEAEAEAEAE beginnt die Ausstellung von André Wischnewski im Kunstmuseum Stuttgart. Die 19 Großbuchstaben bog der Bildhauer aus Metall zurecht. Nun schlängelt sich die silbern funkelnde Lautmalerei im Sammlungsbereich des Museums die Treppenstufen hinunter und führt direkt zu weiteren Werken des Absolventen der Kunstakademie Karlsruhe. Darunter: Messerschnitte, Plastiken, Fotoprints und Skulpturen. Ihre Gemeinsamkeit: die Wechselbeziehung von Architektur und Sprache.

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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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