Eine wilde Geschichte: “Unschuld” von Jonathan Franzen – Buchkritik
Ein Whistleblower, sozialisiert im DDR-Regime, traumatisiert, neurotisch. Frauen mit Vaterkomplex, die verloren durch die Welt tapsen: “Unschuld” von Jonathan Franzen ist ein Aufeinandertreffen von pathologischen Persönlichkeiten. Eine Figur, deren Psyche einigermaßen in Balance ist, suchte ich in diesem Buch vergeblich.
Gleichwohl: Ich habe „Unschuld“ gerne gelesen. Es ist voller Spannung, zeigt interessante Einblicke in die DDR, in die USA und die Welt der Hacker. Mit “Unschuld” ist Jonathan Franzen erneut eine imposante Gesellschaftsstudie gelungen – voll mit differenzierten Persönlichkeitsanalysen. Die Sätze prägnant, weise, sein Stil gerade, ohne platt zu sein.
Der Amerikaner schafft Literatur, die mich jedes Mal wieder von Neuem bereichert, unterhält und mich zum Nachdenken anregt. Nur: An die Vorgänger “Die Korrekturen” und “Freiheit” kommt “Unschuld” nicht heran.
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