24. November 2024

Buchkritik: “Ich bleibe hier” von Marco Balzano

"Ich bleibe hier" von Marco Balzano

Buchkritik von “Ich bleibe hier”: Wie kam es zur versunkenen Kirche in Südtirol?

Eher zufällig bin ich auf „Ich bleibe hier“ von Marco Balzano gestoßen. Eine Buchhändlerin empfahl das Buch im „Zeit“-Podcast „Und was machst du am Wochenende?“. Ohne viel über den Inhalt zu wissen, wünschte ich mir den Roman zum Geburtstag, bekam ihn geschenkt und begann, ohne große Erwartungen zu lesen.

Doch schon nach den ersten Seiten ist meine Überraschung groß: Marco Balzano erzählt in „Ich bleibe hier“ eine unglaublich interessante Geschichte in einer sehr eingängigen Sprache. Ohne große Anstrengung flitze ich in zwei Tagen durch das Buch und klappe es am Ende begeistert zu.

Marco Balzano hat es geschafft, mir die traurige und wahre Geschichte der versunkenen Kirche in Reschen am See (Südtirol) ohne Anstrengung näher zu bringen. Seit ich „Ich bleibe hier“ gelesen habe, stehen Südtirol und das kleine Dorf auf meiner Reiseliste. Wahrscheinlich werde ich dort nur nicht allein sein. Der Kirchturm, der dort so kurios aus dem See ragt, ist mittlerweile ein beliebtes Motiv auf Instagram.

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17. November 2024

6 perfekte Bücher zum Verschenken

Weihnachten: Diese sechs Bücher eignen sich hervorragend als Geschenk

Immer wieder werde ich gefragt, ob ich einen Buchtipp habe – unterhaltsam, aber jenseits der typischen Bestsellerlisten. Deshalb habe ich mir überlegt, kurz vor Weihnachten eine kleine Übersicht von Büchern zusammenzustellen, die ich unglaublich gerne gelesen habe und deshalb oft verschenke. Hier kommen meine liebsten sechs Bücher zum Verschenken.

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16. November 2024

Buchkritik: „Lügen über meine Mutter“ von Daniela Dröscher

„Lügen über meine Mutter“ von Daniela Dröscher

Rezension: „Lügen über meine Mutter“ – über die typische Unterdrückung einer Frau in den 1980er-Jahren

Noch während ich „Lügen über meine Mutter“ von Daniela Dröscher lese, hämmert vor allem ein Gedanke immer wieder in meinem Kopf: „Zum Glück ist es für Frauen in den vergangenen 40 Jahren so viel leichter geworden, ein emanzipiertes Leben zu führen – was für ein Privileg hat meine Generation“.

Auch die Autorin schreibt:

„Immer wieder muss ich mir klarmachen, wie ungewohnt es für Frauen damals noch gewesen sein muss, ein eigenes Konto zu sitzen. Ebenso neu war es, einen Beruf wählen zu können, einen, der nicht von den Eltern ausgesucht, oder eine Stelle anzutreten, die nicht einfach vom Ehemann gekündigt werden konnte. Erst seit 1977, dem Jahr meiner Geburt, erhielten Frauen dieses Recht auf Selbstbestimmung.“

Daniela Dröscher blickt in ihrem Roman zurück auf ihre eigene Kindheit in einem typischen westdeutschen Dorf in den 1980er-Jahren. Was sie erzählt, kommt mir so bekannt vor, dass ich beim Lesen kaum stoppen kann. Ich verschlinge das Buch innerhalb weniger Tage, weil ich das Geschriebene so treffend und spannend finde.

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15. November 2024

Buchkritik: „Mädchen, Frau, etc.“ von Bernadine Evaristo

„Mädchen, Frau, etc.“ von Bernadine Evaristo

Rezension: Eines der wichtigsten Bücher der Gegenwart ist „Mädchen, Frau, etc.“

Es ist der Tag der großen Premiere: Amma ist auf dem Weg zum „National Theatre“ in London, wo am Abend ihr Stück „Die letzte Amazone von Dahomey“ zum ersten Mal aufgeführt wird. Es ist ein Meilenstein im Leben der Regisseurin. In ihren 50ern ist sie nun, Jahrzehnte des Kämpfens liegen hinter ihr.

Homosexuell, dunkelhäutig, allerziehend, weiblich: Amma verkörpert gleich mehrere Eigenschaften, die für eine Karriere in der Upperclass wenig förderlich sind. Ihr Weg zum angesehenen Theater: keineswegs gradlinig.

Vom Traum, selbst Schauspielerin zu werden, verabschiedet sie sich in den 1980er-Jahren, als sie bemerkt, wie wenig Rollen sie als Frau mit nicht-weißer Hautfarbe überhaupt spielen darf.

Resigniert davon, wechselt sie die Seiten, schreibt eigene Stücke, baut mit ihrer Freundin Dominique eine Theatertruppe auf, mit der sie viele Jahre durch England touren, in Bibliotheken und Stadtteilzentren auftreten. Später macht Amma sich alleine selbstständig.

Nun ist also die große Premiere am „National Theatre“, sieben Kaffee hat sie bereits getrunken, die Aufregung ist groß. Wird alles gut gehen?

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11. November 2024

Buchkritik: “Wellness” von Nathan Hill

Buchkritik: "Wellness" von Nathan Hill

Rezension von “Wellness”: ein toller Roman über die Themen unserer Zeit

Als ich zum ersten Mal von „Wellness“ hörte, wusste ich sofort: Dieses Buch muss ich haben. Ein Gesellschaftsroman à la Jonathan Franzen, der verschiedene Jahrzehnte erfasst und anhand seiner Protagonist*innen die wichtigen Fragen unserer Zeit verhandelt.

Konkret: Wie bleibt die Liebe nach vielen Jahren lebendig, wenn die erste Romantik verflogen ist, die Frau beruflich erfolgreicher ist als der Mann und ein Kind enorme Energien bindet? Helfen dann polyamore Abenteuer und Achtsamkeitsseminare? Und sind Tracking-Armbänder wirklich eine gute Idee, um sein Leben im Griff zu behalten?

All das bringt der amerikanische Autor Nathan Hill in seinem Werk „Wellness“ auf unglaublich unterhaltsame und kluge Weise zusammen. Obwohl der Roman fast 800 Seiten umfasst, habe ich mich keine Sekunde gelangweilt und hätte gerne noch ein paar Kapitel weitergelesen. Die stolzen 28 Euro für die Hardcover-Ausgabe habe ich keine Sekunde bereut.

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1. November 2024

Buchkritik: “4321” von Paul Auster

Buchkritik: "4321" von Paul Auster

Was für eine tolle Konzeption: “4321” von Paul Auster – Rezension

Als ich nach 1259 Seiten von Archibald Ferguson Abschied nehme, bin ich zutiefst traurig. Knapp drei Monate hat mich „4321“ am Feierabend und am Wochenende begleitet. Es war wie eine Sucht. Wann immer ich Zeit hatte, wollte ich wissen, wie es Archie geht, was er erlebt, wie er mit all den vielen Herausforderungen des Lebens klarkommt.

Das Besondere an diesem Buch: Autor Paul Auster lässt seinen jungen Protagonisten gleich viermal durchs Leben stolpern – mit unterschiedlichen Rahmenbedingungen. Nach dem Prinzip: Was wäre passiert, wenn…? Paul Auster ist damit ein außergewöhnliches Buch geglückt. Nicht nur diese Konzeption ist hochspannend, sondern auch der Inhalt ist so berührend und bereichernd, dass ich am Ende dankbar war, dass ich diese meisterhafte Literatur lesen durfte – und dadurch so viele neue Gedanken zum Leben bekommen habe.

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31. Oktober 2024

Buchkritik: “Windstärke 17” von Caroline Wahl

"Windstärke 17" von Caroline Wahl

“Windstärke 17” von Caroline Wahl: sehr gut zu lesen, aber sehr viel Drama

Es ist ein Wiedersehen mit Ida, Tildas kleiner Schwester, die in „22 Bahnen“ noch zehn Jahre alt war, gerne malte und nur bei schlechtem Wetter ins Freibad gehen wollte. Jetzt, ein Jahrzehnt später, ist Ida aus der mitteldeutschen Kleinstadt auf die Insel Rügen gezogen – mit einem zerkratzten Hartschalenkoffer, ohne Geld und ohne Perspektive.

„Ich schaue auf die Anzeigetafel, sehe einen Zug, der bis Ostseebad Binz fährt. Rügen. Eine Insel. Perfekt. Regionalbahn auch gut.“

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29. Oktober 2024

Buchkritik: “22 Bahnen von Caroline Wahl”

Caroline Wahl I  22 Bahnen

Rezension von “22 Bahnen”: leise Liebesgeschichte, die auch sprachlich verzaubert

An einem verregneten Tag im Freibad sieht Tilda plötzlich Viktor wieder. Jahrelang war er aus der Kleinstadt verschwunden. Nun ist er wieder da. Warum nur?

„Unsere Blicke treffen sich, und wir starren uns an. Ich will eigentlich wegschauen, aber wenn er nicht wegschaut, dann darf ich ihn auch weiter anstarren. Erkennt er mich? Wir waren in derselben Schule, und er weiß bestimmt, dass ich mit seinem Bruder befreundet war. Zumindest hat er mich auf der Beerdigung gesehen. Da ist irgendwas in seinem Gesicht, das mich nicht loslässt. Vielleicht dieses überhebliche, belustigte Funkeln in seinen Augen und das kaum bemerkbare Zucken seines Mundwinkels, das ich nur erahnen kann.“

Viktor ist der große Bruder von Ivan, mit dem Tilda und ihre Freundin Marlene kurz nach dem Abitur einen Sommer lang Zeit verbracht haben. Viktors Auftauchen weckt nicht nur romantische Gefühle in ihr, sondern auch dunkle Erinnerungen.

Tilda ringt außerdem mit einer Entscheidung, die ihr ganzes Leben betrifft. Der Mathematik-Studentin wurde ein Promotionsstudium in Berlin angeboten. Die Aussicht auf ein selbstbestimmtes Leben in der Hauptstadt ist verlockend. Wären da nicht die Probleme mit ihrer Mutter und die Verantwortung für ihre kleine Schwester, die Tilda bisher an das Leben in der Kleinstadt fesseln.

Wie wird Tilda sich entscheiden? Darum geht es in „22 Bahnen“ von Caroline Wahl – ihrem ganz leisen, wunderbar geschriebenen Debütroman. Wochenlang stand er zu Recht auf Platz 1 der Bestsellerlisten. Ich habe das Buch in zwei Tagen verschlungen, so sehr hat mich die Geschichte von Tilda mitgerissen. Es ist eine gefühlvolle, aber ganz und gar unkitschige Liebesgeschichte, verbunden mit einer mutigen Selbstbefreiung.

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15. Oktober 2024

Buchkritik: “Die Interessanten” von Meg Wolitzer

Buchkritik: "Die Interessanten" von Meg Wolitzer

Rezension „Die Interessanten“: ein kluges und wärmendes Buch für die Seele!

Es ist ein Monat, bevor Robert Nixon von seinem Präsidentenamt zurücktritt, als die Außenseiterin Julie Jacobsen von den „Interessanten“ adoptiert wird – und sich in die humorvolle Jules verwandelt. Die fünf anderen Jugendlichen, mit denen sie an einem lauen Abend beim Sommercamp in einem engen Tipi sitzt, kommen alle aus New York. Jules findet:

„ (…) sie waren wie die Mitglieder eines Königshauses oder französische Filmstars.“

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14. Oktober 2024

Buchkritik: „Im Wasser sind wir schwerelos“ von Tomasz Jedrowski

„Im Wasser sind wir schwerelos“ von Tomasz Jedrowski

„Im Wasser sind wir schwerelos“ von Tomasz Jedrowski: eine gefühlvolle Liebesgeschichte mit Tiefgang

Schon nach einem Absatz weiß ich, dass ich „Im Wasser sind wir schwerelos“ von Tomasz Jedrowski lieben werde. Es steht da dieser eine Satz, den ich bestimmt fünfmal hintereinander lese, weil ich ihn so toll finde:

„Sicher weiß ich nur: Mein Körper ist ausgelaugt wie ein fremdes Land nach einem Krieg. Und dennoch kann ich nicht mehr einschlafen.“

Dieser Satz beschreibt so wunderbar treffend, wie ich im ersten Jahr mit Baby fühlte. Obwohl ich so kaputt von allem war, lag ich nachts gestresst oft stundenlang wach.

In dem Roman von Tomasz Jedrowski geht es zwar um etwas komplett anderes als das Mutterwerden, nämlich die erste große Liebe eines queeren Mannes Anfang der 1980er-Jahre in Polen, aber mir ist dadurch sofort klar, dass der Autor eine unglaublich beeindruckende Gabe hat, Gefühle poetisch auszudrücken. 

Mein erster Eindruck täuscht mich nicht. Innerhalb kürzester Zeit verschlinge ich den Roman und kann ihn kaum aus der Hand legen. Tomasz Jedrowsk ist es gelungen, eine mitreißende Liebesgeschichte in einer gefühlvollen, bilderreichen und wohltuenden Sprache zu schreiben. Noch Tage später geht mir die Geschichte von Ludwik und Janusz durch den Kopf. Der Guardian hat den Roman zu Recht unter die besten Bücher des Jahres gewählt. 

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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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