
Buchkritik „Die Vegetarierin” von Han Kang: vom Wunsch, eine Pflanze zu werden
Es ist ein blutrünstiger Traum, der Yong-Hye zur Vegetarierin werden lässt. Als sie davon mitten in der Nacht aufwacht, steht sie auf, räumt in ihrem Nachthemd und mit abstehenden Haaren die Gefriertruhe aus. Schweinebauch, Rinderfilet, Tintenfisch. Einen Gefrierbeutel nach dem anderen wirft sie in den Müll. Als ihr Mann das bemerkt, ist er zutiefst irritiert.
„Bist du verrückt geworden?“, fragt er sie aufgebracht. Für ihn steht die Welt Kopf. Seine Frau, bisher an Durchschnittlichkeit kaum zu überbieten, stellt den gewohnten Alltag auf den Kopf. Statt Steaks gibt es nun Algensuppe zum Abendessen. Das kann er nicht akzeptieren.
Yong-Hyes Entscheidung, auf tierische Nahrungsmittel zu verzichten, ist der Beginn einer Reihe von Ereignissen, die an Dramatik kaum zu überbieten sind. Am Ende ist nichts mehr von ihrem alten Leben übrig.
Han Kang hat nun 2024 den Literatur-Nobelpreis erhalten. Nur ein Grund, warum es sich lohnt, „Die Vegetarierin” zu lesen.
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