16. Dezember 2021

Heimat: “Ein Nachmittag im A&S Bücherland”

A&S Bücherland Karlsruhe

Eine Oase in Karlsruhe: das A&S Bücherland 

Als die Regale des Supermarkts in der Rintheimer Straße 19 leer geräumt waren, alle Gläser mit eingelegten Gurken, Nudelpackungen und Chipstüten verschwanden, zogen die Bücher ein. Im Frühjahr 2003 war das.

Die beiden Freunde Klaus Ackermann und Thomas Stieber schleppten damals in großen Kisten 24.000 Exemplare in den 380 Quadratmeter großen Raum in der untersten Etage des Hochhauses. Manche hatten Knicke, andere zierten unterkringelte Sätze, einige waren nahezu unversehrt. „Wir sammelten sie monatelang und lagerten sie in mehreren Kellern und Garagen“, erinnert sich Thomas Stieber, als ich an diesem winterlichen Nachmittag bei ihm im A&S Bücherland in der Karlsruher Oststadt stehe.  

Viele Romane und Sachbücher bekamen die Männer zum Start von Freunden und Bekannten, außerdem stöberten sie auf zahlreichen Flohmärkten, suchten nach Raritäten aus bedrucktem Papier, eingerahmt von einem Einband, der mal härter, mal weicher, mal sauberer, mal schmutziger ist.

A&S Bücherland Karlsruhe
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15. Dezember 2021

Heimat: “Karlsruhe-Karte von Larissa und Michelle Mantel”

Karlsruher_Karte

Kreative Karlsruhe-Karte von Larissa Mantel und Michelle Mantel

Orientierungsprobleme in Karlsruhe und zuwenig hübsche Dinge an der Wand? Die Schwestern Michelle und Larissa Mantel lösen mit ihren Karlsruhe-Postern gleich beide Probleme. “Wir haben festgestellt, dass in fast jeder WG in Karlsruhe eine Stadtkarte hängt”, erzählen sie. Oft sind diese aber nicht dekorativ. “So kamen wir auf die Idee, ein ansprechendes Karlsruhe-Poster zu gestalten.” Herausgekommen ist ein Stadtplan, der zwar geografisch stimmt, die Häuser sich allerdings in abstrakte Gebilde auflösen. “Aus der Ferne wirkt das fast wie ein Musterteppich”, beschreiben die beiden Schwestern ihr Gemeinschaftswerk. Weiterlesen »

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15. Dezember 2021

“Ein Morgen in der Kulturküche Karlsruhe”

Kulturküche Karlsruhe
Die Kulturküche Karlsruhe. Die Bilder sind alle von Arthur Leon.

Kulturküche Karlsruhe: neuer Treffpunkt in der “Alten Seilerei”

Die leeren Flaschen sind alle eingesammelt, der Boden geputzt und weihnachtliche Kränze aus Tannennadeln finden nun ihren Platz auf den Tischen: Als ich am Sonntagmorgen zum ersten Mal die Kulturküche betrete, wuseln dort überall Helfer umher. Ihre Mission: Die letzten Reste einer 18. Geburtstagssause zu beseitigen, bevor es am nächsten Tag endlich offiziell losgehen kann – mit dem vielseitigen Bürgerprojekt in der Alten Seilerei in der Kaiserstraße 47.

Hinter dem Projekt steht das Lokale Bildungsnetzwerk Karlsruhe, kurz lobin. Gemeinsam mit vielen Unterstützern hat es mit der Kulturküche einen neuen Begegnungsort mitten in Karlsruhe geschaffen, direkt gegenüber dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT). „Wir möchten in diesen stürmischen Zeiten den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken“, erklärt mir Doris Traudt, die mich an diesem Morgen empfängt und mich durch das denkmalgeschützte und verwinkelte Haus führt. Sie kümmert sich um das Marketing und die Öffentlichkeitsarbeit bei der Kulturküche.

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2. Dezember 2021

Schmöker: “Altes Land” von Dörte Hansen

"Altes Land" von Dörte Hansen

“Altes Land”: Mehr als ein Frauenroman!

Annes Welt gerät gehörig ins Wanken, als ihr Mann sie betrügt – mit der hübschen Lektorin mit den blutroten Fußnägeln und den langen schwarzen Haaren. Christoph liebt Carola. Die Gewissheit haut Anne um. Die junge Mutter will nur noch weg. Raus aus Hamburg-Ottensen. Sie packt ihre Habseligkeiten zusammen, setzt ihren kleinen Sohn Leon in einen Sprinter und fährt zu ihrer kranteligen Tante Vera, die auf einem heruntergekommenen Hof auf dem “Alten Land” lebt – seit 60 Jahren. Nach dem Zweiten Weltkrieg landete sie als kleines Mädchen in dem ächzenden Haus mit Reetdach – ausgehungert und durchgefroren nach dem langen Marsch aus Ostpreußen.

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30. November 2021

Flimmerkasten: Call my agent

Call my agent: Die vierte Staffel ist ab dem 3. Dezember in der ARD-Mediathek zu finden

Sie betreuen die berühmtesten Schauspieler*innen Frankreichs: In der Serie „Call my agent“ dreht sich alles um eine fiktive Pariser Agentur, deren Mitarbeiter*innen versuchen, für Filmstars lukrative Angebote an Land zu ziehen. Zehn Prozent Provision bekommen die Agent*innen bei erfolgreich abgeschlossenen Verträgen. Deshalb heißt die Serie im Original auch „Dix pour cent“.

Dass von der Vertragsunterzeichnung bis zum letzten Drehtag alles klappt, ist bei den egozentrischen Schauspieler*innen aber oft eine Herausforderung. Eitelkeiten, Sturheit, alte Feindschaften. Die Agent*innen benötigen Nerven aus Drahtseil. Das ist herrlich anzuschauen, unterhaltsam und oft auch spannend.

Nun endlich erscheint die vierte Staffel. Sie ist ab dem 3. Dezember über die ARD-Mediathek abrufbar.

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29. November 2021

Heimat: “Ein Abend bei ‘Unser Onkel'”

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Unser Onkel Store: Auf Köln folgt Karlsruhe

Eine gelbe Papier-Giraffe schaut aus der Wand, gerahmte Illustrationen hängen daneben und wenige Treppenstufen entfernt stehen erlesene Tee- und Gewürzsorten. Ende Oktober ist am Gutenbergplatz “Unser Onkel” eingezogen. Ein Laden voller illustrativer und grafischer Produkte, kleinen und großen Accessoires sowie Leckereien. Hinter “Unser Onkel” stecken Diana Böhm und ihre Tochter Janina, die bereits in Köln einen Laden mit gleichem Konzept haben.

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26. November 2021

Kurioses: “Die Bäckerei-Fachverkäuferin”

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Ich schlafe gerne lange

Frühes Aufstehen gehört definitiv nicht zu meinen Stärken. Wer schon mal neben mir geschlafen hat, weiß das. Meine Schlummerfunktion im Handy tritt bereits zwei Stunden vor der eigentlichen Weckzeit ihren Dienst an. Das wiederholt sich dann mindestens fünf Mal. Das ist wichtig. Ich muss mich langsam darauf vorbereiten, dass es bald vorbei ist – vorbei, mit dem kuscheligen Abhängen unter der warmen Decke.

Alles, was vor 10 Uhr ist, gehört für mich zur tiefsten Nacht. Darüber diskutiere ich nicht. Als ich noch Redakteurin bei einer Zeitung war, begann der Arbeitstag genau um diese Zeit. Damit konnte ich noch einigermaßen umgehen. Mein jetziger Arbeitgeber sieht es dagegen gerne, wenn ich spätestens um 8.45 Uhr an meinem Platz sitze. Das ist eine Herausforderung, jeden Morgen. Weiterlesen »

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26. November 2021

Buchkritik: “Die Stunden” von Michael Cunningham

Wunderbares Buch: „Die Stunden“ von Michael Cunningham

Es war ausgerechnet ein Netflix-Abend, der mich zu „The Hours“ von Michael Cunningham führte. Ich hatte wahllos nach unkomplizierter Unterhaltung gesucht und war dabei auf „The Hours“ gestoßen. 97 Prozent Übereinstimmung mit meinen Interessen, hatte der Streamingdienst errechnet. Okay. Der Algorithmus muss es ja wissen. Ich klickte auf Play – ohne zu ahnen, was mich erwartete.

Schon nach wenigen Minuten wusste ich: Perfekt, das ist genau meins. Drei Geschichten von drei Frauen, die in verschiedenen Jahrzehnten und an verschiedenen Orten leben, aber alle durch eine Gemeinsamkeit verbunden sind – durch “Mrs. Dalloway” von Virginia Woolf.
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26. November 2021

Filmkritik: “Paterson”

“Paterson”




“Paterson”: eine Wohltat, dieser Film!

Der Busfahrer Paterson (Adam Driver) dichtet am liebsten an einem Wasserfall. Dort setzt er sich auf eine Bank, holt ein kleines Notizbuch aus seiner klobigen Tasche, zückt einen Stift und schreibt seine poetischen Gedanken nieder. Er denkt an Laura (Golshifteh Farahani), seine Frau und Muse. Mit ihr führt er ein beschauliches Leben in einer amerikanischen Kleinstadt, die ebenfalls Paterson heißt.

Sieben Tage lang zeigt Regisseur Jim Jarmusch in seinem neuesten Film „Paterson“ das Leben des poetischen Busfahrers. Vom frühen Aufstehen kurz nach sechs bis zum Feierabendbier in der Kneipe. Das ist an Handlungsarmut kaum zu überbieten, eine Dramaturgie ist nur rudimentär vorhanden.

Aber das macht nichts: „Paterson“ ist ein wunderschöner Film, der trotz fehlender Dynamik keineswegs langweilig ist. Im Gegenteil: Es ist eine Wohltat, dieses entschleunigte und so liebevoll gestaltete Werk von Jim Jarmusch zu sehen.

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24. November 2021

Schmöker: “Der Nachtwächter” von Louise Erdrich

"Der Nachtwächter" von Louise Erdrich

„Der Nachtwächter“: Über den Kampf eines Indianer-Stammes um Selbstständigkeit

Bevor gleich irgendjemand aufschreit und mir rassistische Sprache vorwirft: Bis mir „Der Nachtwächter“ von Louise Erdrich in die Hände fiel, hatte ich selbst das Wort Indianer gemieden. Hatte von Ureinwohnern oder Native Americans gesprochen, also die politisch korrekte Bezeichnung gewählt.

Als ich dann vor wenigen Wochen den Roman zu lesen begann, war ich irritiert: In dem Buch, in dem es um die drohende Enteignung von amerikanischen Ureinwohnern in North Dakota geht, wimmelt es nur so vom Ausdruck Indianer.

Ich kam ins Grübeln, klickte mich durchs Netz. Dass der Aufbau-Verlag so unsensibel mit diesem brisanten Thema umgeht, konnte ich mir nicht vorstellen. Vor allem da der Roman mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde. Also begann ich intensiver zu recherchieren. Was ist nun richtig, was falsch? Dann stieß ich auf einer Seite, die rechtliche Zusammenhänge hinsichtlich Diskrimierungen erklärt, auf folgende Erläuterung:

„Es ist vielmehr der Kontext, in dem der Begriff verwendet wird, entscheidend. (…) Der Begriff Indianer wird im allgemeinen Sprachgebrauch nicht bereits als Herabwürdigung einer Person verstanden, sondern wird vielmehr häufig mit positiven Aspekten wie der Naturverbundenheit oder außerordentlicher Tapferkeit verbunden.“

Okay, es war nun Licht im Dunkel.

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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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