28. Dezember 2023

Reisen: “Abenteuerliches Athen – 6 Tage in Exarchia”

Exarchia
Reisen: Ein paar Tage im Athener Stadtteil Exarchia

Streetart, verriegelte Häuser, viele Künstler*innen und Studierende: Es war während der Flüchtlingskrise 2015, als ich das erste Mal von Athens Stadtteil Exarchia hörte. Dort hatten Aktivst*innen aus der linken Szene Häuser besetzt und sie als Unterkünfte an geflüchtete Menschen übergeben.

Was verbirgt sich hinter diesem Stadtteil, aus dem sich die Polizei weitgehend zurückgezogen hat, in dem sich Menschen aber gegenseitig helfen, eine eigene Gesundheitsversorgung aufgebaut haben und sich in Cafés zum Austausch treffen? In dem die Kultur boomt, viele Akademiker*innen wohnen, aber auch Mülltonnen brennen und der Drogenhandel auf öffentlichen Plätzen stattfindet.

Ich wollte mir selbst ein Bild davon machen, fragte im Dezember 2016 eine Freundin, ob sie mitkommen möchte – und sie sagte ja. Über Airbnb suchten wir uns dann Anfang November eine Unterkunft in Exarchia. Es war das Angebot von Romanos, das uns beiden sofort zusagte: bunte Möbel, zentral und mit tollen Bewertungen.

Exarchia

Exarchia Weiterlesen »

keine Kommentare
26. Dezember 2023

“Ausstellung von André Wischnewski im Kunstmuseum Stuttgart”

André Wischnewski
TAETERAETAEAEAEAEAE (Foto: Frank Kleinbach © André Wischnewski)

André Wischnewski zeigt Werke in der Frischzelle_26 im Kunstmuseum Stuttgart

Mit TAETERAETAEAEAEAEAE beginnt die Ausstellung von André Wischnewski im Kunstmuseum Stuttgart. Die 19 Großbuchstaben bog der Bildhauer aus Metall zurecht. Nun schlängelt sich die silbern funkelnde Lautmalerei im Sammlungsbereich des Museums die Treppenstufen hinunter und führt direkt zu weiteren Werken des Absolventen der Kunstakademie Karlsruhe. Darunter: Messerschnitte, Plastiken, Fotoprints und Skulpturen. Ihre Gemeinsamkeit: die Wechselbeziehung von Architektur und Sprache.

Weiterlesen »
keine Kommentare
15. Dezember 2023

“Ein Morgen in der Kulturküche Karlsruhe”

Kulturküche Karlsruhe
Die Kulturküche Karlsruhe. Die Bilder sind alle von Arthur Leon.

Kulturküche Karlsruhe: neuer Treffpunkt in der “Alten Seilerei”

Die leeren Flaschen sind alle eingesammelt, der Boden geputzt und weihnachtliche Kränze aus Tannennadeln finden nun ihren Platz auf den Tischen: Als ich am Sonntagmorgen zum ersten Mal die Kulturküche betrete, wuseln dort überall Helfer umher. Ihre Mission: Die letzten Reste einer 18. Geburtstagssause zu beseitigen, bevor es am nächsten Tag endlich offiziell losgehen kann – mit dem vielseitigen Bürgerprojekt in der Alten Seilerei in der Kaiserstraße 47.

Hinter dem Projekt steht das Lokale Bildungsnetzwerk Karlsruhe, kurz lobin. Gemeinsam mit vielen Unterstützern hat es mit der Kulturküche einen neuen Begegnungsort mitten in Karlsruhe geschaffen, direkt gegenüber dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT). „Wir möchten in diesen stürmischen Zeiten den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken“, erklärt mir Doris Traudt, die mich an diesem Morgen empfängt und mich durch das denkmalgeschützte und verwinkelte Haus führt. Sie kümmert sich um das Marketing und die Öffentlichkeitsarbeit bei der Kulturküche.

Weiterlesen »
3 Kommentare
14. Dezember 2023

Buchkritik: “Eine Frage der Chemie” von Bonnie Garmus

"Eine Frage der Chemie" von Bonnie Garmus

“Eine Frage der Chemie”: was für tolle Unterhaltung

„Kurz gesagt, Frauen Männer unterzuordnen und Männer Frauen überzuordnen ist nicht biologisch: Es ist kulturell. Und das alles fängt mit zwei Wörtern an: rosa und blau. Ab da geht alles unaufhaltsam den Bach runter.“

Elizabeth Zott in „Eine Frage der Chemie“

Mit „Eine Frage der Chemie“ feiere ich vor wenigen Wochen eine besondere Premiere: Es ist mein allererstes Hörbuch. Ich lausche der Erzählerin von „Bookbeat“ an heißen Spätsommertagen nachmittags auf dem Bett. Es ist zu diesem Zeitpunkt die einzige Möglichkeit, weiterhin dem Inhalt von Büchern nahe zu kommen.

Der Grund: Mein damals nur wenige Monate alte Sohn schläft sowohl am Tag als auch in der Nacht nur mit Körperkontakt. Ein Buch in die Hand zu nehmen, ist für mich über viele Wochen hinweg unmöglich. Hörbücher sind mein einziger Trost. 

Weiterlesen »
1 Kommentar
9. Dezember 2023

Buchkritik: “Das Café am Rande der Welt” von John Strelecky

Rezension von “Das Café am Rande der Welt”: nicht besonders erhellend

Es war ein riesiges Glück, dass ich meinen Zweck der Existenz bereits mit 22 Jahren fand. Ich saß eines Abends in einer Straßenbahn. Es war bereits dunkel draußen, schemenhaft rauschten Bäume am Fenster vorbei. Mein Blick wanderte durch den hell erleuchtenden Innenraum des Wagons, blieb an dem Mann hängen, der mir gegenüber saß, Zeitung las. In diesem Moment blitzte plötzlich eine Idee in meinem Kopf auf: Schreiben, das ist das, was ich machen möchte. Ich war mir sicher.

Es war eine absurde Situation, die aber mein komplettes Leben veränderte.

Weiterlesen »
keine Kommentare
27. November 2023

Buchkritik: “Ein wenig Leben” von Hanya Yanagihara

Rezension von “Ein wenig Leben”: Dieses Buch ist eine emotionale Wucht!

Ich hoffte, litt und bangte – und am Ende war ich emotional komplett am Ende. „Ein wenig Leben“ hat mich in einen gewaltigen Gefühlsstrudel gerissen. So sehr, dass ich Autorin Hanya Yanagihara auf einigen Seiten dafür verfluchte, wie sie mir nur solch eine traurige Geschichte zumuten kann.

Aber auf den meisten der knapp 1.000 Seiten war ich ihr zutiefst dankbar, dass sie dieses wunderbare Buch geschrieben hat – einen literarischen Orkan, der zwar erstmal alles platt macht, in die schlimmsten menschlichen Abgründe führt, mir schrecklich oft die Tränen in die Augen trieb, aber gleichzeitig soviel Weisheit und Klugheit offenbart. Die Wortwahl, die Anordnung der Sätze, die Handlungsstruktur: „Ein wenig Leben“ ist ein Roman, der mich unglaublich bereicherte und mich sehr zum Nachdenken brachte. Er ist für mich ein Meisterwerk. Weiterlesen »

2 Kommentare
21. November 2023

Karlsruhe: “Mama geht tanzen”

Mama geht tanzen Karlsruhe

Killer der Gleichberechtigung: “Mama geht tanzen”

Gleich mehrmals musste ich blinzeln, als ich vor wenigen Tagen in meinem Instagram-Feed die Werbung für eine Veranstaltung in einem Karlsruher Club hatte: „Mama geht tanzen“, heißt es da. Eine After-Care-Party von Mamas für Mamas”, steht da weiter. Nach drei Stunden (20 bis 23 Uhr) verlassen die Frauen glücklich die Tanzfläche. Puh, puh, puh.

Noch stärker mutierte meine Irritation, als ich am Wochenende in der lokalen Tageszeitung einen größeren Artikel über das Event entdeckte, in dem die Organisatorin das Konzept näher erklärt. Da stand unter anderem: 

  • du kannst tanzen wie du willst
  • anziehen was du willst
  • du musst keine Angst vor K.O.-Tropfen haben

Wow! Was für tolle Features. Statt mit High Heels, geschminkt und im schicken Outfit kann Mama dann auch mit zerzausten Haaren, vollgekleckertem T-Shirt und Barfußschuhen kommen? 

Aber mal Klischeekiste beiseite, es sind vor allem zwei Punkte, die mich an dem Event stören. 

Weiterlesen »
1 Kommentar
6. November 2023

Buchkritik: “Ein ganzes Leben” von Robert Seethaler

"Ein ganzes Leben" I Robert Seethaler

“Buchkritik: “Ein ganzes Leben” – was für ein Schicksal! / Nun erscheint der Kinofilm

Zum ersten Mal dringt „Ein ganzes Leben“ mit voller Wucht in mein Herz, als Robert Seethaler seinen Protagonisten Andreas Egger von der Bauersfrau Ahnl Abschied nehmen lässt. Es ist zu Beginn des 20. Jahrhunderts – in einem Dorf in den Alpen, als die bereits in die Jahre gekommene Seniorin beim Brotbacken das Bewusstsein verliert. Sie stürzt nach vorne und erstickt im Teig.

Drei Tage lang liegt sie danach im brütend heißen Sommer aufgebettet in einer Kammer, bis sie endlich eine Pferdekutsche abholt. Danach überstürzen sich die Ereignisse.

Weiterlesen »
1 Kommentar
5. November 2023

Buchkritik: “Pick me girls” von Sophie Passmann

"Pick me girls" von Sophie Passmann

“Pick me girls” von Sophie Passmann: über ein unglückliches Mädchen

Schon nach wenigen Seiten des Buches „Pick me girls“ von Sophie Passmann beschleicht mich die Befürchtung: Auch ich könnte in meiner Jugend ein pick me girl gewesen sein. 

Sophie Passmann definiert ein pick me girl wie folgt

„Die einzige Charaktereigenschaft des pick me girls ist es, dass sie versucht, anders als andere Frauen zu sein. Andere Frauen werden dabei immer über weibliche Klischees definiert: oberflächlich, leicht hysterisch, unentspannt, essgestört, Spielverderberinnen, die ihren Partner von entspannten Abenden mit den Jungs weglocken, um sich bei ihnen auszuheulen, dass sie drei Kilos zugenommen hatten.“

Quelle: “Pick me girls” von Sophie Passmann

Die Anerkennung von Männern ist oberstes Ziel. 

Oha. Das ist mein erster Gedanke. Damals, in der Mittel- und Oberstufe, hingen meine Freundinnen und ich gerne auf dem Skatepark ab, trugen Baggy Pants und weite Pullover, rauchten und hörten deutschen Hiphop. Freundeskreis, Torch und die Absoluten Beginner. 

Der klassische Mädchenkram interessierte uns weniger. Wir trugen keine hohen Schuhe, kurzen Röcke und lasen keine Chick-Lit. Mit den Jungs schauten wir eher Kultfilme wie „Kids“ oder „Trainspotting“. Wir machten ihnen keine Vorschriften. 

Diente unser Verhalten also nur dazu, Männern zu gefallen? Ich komme ins Nachdenken und lese weiter.

Weiterlesen »
keine Kommentare
24. Oktober 2023

Buchkritik: “Nagomi” von Ken Mogi

"Nagomi" von Ken Mogi

“Nagomi” von Ken Mogi: Unterhaltsame und kluge Tipps für ein entspannteres Leben

Es ist etwas Besonderes, ein Buch zu lesen, in dem völlig überraschend der Urururopa des eigenen Sohnes auftaucht. Eiichi Shibusawa lebte von 1840 bis 1931 und gilt als der Vater des japanischen Kapitalismus, wie Ken Mogi in seinem Buch „Nagomi. Der japanische Weg zu Harmonie und Lebensfreude“ schreibt. 

Über den Vorfahren verrät er:

„Innerhalb weniger Jahrzehnte gründete er zahlreiche Unternehmen, die sich zu ökonomischen Gigangten entwickelten: die Mizuho Bank, Tokio Marine, das Imperial Hotel (…) um dieses Verdienst zu würdigen, wird sein Gesicht ab 2024 die 10.000-Yen-Scheine zieren.“

Quelle: “Nagomi” von Ken Mogi

Nun, warum erscheint Eiichi Shibusawa ausgerechnet in diesem Buch über Harmonie und Lebensfreude? Der Unternehmer legte großen Wert auf ein Gleichgewicht zwischen Wohlergehen und Gewinn – sowohl für Investoren als auch für Mitarbeiter, Kunden und die Gesellschaft als Ganzes.

Diese Ausgewogenheit ist ein Grundprinzip von nagomi, der ganzheitlichen japanischen Lebensphilosophie. Was genau sich dahinter verbirgt und wie sie sich konkret im Alltag umsetzen lässt, erklärt der Hirnforscher Ken Mogi auf sehr lesenswerte und anschauliche Weise in seinem Buch.

Weiterlesen »
keine Kommentare

Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

Newsletter abonnieren
Etwas verloren?
Vergangenes
Facebook
Instagram
Instagram@miriam_steinbach