25. August 2025

Buchkritik: „1Q84” von Haruki Murakami

„1Q84” von Haruki Murakami

Eine schöne Liebesgeschichte in einer verqueren Parallelwelt: Rezension von „1Q84” von Haruki Murakami

Bei Büchern von Haruki Murakami bin ich oft hin- und hergerissen. Ich mag den eingängigen, langsamen und bildhaften Schreibstil des japanischen Autors sehr, auch wegen der vielen klugen Referenzen zur Weltliteratur und Musik. Die metaphysischen Elemente hinterlassen bei mir jedoch manchmal ein unbefriedigendes Gefühl. Nicht immer dringe ich in alle Ebenen vor. Deshalb fehlt mir der große Reiz, ständig Murakami-Bücher zu lesen.

So lag sein Mega-Bestseller „1Q84” nun seit zehn Jahren auf meinem Stapel ungelesener Bücher. Als ich vor einigen Monaten sah, dass die „New York Times“ ihn zu den besten Romanen des 21. Jahrhunderts gewählt hatte, zog ich ihn endlich heraus und gab ihm eine Chance.

Es war definitiv eine größere Aufgabe. Die Geschichte um die beiden Figuren Tengo und Aomame erstreckt sich auf drei Teile in zwei Büchern. Mit etwa 1500 Seiten ist sie für meinen Geschmack etwa 200 Seiten zu lang, denn an manchen Stellen ist der Roman redundant und langatmig.

Aber: „1Q84” ist wunderbar geschrieben. Murakami zog mich sofort und ohne Anstrengung in die vielschichtige Geschichte um eine Parallelwelt namens 1Q84 mit zwei Monden und einer mysteriösen Sekte, in der Fabelwesen („Little People”) eine große Rolle spielen. Die Handlung ist spannend und mitreißend. Nur die Sexszene mit einer Minderjährigen und die teilweise sehr schlüpfrigen körperlichen Beschreibungen der Figuren irritierten mich.

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3. August 2025

Buchkritik: „Trophäe” von Gaea Schoeters

Buchkritik: „Die Trophäe” von Gae Schoeters

„Trophäe” von Gaea Schoeters: ein düsteres, aber unglaublich gutes Buch!

Es hat lange gedauert, bis ich mich entschieden habe, „Trophäe” von Gaea Schoeters zu lesen. Obwohl der Roman seit einem Jahr immer wieder auf vielen „Beste-Bücher-Listen“ auftaucht, schreckte mich zunächst das Thema ab: die Jagd in Afrika. Doch dann las ich vor wenigen Wochen eine weitere begeisterte Rezension über das Buch. Es sei ein radikaler, erschütternder Roman, brillant geschrieben und rege zum Nachdenken an. Hmmm, dachte ich. Warum nicht in der Bibliothek ausleihen und einfach anfangen zu lesen? Mal schauen, was passiert.

Tatsächlich stimme ich nun in die Lobeshymnen ein: „Trophäe“ hat auch mich verschlungen. Der Roman riss mich so mit, dass ich sogar nachts mit dem Licht meines Handys im Bett lag und las, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht. Dabei erschütterte mich das Geschehen bis ins Mark – teilweise las ich die Seiten nur schemenhaft, weil ich so unter Spannung stand und es kaum aushalten konnte. Das Besondere: Das düstere Buch hält einem auf eine ganz spezielle Weise die Doppelmoral der westlichen Welt vor – dazu aber später mehr.

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26. Juli 2025

Buchkritik: „James“ von Percival Everett

„James“ von Percival Everett

Rezension von „James“: Percival Everett erzählt meisterhaft und bewegend „Huckleberry Finn“ aus der Sicht eines Sklaven ­­­­­­

Als ich das erste Mal von „James“ von Percival Everett hörte, stand für mich sofort fest, dass ich dieses Buch unbedingt lesen möchte. Die Handlung klang spannend: Die Geschichte von „Huckleberry Finn“, erzählt aus der Sicht des Sklaven Jim. Zunächst wollte ich jedoch den Klassiker von Mark Twain lesen, der seit mehr als zehn Jahren auf meinem Stapel ungelesener Bücher liegt.

Doch Woche um Woche verstrich und aktuellere Bücher reizten mich immer mehr. Als ich dann vor kurzer Zeit erfuhr, dass Percival Everetts Roman den Pulitzer Preis 2025 erhalten hat, beschloss ich, den Roman von Mark Twain zu überspringen. „Demon Copperhead“ hatte ich schließlich auch verstanden und geliebt, ohne „David Copperfield“ gelesen zu haben. Also lieh ich mir „James“ endlich in der Bibliothek aus.

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17. Juli 2025

Buchkritik: „Blue Sisters“ von Coco Mellors

Blue Sisters von Coco Mellors I Buchkritik

Rezension von „Blue Sisters“: über starke Schwesternbande und Endometriose

Es ist ein großer Schock: Nicole (Nicky), die drittälteste der Blue-Sisters und die solideste, liegt völlig überraschend tot in ihrer New Yorker Wohnung. Die 27-jährige Lehrerin hatte viele Freundinnen und war ein ausgleichender Pol in der Familie. Sie litt jedoch seit vielen Jahren an Endometriose und hatte starke Schmerzen. Die Trauer überrollt die drei Schwestern und wirft sie aus der Bahn. Jede von ihnen kämpft sich durch die ersten zwölf Monate ohne Nicky und die entstandene Lücke. Alle drei jungen Frauen geraten durch ihren seelischen Schmerz auf unterschiedliche Weise in existentielle Krisen. Können sie sich gegenseitig helfen?

Ich wollte „Blue Sisters“ unbedingt lesen, da mir Coco Mellors erster Roman „Cleopatra und Frankenstein“ so gut gefallen hat. „Blue Sisters“ ist ohne Zweifel ein würdiger Nachfolger, der viele interessante Aspekte des Lebens auf kluge Weise beleuchtet. Außerdem ist die Beziehung zwischen den Schwestern sehr besonders. Es ist jedoch kein leichter Roman, da jede Figur mit dem Leben kämpft und helle Momente nur selten sind. Wer eine luftig-leichte Lektüre sucht, ist bei „Blue Sisters” definitiv falsch.

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15. Juli 2025

Serienkritik: „Too Much“ auf Netflix

„Too Much“: Die neue Serie von Lena Dunham ist der Kracher!

Hach, meine Freude war riesig, als ich vor wenigen Monaten las, dass Lena Dunham mit ihrem Ehemann Luis Felber eine neue Serie für Netflix produziert hat. Erst vor einem Jahr habe ich mir ihren großen Erfolg „Girls“ nochmals angeschaut – und tauchte wieder so tief in die Welt von Hannah, Marnie, Jessa und Shoshanna ein. Auch wenn die Serie unter anderem für fehlende Diversität kritisiert wurde: Ich liebe „Girls“ über alles. Es war damals eine der ersten Serien, die nicht fernab meiner eigenen Lebenswelt war und bei der ich so viele Geschichten mitfühlen konnte.

Nun ist seit 10. Juli endlich „Too Much“ auf Netflix verfügbar. Ich habe mir den Erscheinungstag sogar im Kalender markiert. So neugierig und voller Vorfreude war ich. Vor allem, als ich entdeckte, dass die Hauptrollen der wunderbare Will Sharpe und die bezaubernde Megan Stalter haben. Will Sharpe ist mir bereits in der zweiten Staffel von „The White Lotus“ aufgefallen. Über Megan Stalter musste ich schon so oft in „Hacks“ lachen. Was für eine ungewöhnliche und großartige Kombination, dachte ich.

Eins vorweg: „Too Much“ hat all meine Erwartungen erfüllt. Ich bin so begeistert von dieser zeitgemäßen, sensiblen, klugen und witzigen Serie. „Too Much“ ist keineswegs so catchy wie etwa „Nobody wants this“. Sondern sie ist edgy und passt deshalb perfekt nach London, wo die Handlung zum größten Teil spielt. Außerdem ist die Botschaft so wunderbar: Es ist mehr als okay, zu viel zu sein. Es macht einen Menschen nur noch liebenswürdiger. Und Frauen sind keine Konkurrentinnen, sondern können sich gegenseitig verbünden – und dadurch noch stärker werden.  

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8. Juli 2025

Buchkritik: „Frau Komachi empfiehlt ein Buch” von Michiko Aoyama

„Frau Komachi empfiehlt ein Buch”, Michiko Aoyama

„Frau Komachi empfiehlt ein Buch”: ein feiner Roman, der zu neuen Gedanken anregt

Bücher mit massentauglichen Lebensweisheiten hatte ich in den vergangenen Jahren einige in der Hand. Darunter waren inspirierende („Dienstags bei Morrie“) und wenig überraschende („Das Café am Rande der Welt“). Als mich dann vor einigen Jahren Krisen durchs Leben schüttelten, lernte ich vor allem japanische Weisheiten zu schätzen – wie „Ikigai“.

Auch das Kintsugi-Prinzip ist mir bis heute nachhaltig im Gedächtnis geblieben: eine Reparaturmethode und gleichzeitig eine Philosophie, die besagt, dass man aus Zerbrochenem neue, einzigartige Schönheit erschaffen kann. Scheitern als Chance sozusagen. Jedes Mal, wenn in meinem Leben etwas nicht nach Plan läuft, muss ich an Kintsugi denken. Das gibt mir Zuversicht und Vertrauen.

Auch im Roman „Frau Komachi empfiehlt ein Buch” gibt es fünf wunderbare Geschichten von Menschen, die in einer Sinnkrise stecken und nicht wissen, wie es weitergeht. Auf äußerst erfrischende und überraschende Art gelingt es Autorin Michiko Aoyama, ihren Figuren mithilfe von Sayuri Komachi, einer mächtigen Frauengestalt mit Dutt, die in einer kleinen Bibliothek arbeitet, neue Perspektiven aufzuzeigen. Sie empfiehlt den verlorenen Figuren inspirierende Bücher. Jede Erzählung ist liebevoll gestaltet, sodass es eine große Freude ist, sie zu lesen.

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25. Juni 2025

Buchkritik: „Only Margo” von Rufi Thorpe

Buchkritik: "Only Margo" von Rufi Thorpe

„Only Margo – sie ist jung und braucht das Geld”: ein unterhaltsamer Booktok-Hit

Auf „Only Margo“ von Rufi Thorpe bin ich eigentlich nur wegen des bunten, poppigen Covers gestoßen. Eine junge Frau liegt erschöpft mit dem Bauch auf dem Sofa, ihre linke Hand berührt die Tastatur eines Laptops, der auf dem Boden steht. Neugierig zog ich den Roman aus dem Regal meiner Lieblingsbuchhandlung, überflog kurz den Klappentext, las etwas, das ein wenig wild klang, blieb dann aber vor allem an den positiven Rezensionen der Washington Post und des Autors Nick Hornby hängen.

Letzerer schrieb für eine Buchbesprechung in der New York Times: „Ein enorm unterhaltsames und liebenswertes Buch“. Da ich die Werke von Nick Hornby („High Fidelity“, „About a boy“, „A long way down“) sehr mag, habe ich „Only Margo“ spontan eingepackt.

Bereut habe ich es nicht. „Only Margo“ ist zwar kein Buch, das tiefere Spuren hinterlässt, aber es ist wirklich wunderbare Unterhaltung – und es behandelt ein sehr aktuelles Thema: Only Fans. Kein Wunder, dass Apple TV+ daraus eine Serie gemacht hat. Sie heißt: „Margo’s Got Money Troubles“ – mit Elle Fanning, Nicole Kidman und Michelle Pfeiffer. Erscheinen soll sie 2026.

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22. Juni 2025

Buchkritik: „Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben“ von Anika Decker

„Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben“ von Anika Decker

„Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben“: eine perfekte Sommerlektüre

Unter normalen Umständen wäre der neueste Roman von Anika Decker komplett an mir vorbeigerauscht. Anika Decker ist mir zwar seit einigen Jahren ein Begriff, weil sie gegen Til Schweiger klagte und „Die Zeit“ darüber berichtete. Der Grund für den Prozess: Anika Decker hat die Drehbücher für „Keinohrhasen“ und „Zweiohrküken“ geschrieben – und wurde dafür zunächst nicht anständig bezahlt. Den Prozess gewann sie.

Nun wären die beiden Filmkomödien noch keine Empfehlung für mich gewesen, einen Roman von Anika Decker zu lesen. Dass ich es trotzdem tat, verdanke ich mehreren Podcasts, in denen die unterschiedlichsten Leute begeistert von „Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben“ sprachen.

Da ich seit einiger Zeit einen Bibliotheksausweis besitze, dachte ich mir: Perfekt, ich leihe mir das Buch aus, das es derzeit nur als Hardcover gibt, und wenn es mir nicht gefällt, habe ich ja keine 23 Euro ausgegeben.

Nun, ich muss zugeben, ich bin positiv überrascht. „Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben“ ist ein total unterhaltsames Buch, das man einfach so weglesen kann. Es ist zwar keine tiefsinnige Literatur, bedient einige Stereotypen und hat keine überraschende Wendung. Aber es macht großen Spaß, die fast 50-jährige Nina dabei zu begleiten, wie sie sich in den 20 Jahre jüngeren David verliebt – und hin- und hergerissen ist.

„Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben“ ist aber nicht nur eine schöne Liebesgeschichte, sondern dreht sich auch um einen Me-too-Skandal bei der Produktion einer erfolgreichen TV-Serie, der unsauber aufgearbeitet wird. Erinnerungen an Julian Reichelt und den Springer Verlag werden wach.

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10. Juni 2025

Netflix-Serie: “Ginny & Georgia”

Kritik von „Ginny & Georgia“: kaputter als die “Gilmore Girls” – Staffel 3 ist ein wilder Ritt

„Wir sind wie die Gilmore Girls, nur mit größeren Brüsten“, sagt Georgia (Brianne Howey) in der ersten Folge von „Ginny & Georgia“ zu ihrer Tochter Ginny (Antonia Gentry). Für mich ist das nicht der einzige Unterschied: Sie sind rauer, kaputter und dadurch so viel interessanter als Lorelai und Rory.

Obwohl ich mich inzwischen mit den „Gilmore Girls“ angefreundet habe, ist das Leben in der Kleinstadt Stars Hollow ein Wellness-Programm im Vergleich zu dem von Ginny und Georgia in Wellsbury. Mord, Depressionen und dunkle Geheimnisse: Die Charaktere sind facettenreich und unvergleichlich, die Handlung ist spannend. Nachdem die zweite Staffel mit einem Knall endete, hat mich die dritte Staffel nun erneut mitgerissen – auch wenn es wirklich ein wilder Ritt ist, vor allem die Folgen fünf und sechs.

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8. Juni 2025

Buchkritik: „Geordnete Verhältnisse” von Lana Lux

Buchkritik: „Geordnete Verhältnisse" von Lana Lux

Buchkritik: „Geordnete Verhältnisse” von Lana Lux: ein spannender Roman, der einen am Ende umhaut

Als ich „Geordnete Verhältnisse“ von Lana Lux zu lesen beginne, ahne ich nicht, was für ein bewegender Thriller dieser Roman ist. Zunächst gehe ich davon aus, dass es sich um eine toxische Freundschaft zwischen zwei instabilen jungen Menschen handelt. Doch der Roman ist weitaus mehr. Das große Thema an dieser Stelle zu verraten, würde aber das Ende spoilern. Deshalb gehe ich erst im letzten Absatz darauf ein.

Was ich hier aber schon sagen kann: „Geordnete Verhältnisse“ ist ein sehr feinfühliger und zeitgemäßer Roman. Lana Lux hat zwei Figuren geschaffen, denen das Leben nicht die einfachsten Startbedingungen beschert hat – die aber sehr unterschiedlich damit umgehen. Philipp ist voller Wut und Obsession. Faina hat eine bipolare Störung. Dass diese Freundschaft ungesund ist, wird schnell klar. Aber wohin sie führt, hat mich dann doch bedrückt.

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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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