9. März 2023

Buchkritik: “Schöne Welt, wo bist du?”von Sally Rooney

"Schöne Welt, wo bist du?"von Sally Rooney

“Schöne Welt, wo bist du?” von Sally Rooney: schwächer als die Vorgänger

Geschichten über Freundschaft, Sex und Politik: Sally Rooney gehört definitiv zu meinen Lieblingsautor*innen. Da ich mit großer Begeisterung und innerhalb kürzester Zeit „Gespräche mit Freunden“ und „Normale Menschen“ verschlungen habe, war ich auf „Schöne Welt, wo bist du?“ sehr gespannt.

Aber, hmmm. Ich muss gestehen: Die große Euphorie hat mich dieses Mal nicht gepackt. Das dritte Buch der irischen Schriftstellerin hat mich vor allem ab der zweiten Hälfte an einigen Stellen gelangweilt. Das ging so weit, dass mich das Ende fast gar nicht mehr interessierte. Schade.

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26. Februar 2023

Serienkritik: „Das Gesetz nach Lidia Poët“

Netflix-Serie: „Das Gesetz nach Lidia Poët“ – was für eine tolle Frau!

Ein feministischer Krimi – das klingt zunächst staubtrocken, ist bei der Netflix-Krimiserie „Das Gesetz nach Lidia Poët“ aber sehr unterhaltsam umgesetzt. Anstrengende Dialoge oder Botschaften mit dem erhobenen Zeigefinger? Fehlanzeige. Die sechs kurzweiligen Folgen um die kluge und mutige Juristin Lidia (Matilda De Angelis) zeigen auf eingängige Weise, wie schwer es Frauen im konservativen Italien Ende des 19. Jahrhunderts hatten, beruflich erfolgreich zu sein.

Das Tolle an der Serie ist, dass es Lidia Poët tatsächlich gegeben hat. Sie wurde 1855 geboren und war die erste Anwältin in Italien, die aber hart dafür kämpfen musste, als Frau ihren Beruf überhaupt ausüben zu dürfen. Sie lehnte sich gegen gesellschaftliche Konventionen auf und stand deshalb immer wieder vor großen Herausforderungen. Für die italienische Frauenbewegung ist sie bis heute von großer Bedeutung.

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24. Februar 2023

Buchkritik: “Der Trafikant” von Robert Seethaler

Der Trafikant von Robert Seethaler

Ein Juwel in Buchform: “Der Trafikant” von Robert Seethaler

Fast wäre „Der Trafikant“ in meinem Bücherchaos untergegangen. Bereits vor Jahren hatte ich ihn gekauft, auf meinen Stapel an ungelesenen Werken gelegt – und vergessen. Immer wieder kam ihm ein anderer Roman zuvor, verdrängte ihn. „Der Trafikant“ rutschte tief, tiefer und verschwand nahezu, bis ihn seine Verfilmung im vergangenen Jahr schlagartig in mein Gedächtnis zurückbrachte.

Zum Glück.

Innerhalb weniger Tage habe ich das Buch mit dem minimalistischen Cover nun gelesen, Satz für Satz aufgesaugt. „Der Trafikant“ ist voll mit wunderbaren Beschreibungen, Witz und einer Leichtigkeit der Sprache, die der Grausamkeit der Geschehnisse kurz vor dem Zweiten Weltkrieg diametral gegenübersteht – und dadurch erst recht eine Intensität entwickelt. Der Roman erfasste mich mit voller Wucht. Er ist ein funkelnder Juwel in Buchform.

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19. Februar 2023

Serienkritik: „Jedes Mal, wenn wir uns verliebten“

Netflix-Serie: „Jedes Mal, wenn wir uns verliebten“ – ohne Überraschungen

Als ich die Beschreibung der Netflix-Serie „Jedes Mal, wenn wir uns verliebten“ sehe, muss ich sofort an den Buch-Bestseller „Zwei an einem Tag“ von David Nicholls denken. Zwei junge Menschen, die sich im Laufe von zwei Jahrzehnten immer wieder begegnen, sich zueinander hingezogen fühlen, aber trotzdem an einer Beziehung scheitern.

Vor 15 Jahren finde ich dieses Konzept spannend und verschlinge den Roman innerhalb kürzester Zeit. Nun bin ich gespannt, ob mich die spanische Serie auch so mitreißen wird.

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7. Februar 2023

Buchkritik: „Lügen über meine Mutter“ von Daniela Dröscher

„Lügen über meine Mutter“ von Daniela Dröscher

„Lügen über meine Mutter“: über die typische Unterdrückung einer Frau in den 1980-Jahren

Noch während ich „Lügen über meine Mutter“ von Daniela Dröscher lese, hämmert vor allem ein Gedanke immer wieder in meinem Kopf: „Zum Glück ist es für Frauen in den vergangenen 40 Jahren so viel leichter geworden, ein emanzipiertes Leben zu führen – was für ein Privileg hat meine Generation“.

Auch die Autorin schreibt:

„Immer wieder muss ich mir klarmachen, wie ungewohnt es für Frauen damals noch gewesen sein muss, ein eigenes Konto zu sitzen. Ebenso neu war es, einen Beruf wählen zu können, einen, der nicht von den Eltern ausgesucht, oder eine Stelle anzutreten, die nicht einfach vom Ehemann gekündigt werden konnte. Erst seit 1977, dem Jahr meiner Geburt, erhielten Frauen dieses Recht auf Selbstbestimmung.“

Daniela Dröscher blickt in ihrem Roman zurück auf ihre eigene Kindheit in einem typischen westdeutschen Dorf in den 1980er-Jahren. Was sie erzählt, kommt mir so bekannt vor, dass ich beim Lesen kaum stoppen kann. Ich verschlinge das Buch innerhalb weniger Tage, weil ich das Geschriebene so treffend und spannend finde.

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25. Januar 2023

Buchkritik: „Judith und Hamnet“ von Maggie O’Farrell

„Judith und Hamnet“ von Maggie O'Farrell

„Judith und Hamnet“: Wie Shakespeare zu seinem Stück „Hamlet“ fand

Das Buch „Judith und Hamnet“ entdecke ich zufällig. Es ist Schauspielerin Tanya Reynolds, die es in einer ihrer Instagram-Stories präsentiert. „Women’s Prize for Fiction“ lese ich auf dem Cover. Da die Sex-Education-Darstellerin schon mehrmals Romane empfohlen hat, die ich toll finde, möchte ich mehr wissen. Ich klicke mich durchs Netz, suche nach Informationen zu „Judith und Hamnet“ und weiß schnell: Das möchte ich lesen.

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7. Januar 2023

Netflix-Serie: “Ginny & Georgia”

Kritik von „Ginny & Georgia“: kaputter als die “Gilmore Girls” – Staffel 1 und 2

„Wir sind wie die Gilmore Girls, nur mit größeren Brüsten“, sagt Georgia (Brianne Howey) in der ersten Folge von „Ginny & Georgia“ zu ihrer Tochter Ginny (Antonia Gentry). Für mich ist das nicht der einzige Unterschied: Sie sind rauer, kaputter und dadurch so viel interessanter als Lorelai und Rory.

Während die „Gilmore Girls“ bei ihrer TV-Strahlung Anfang der 2000er-Jahre komplett an mir vorbeirauschten, gab ich ihnen vor zwei Jahren auf Netflix nochmals eine Chance. Die erste Staffel fand ich zwar ganz nett, in der zweiten flog ich aber raus. Der Spannungsbogen um das Kleinstadtleben in Stars Hollow war mir auf Dauer zu schwach.

Ganz anders ergeht es mir mit „Ginny & Georgia“ und ihren Geschichten aus Wellsbury. Schon nach fünf Minuten der ersten Staffel wusste ich: Diese Serie mag ich, diese Charaktere sind facettenreich und spannend. Nun ist die zweite Staffel erschienen.

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4. Januar 2023

Buchkritik: „Hast du uns endlich gefunden“ von Edgar Selge

„Hast du uns endlich gefunden“ von Edgar Selge

 „Hast du uns endlich gefunden“: ein trister Blick in die bürgerliche Welt der 1960er-Jahre

Wie ist es, in den 1960er-Jahren groß zu werden? Mit Eltern, die im Zweiten Weltkrieg mit dem Regime von Adolf Hitler sympathisierten und nun damit leben müssen, dass sie sich getäuscht haben und jahrelang die Gräueltaten der Nationalsozialisten ignorierten.

Der deutsche Schauspieler Edgar Selge weiß darüber ein ganzes Buch zu schreiben. In seinem autobiografisch angehauchten Roman „Hast du uns endlich gefunden“ lässt er einen Blick zu in seine Kindheit in einer bürgerlichen Familie.

Mit klarer, detailreicher und bewegender Sprache nimmt er die Lesenden mit in eine Zeit, in der Gewalt wie selbstverständlich zur Kindererziehung gehörte und Frauen sich für die Familie aufopferten.

 „Hast du uns endlich gefunden“ hat mich an sehr vielen Stellen zutiefst berührt und nachdenklich gemacht. Edgar Selge ist ein toller Erzähler – und schonungslos, vor allem gegenüber seinem gewaltvollen Vater. Die Ambivalenz seiner Gefühle quillt aus nahezu jedem Kapitel.

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30. Dezember 2022

Flimmerkasten: “Emily in Paris”

„Emily in Paris“ Staffel 1 + 2 + 3: eine Serie voller Kitsch, Klischees und Haute-Couture

Franzosen und Französinnen, die erst nach 10 Uhr zu arbeiten beginnen, mittags schon Weißwein trinken und die englische Sprache boykottieren: Die Netflix-Serie „Emily in Paris“ trieft regelrecht vor Klischees und Oberflächlichkeit. Auch die Bilder aus der französischen Hauptstadt wirken, als sei ein quietschbunter Instagram-Filter darüber gelegt worden. Paris leuchtet, blüht und sieht aus wie eine märchenhafte Version ihrer selbst. Die raue Realität: Fehlanzeige!

Halte ich zu viel Kitsch gewöhnlich nur sehr schwer aus, ging es mir bei der Serie um Hauptdarstellerin Lily Collins anders. Bereits die erste Folge zog mich wie ein Hurrikan in die Bubblegum-Welt.

„Emily in Paris“ ist Kitsch in Perfektion. Die Serie ist ein wahres Feuerwerk an ästhetisch geschmackvollen Szenen. Die Schauspieler*innen sind durchweg adrett, ihre Kleidung pure Fashion und die Geschichte ist so kurzweilig, dass ein Binge-Watching nur schwer zu verhindern ist – zumindest bei den ersten beiden Staffeln.

In der dritten Staffel fällt der Spannungsbogen ein wenig ab. Nur die letzten Minuten der zehnten Folge drehen die Handlung nochmals um – dafür dann aber mit voller Wucht.

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26. Dezember 2022

Buchkritik: „Ungezähmt“ von Glennon Doyle

„Ungezähmt“ von Glennon Doyle

„Ungezähmt“: Über eine Frau, die selbstbestimmt ihr Leben gestaltet

Meine Skepsis war riesig, als ich begann, „Ungezähmt“ von Glennon Doyle zu lesen. Ein supererfolgreicher Bestseller aus den USA, bei dem die Autorin darüber schreibt, wie sie sich von gesellschaftlichen Ketten befreite und nun selbstbestimmt lebt – massenkompatibel und leicht verständlich aufbereitet.

„Ist das nicht furchtbar trivial?“, fragte ich die Freundin, die mir das Buch auslieh. Die Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen ist schließlich ein Thema, das mich bereits seit Jahren intensiv beschäftigt. Muss es da noch solch ein gehyptes Buch sein, das sich auch für Einsteigerinnen eignet? „Lies es trotzdem mal, ich bin gespannt auf deine Meinung!“, entgegnete sie lachend.

Nun, einige Wochen später, habe ich das Buch zu Ende gelesen – und bin positiv überrascht.

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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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