Rezension von “Echtzeitalter”: sperrige Sätze gepaart mit viel Witz
Ein Coming-of-Age-Roman, der größtenteils in einem Wiener Internat spielt und dessen Protagonist seine Zeit lieber mit Computerspielen als mit Schulbüchern verbringt – das klingt grundsätzlich sympathisch und interessant. Ist es auch. Wäre da nur nicht die etwas sperrige Sprache, mit der Tonio Schachinger seinen Erfolgsroman „Echtzeitalter“ geschrieben hat. Dafür hat er 2023 den Deutschen Buchpreis erhalten. Allein den ersten Satz musste ich aber zweimal lesen, um ihn vollständig zu erfassen. Ein gelungener Einstieg sieht definitiv anders aus.
Neugierig? Hier kommt er:
„Sieht man diesen Ort zum ersten Mal, das Schloss mit schönbrunnergelben Fassade und der abbröckelnden graugelben Rückseite, den Park mit seinen Wiesen und Sportplätzen, seinem bewaldeten Hügel und seiner Grotte, dann ist die Mauer, die ihn umgibt und deren Höhe je nach Steigung der Argentinier- und Favoritenstraße zwischen zwei und vier Metern schwankt, wahrscheinlich das Letzte, was einem auffällt.“
Ich stöhnte also schon auf der ersten Seite, legte das Buch aber trotzdem nicht weg. Und eins sei jetzt schon verraten: Es bleibt sprachlich anstrengend, aber: Tonio Schachinger erzählt seine Geschichte mit so viel Witz und Esprit, dass ich das Buch trotzdem zu Ende las und dabei auch noch Spaß hatte.
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