14. November 2020

Heimat: “Ein Nachmittag mit Jehad Othman”

Das ist Jehad.

Und dann war Krieg!

Als Jehad Othman nach tagelangem Verhör in einem Gefängnis in Damaskus frei kam, hatten ihm die Geheimdienstmitarbeiter fast alles genommen. Er besaß kein Handy mehr, keine Schuhe, kein T-Shirt, seine Hose schlackerte. Fast nackt stand er auf der staubigen Straße. „Ich hatte 20 Kilogramm innerhalb kürzester Zeit abgenommen und kaum Kraft mehr übrig“, erzählt er mir an diesem Herbstnachmittag in einem Café in der Karlsruher Weststadt.

Qualvolle Tage lagen hinter dem damaligen Studenten der Telekommunikationswissenschaften. Mit 200 Menschen war er in einem Raum unter der Erde eingesperrt. „Es gab dort kaum Luft zum Atmen“, erzählt er. Nicht alle von ihnen hatten Platz zu sitzen, obwohl sie Wunden am Körper hatten. Fünf der Gefangenen starben in der Zeit, in der sich auch Jehad in dem Raum befand.

Es sind Erlebnisse, die sich tief in sein Gedächtnis gebrannt haben – sie gesellen sich zu den traumatischen Bildern zwei weiterer Gefängnisaufenthalte, die er kurz davor und danach in Syrien über sich ergehen lassen musste. Seine Assoziationen mit dieser Zeit: schmerzhafte Stromschläge, eiskaltes Salzwasser und der Verlust von Nägeln, die ihm Geheimdienstmitarbeiter mit einer Zange ausrissen.

2013 gelang Jehad die Flucht aus Syrien. Über Ägypten kam er nach Libyen, mit dem Boot erreichte er Italien und schaffte es mit dem Zug über Österreich nach München. Ende 2014 landete er in Karlsruhe – und ist geblieben. Weiterlesen »

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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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