7. Februar 2023

Buchkritik: „Lügen über meine Mutter“ von Daniela Dröscher

„Lügen über meine Mutter“ von Daniela Dröscher

„Lügen über meine Mutter“: über die typische Unterdrückung einer Frau in den 1980-Jahren

Noch während ich „Lügen über meine Mutter“ von Daniela Dröscher lese, hämmert vor allem ein Gedanke immer wieder in meinem Kopf: „Zum Glück ist es für Frauen in den vergangenen 40 Jahren so viel leichter geworden, ein emanzipiertes Leben zu führen – was für ein Privileg hat meine Generation“.

Auch die Autorin schreibt:

„Immer wieder muss ich mir klarmachen, wie ungewohnt es für Frauen damals noch gewesen sein muss, ein eigenes Konto zu sitzen. Ebenso neu war es, einen Beruf wählen zu können, einen, der nicht von den Eltern ausgesucht, oder eine Stelle anzutreten, die nicht einfach vom Ehemann gekündigt werden konnte. Erst seit 1977, dem Jahr meiner Geburt, erhielten Frauen dieses Recht auf Selbstbestimmung.“

Daniela Dröscher blickt in ihrem Roman zurück auf ihre eigene Kindheit in einem typischen westdeutschen Dorf in den 1980er-Jahren. Was sie erzählt, kommt mir so bekannt vor, dass ich beim Lesen kaum stoppen kann. Ich verschlinge das Buch innerhalb weniger Tage, weil ich das Geschriebene so treffend und spannend finde.

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25. Januar 2023

Buchkritik: „Judith und Hamnet“ von Maggie O’Farrell

„Judith und Hamnet“ von Maggie O'Farrell

„Judith und Hamnet“: Wie Shakespeare zu seinem Stück „Hamlet“ fand

Das Buch „Judith und Hamnet“ entdecke ich zufällig. Es ist Schauspielerin Tanya Reynolds, die es in einer ihrer Instagram-Stories präsentiert. „Women’s Prize for Fiction“ lese ich auf dem Cover. Da die Sex-Education-Darstellerin schon mehrmals Romane empfohlen hat, die ich toll finde, möchte ich mehr wissen. Ich klicke mich durchs Netz, suche nach Informationen zu „Judith und Hamnet“ und weiß schnell: Das möchte ich lesen.

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4. Januar 2023

Buchkritik: „Hast du uns endlich gefunden“ von Edgar Selge

„Hast du uns endlich gefunden“ von Edgar Selge

 „Hast du uns endlich gefunden“: ein trister Blick in die bürgerliche Welt der 1960er-Jahre

Wie ist es, in den 1960er-Jahren groß zu werden? Mit Eltern, die im Zweiten Weltkrieg mit dem Regime von Adolf Hitler sympathisierten und nun damit leben müssen, dass sie sich getäuscht haben und jahrelang die Gräueltaten der Nationalsozialisten ignorierten.

Der deutsche Schauspieler Edgar Selge weiß darüber ein ganzes Buch zu schreiben. In seinem autobiografisch angehauchten Roman „Hast du uns endlich gefunden“ lässt er einen Blick zu in seine Kindheit in einer bürgerlichen Familie.

Mit klarer, detailreicher und bewegender Sprache nimmt er die Lesenden mit in eine Zeit, in der Gewalt wie selbstverständlich zur Kindererziehung gehörte und Frauen sich für die Familie aufopferten.

 „Hast du uns endlich gefunden“ hat mich an sehr vielen Stellen zutiefst berührt und nachdenklich gemacht. Edgar Selge ist ein toller Erzähler – und schonungslos, vor allem gegenüber seinem gewaltvollen Vater. Die Ambivalenz seiner Gefühle quillt aus nahezu jedem Kapitel.

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26. Dezember 2022

Buchkritik: „Ungezähmt“ von Glennon Doyle

„Ungezähmt“ von Glennon Doyle

„Ungezähmt“: Über eine Frau, die selbstbestimmt ihr Leben gestaltet

Meine Skepsis war riesig, als ich begann, „Ungezähmt“ von Glennon Doyle zu lesen. Ein supererfolgreicher Bestseller aus den USA, bei dem die Autorin darüber schreibt, wie sie sich von gesellschaftlichen Ketten befreite und nun selbstbestimmt lebt – massenkompatibel und leicht verständlich aufbereitet.

„Ist das nicht furchtbar trivial?“, fragte ich die Freundin, die mir das Buch auslieh. Die Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen ist schließlich ein Thema, das mich bereits seit Jahren intensiv beschäftigt. Muss es da noch solch ein gehyptes Buch sein, das sich auch für Einsteigerinnen eignet? „Lies es trotzdem mal, ich bin gespannt auf deine Meinung!“, entgegnete sie lachend.

Nun, einige Wochen später, habe ich das Buch zu Ende gelesen – und bin positiv überrascht.

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18. November 2022

Buchkritik: “Dicht” von Stefanie Sargnagel

Buchkritik: "Dicht" von Stefanie Sargnagel

“Dicht” von Stefanie Sargnagel: Unterhaltsam, aber ohne Tiefgang

Dass Stefanie Sargnagel eine bewegende Jugendzeit hatte, daran zweifelte ich auch schon vor ihrem Buch „Dicht – Aufzeichnungen einer Tagediebin“ keineswegs. Von Konformität und bürgerlichen Lebensformen ist die österreichische Schriftstellerin so weit entfernt, es wäre eine riesige Überraschung gewesen, hätte sich das nicht bereits früh in ihrem Leben abgezeichnet.

Seit Jahren verfolge ich Stefanie Sargnagel bereits über die sozialen Medien. Ihre bissigen Postings auf Facebook sind nicht nur unterhaltsam, sondern beschäftigen sich auch häufig mit politischen Themen und weisen auf Missstände in der Gesellschaft hin. Vor allem die Rechten in Österreich fühlen sich von ihr provoziert.

Während ihr Buch „Statusmeldungen“ ein Sammelsurium an kuriosen Facebook-Posts ist und unter anderem von ihren Erfahrungen in einem Call Center und von der Zeit handelt, als viele Geflüchtete nach Österreich und Deutschland kamen, hat die Autorin mit „Dicht“ einen Coming-of-Age-Roman geschrieben, in dessen Mittelpunkt sie selbst und ihre illustren Freund*innen aus Wien stehen.

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2. November 2022

Buchkritik: “Was man von hier aus sehen kann” von Mariana Leky

"Was man von hier aus sehen kann" von Mariana Leky

Ein Feuerwerk an grandiosen Ideen: “Was man von hier aus sehen kann”

Dass mir „Was man von hier aus sehen kann“ von Mariana Leky nachhaltig ans Herzen wachsen wird, ist mir bereits nach wenigen Seiten klar. Von meiner Couch aus reise ich durch das Buch in eine Welt, in der die Sprache vor Schönheit trieft, die Charaktere mit liebevollen Kanten überzeugen und in der der Tod zwar für traurige Momente sorgt, aber der Handlung auch unwahrscheinlich viel Tiefe verleiht.

Mariana Leky ist eine großartige Erzählerin. In „Was man von hier aus sehen kann“ zündet sie ein Feuerwerk an kuriosen Ideen und Ereignissen. Dadurch ist nicht nur die Handlung an sich eine Stärke des Romans, sondern auch die vielen skurrilen kleinen Beschreibungen des Alltags der Protagonst*innen, die auf nahezu jeder Seite zu finden sind.

Nun, um was geht es aber in „Was man von hier aus sehen kann“?

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24. Oktober 2022

Serienkritik: “The Crown”

“The Crown” auf Netflix: Ein Herz für Charles und Camilla

Es hat lange gedauert, bis ich mich endlich aufraffen konnte, „The Crown“ auf Netflix zu schauen – obwohl ich bereits einige begeisternde Kritiken gelesen hatte und auch Freundinnen mir eindringlich erzählten, wie großartig die Serie sei. Aber das britische Königshaus interessierte mich überhaupt nicht.

Nun, es ist nicht so, dass ich bislang gar nichts über die Royals wusste. Als Schülerin sah ich im Fernsehen die Bilder von der Beerdigung Lady Dianas. Außerdem bekam ich immer mal wieder Fetzen um die Dreiecksbeziehung von Charles, Camilla und Diana mit. Und dass Harry und Megan inzwischen in den USA leben und sich von ihren royalen Pflichten losgesagt haben, ging auch nicht unbemerkt an mir vorüber. Aber eine Meinung dazu hatte ich nie, schaute vielmehr aus der Ferne unbeteiligt zu.

Das änderte sich aber schlagartig mit dem Tod von Queen Elizabeth. Nur wenige Stunden nach der ersten Eilmeldung begann mein Instagram-Feed zu explodieren – mit theatralischen Beileidsbekundungen auf der einen Seite und mit Kolonialismuskritik auf der anderen. Die Posts und Stories kamen von Leuten, bei denen ich mich wunderte, dass sie sich überhaupt mit dem britischen Königshaus beschäftigen. Warum löst diese Frau solch starke Reaktionen aus?, fragte ich mich neugierig.

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3. Oktober 2022

Buchkritik: “Komplett Gänsehaut” von Sophie Passmann

"Komplett Gänsehaut" von Sophie Passmann

„Komplett Gänsehaut“: Irritation und Kopfschütteln

Als ich „Komplett Gänsehaut“ von Sophie Passmann zu lesen beginne, bin ich komplett unvoreingenommen, wirklich. Ich hätte sonst keine zwölf Euro für ein Buch ausgegeben, nur um einen Verriss zu schreiben – dann hätte ich es mir ausgeliehen oder gebraucht gekauft. Aber ich bin zuversichtlich. Die Kritiker*innen-Stimmen auf der Rückseite des Buches sind schließlich voller Lob: „Brillant formuliert“, „Bissig, aber nicht verbissen“, „In einem fort Sätze, bei denen man den Like-Button sucht.“

Ich fange neugierig an zu lesen. Doch bereits nach 16 Seiten mache ich mir einen Knick in die Seite, weil ich irritiert bin. Sophie Passmann schreibt:

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13. August 2022

Buchkritik: “Heimkehren” von Yaa Gyasi

Heimkehren - Yaa Gyasi

“Heimkehren”: ein wunderbares Buch mit bewegenden Geschichten

Erst Sophie Passmann, dann Sarah Kuttner: In den vergangenen Wochen erlebten gleich zwei weiße Frauen einen tobenden Shitstorm in den sozialen Medien. Der Grund: Sie äußerten sich unangebracht (Passmann) und sehr borniert (Kuttner) über Schwarze Menschen.

Es wunderte mich sehr, dass beide Frauen in der Öffentlichkeit überhaupt etwas Kritisches zum Thema Rassismus sagten. Es gibt eine Sache, die ich in den vergangenen Jahren gelernt habe: Als weiße Frau halte ich mich verbal zurück, wenn Betroffene von ihren Erfahrungen und Bitten zum Thema Rassismus erzählen – vor allem in den sozialen Medien.

Stattdessen versuche ich, viel darüber zu lesen – um die Geschichte besser zu verstehen und sensibel für Ungerechtigkeiten zu sein. Neben Sachbüchern greife ich gerne zu Literatur von Schwarzen Autor*innen, beispielsweise von Chimamanda Ngozi Adichi, Bernadine Evaristo und Colson Whitehead. Nun habe ich zufällig beim Dumont-Verlag „Heimkehren“ von Yaa Gyasi entdeckt – und bin unfassbar begeistert von diesem ganz besonderen Roman.

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30. Juli 2022

Buchkritik: “Wenn du mich heute wieder fragen würdest” von Mary Beth Kane

"Wenn du mich heute wieder fragen würdest" von Mary Beth Kane

“Wenn du mich heute wieder fragen würdest”: Hoffnung für schwere Tage

Wahrscheinlich wäre „Wenn du mich heute wieder fragen würdest“ an mir vorbei gerauscht, wenn nicht ausgerechnet von Meg Wolitzer ein Statement direkt auf der Vorderseite des pistaziengrünen Covers abgedruckt wäre: „Mitreißend und bewegend“ findet die amerikanische Autorin das Werk von ihrer Kollegin Mary Beth Kane.

Von Meg Wolitzer bin ich riesiger Fan, seit ich „Die Interessanten“ gelesen habe. Der Roman um sechs Freund*innen, die gemeinsam älter und auf die verschiedenste Weise vom Leben herausgefordert werden, hat mich zutiefst bewegt und gehört definitiv zu meinen All-time-Favorites.

Meg Wolitzers positves Urteil machte mich deshalb neugierig. Ist „Wenn du mich heute wieder fragen würdest“ tatsächlich so gut? Gespannt begann ich zu lesen.

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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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