Schmöker: “Girl on the Train” von Paula Hawkins
“Girl on the Train”: dynamisch, kurzweilig, spannend
Ein Krimi, der bereits vor seiner Veröffentlichung als Bestseller vermarktet wird: Als ich im Juni den “Spiegel”-Artikel über “Girl on the Train” las, wurde ich neugierig. Kann ein Buch, das unter solchen kommerziellen Bedingungen entsteht, und der großen Masse gefallen soll, gut sein? Ich habe es nun gelesen und bin positiv überrascht. Dynamisch, kurzweilig und ein überaus gut gestrickter Plot – das Buch von Paula Hawkins ist gelungen. Einzige Einschränkung: die Konzeption der weiblichen Charaktere.
Zwei Frauen, zwei Perspektiven
Erzählt ist die Geschichte primär aus der Sicht von Rachel und Megan. Rachel fährt jeden Tag mit dem Zug zur Arbeit und kommt immer am Haus von Megan und Scott vorbei. Von ihrem Sitzplatz kann sie in deren Garten sehen – und entdeckt eines Tages, dass Megan dort mit einem anderen Mann innig umschlungen steht. Kurze Zeit später ist Megan verschwunden. Rachel kann es nun nicht lassen, sich in die Aufklärung des Falles einzumischen. Und bringt sich dabei in viele unglückliche Situationen.
Ende nicht vorhersehbar
Die Erzählungen von Rachel und Megan wechseln sich ab und sind zeitlich versetzt. Daraus entwickelt sich eine große Spannung. Das Ende ist sehr lange unvorhersehbar und wirkt letztlich trotzdem sehr schlüssig. Die Sprache ist klar und präzise, so las ich das Buch innerhalb weniger Tage komplett durch.
Leider ein schwaches Frauenbild
Was mich nur nachhaltig störte: Rachel und Megan haben beide große Probleme und sind aus dem normalen Leben gerutscht. Rachel trinkt zuviel Alkohol, Megan hat Schlafstörungen und Panikattacken. Das nervt in der Summe. Die Frauen wirken beide völlig labil und abhängig von Männern. Ein starker weiblicher Gegenpart wäre schön gewesen. Davon abgesehen ist “Girl on the Train” ein gelungener Thriller, der sich am Feierabend und am Wochenende sehr angenehm lesen lässt.
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