27. April 2025

Buchkritik: “Cleopatra und Frankenstein” von Coco Mellors

Buchkritik: "Coco und Frankenstein" von Coco Mellors

“Cleopatra und Frankenstein”: eine moderne Liebesgeschichte aus dem pulsierenden New York

„Cleopatra und Frankenstein“ ist ein totaler Spontankauf in meiner Lieblingsbuchhandlung. Als ich es zu lesen beginne, kann ich nur erahnen, worum es in dem 500 Seiten starken Buch genau geht. Denn der Klappentext bleibt vage: Zwei Menschen treffen sich in der Silvesternacht in New York, stürzen sich in eine Romanze und können dann kaum noch mithalten. Das ist alles. Mehr wird nicht verraten.

Aber schon nach zwei Seiten weiß ich, dass ich die Geschichte von Cleo und Frank lieben werde, egal wohin die Handlung führt. Die Autorin Coco Mellors schreibt so wunderbar eingängig, unterhaltsam und intelligent, dass ich von Satz zu Satz mitgerissen werde. In jeder freien Sekunde nehme ich das Buch in die Hand und habe es innerhalb weniger Tage ausgelesen.

Das Tolle an dem Roman: Coco Mellors Charaktere sind tiefgründig, ihre Lebensbeobachtungen klug und die Liebesgeschichte absolut zeitgemäß. „Cleopatra und Frankenstein“ vereint die sonnigen und die schattigen Momente – im Leben und in New York. Ich bin deshalb großer Fan dieses Buches.

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28. März 2025

Buchkritik: „Blauer Hibiskus“ von Chimamanda Ngozi Adichie

„Blauer Hibiskus“ von Chimamanda Ngozi Adichie

„Blauer Hibiskus“ von Chimamanda Ngozi Adichie: eindringliche Geschichte mit wunderbarer Sprache erzählt

Die Geschichte beginnt leise, nimmt langsam Fahrt auf und endet mit einem Knall. In Chimamanda Ngozi Adichies Debütroman „Blauer Hibiskus“ dreht sich alles um eine wohlhabende Familie im politisch instabilen Nigeria. Die 15-jährige Kambili erzählt ihre erschütternde Geschichte über einen Zeitraum von etwa vier Jahren.

Chimamanda Ngozi Adichie gehört seit ihrem Roman Americanah“ (2013) zu den erfolgreichsten Schriftsteller*innen unserer Zeit. Ihr TED-Talk zum Thema „We should all be Feminists“ (2014) wurde millionenfach angeklickt. „Blauer Hibiskus“ erschien bereits 2003.

Mit „Blauer Hibiskus” gelingt es der Autorin, in poetischer Sprache eine Geschichte voller Schrecken zu erzählen – und damit einen Einblick in den nigerianischen Alltag zu geben. Sie erzählt von Korruption, Gewalt, übereifrigen weißen Missionaren und großer Armut. Es ist eine Welt, von der ich bisher sehr wenig wusste. Das ist immer lesenswert und interessant, nur stellenweise sehr atmosphärisch.

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19. März 2025

Buchkritik: “Marzahn mon Amour. Geschichten einer Fußpflegerin“ von Katja Oskamp

"Marzahn mon Amour. Geschichten einer Fußpflegerin“ I Katja Oskamp

“Marzahn mon Amour. Geschichten einer Fußpflegerin“: liebevolle Porträts aus dem Plattenbau I Serie nun in der ARD-Mediathek

Kurz nach ihrem 45. Geburtstag packt Autorin Katja Oskamp ihren Rollkoffer, wirft ein Spannbettlaken, Schuhe und Kleidungsstücke hinein, dann zieht sie los – von Friedrichshain nach Charlottenburg, wo ihre Fortbildung zur Fußpflegerin startet. 

Katja Oskamp ist zu diesem Zeitpunkt frustriert, ihr Kind braucht sie kaum noch, ihr Mann ist krank und 20 Verlage lehnten ihre neueste Novelle ab. Sie möchte etwas Neues ausprobieren – auch wenn ihr Umfeld darauf mit Unverständnis reagiert. 

Von der Schriftstellerin zur Fußpflegerin – ein fulminanter Absturz. Mir fiel wieder ein, wie sie mir auf die Nerven gegangen waren mit ihren Köpfen, Gesichtern und gut gemeinten Ratschlägen.

Quelle: „Marzahn mon Amour. Geschichten einer Fußpflegerin“

Doch die Entscheidung entpuppt sich als richtig. Katja Oskamp macht ihre neue Arbeit gerne, lernt in einer Praxis in Berlin-Marzahn viele verschiedene Menschen kennen, die sie zu einem neuen Buch inspirieren: zu „Marzahn mon Amour. Geschichten einer Fußpflegerin“. Darin vereint sie eine illustre Auswahl von kurzen Porträts über ihre Kund*innen. Das ist manchmal lustig, gelegentlich traurig, aber immer unterhaltsam. 

Aus dem Buch wurde nun auch eine sehr liebevolle und sehenswerte Serie, die auf der ARD-Mediathek abrufbar ist.

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11. März 2025

Buchkritik: „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“ von Joachim Meyerhoff

„Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“ von Joachim Meyerhoff

Es ist definitiv Großmutter Inge, die der absolute Star ist in Joachim Meyerhoffs Roman „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“. Die ältere Dame strotzt nur so voller Theatralik und Eleganz. Mit einem bedeutungsschwangeren „Mooooahhhhh“ kommentiert sie die belanglosesten Dinge – wie den Brie beim Abendessen. Die Aufmerksamkeit hat sie damit allemal. Einer ihrer Ticks ist es auch, bei „Oh Gott“ die beiden „tt“ deutlich auszusprechen.

“Sie sagte nicht ,Gott’, sondern ,Got-t“ (…) „Alles hatte Bedeutung und es gab einem das gute Gefühl, dabei sein zu dürfen, wenn sie redete.”

So ist es keine große Überraschung, als sich von Kapitel zu Kapitel deutlicher herausstellt, wer genau die Großmutter von Joachim Meyerhoff ist. Es ist Inge Birkmann, eine renommierte Schauspielerin, die an den großen Theatern Deutschlands auf der Bühne stand und auch im Fernsehen zu sehen war – unter anderem in „Derrick“ oder „Der Alte“.

Mit ihrem Mann Hermann Krings, einem emeritierten Professor der Philosophie, bewohnt die Diva eine prächtige Villa in der Nähe des Nymphenburger Parks. Dorthin zieht Joachim Meyerhoff nach dem Abitur, weil er zunächst seinen Zivildienst in München absolvieren will, dann aber kurzfristig eine Zusage für die Otto-Falckenberg-Schauspielschule in der bayerischen Stadt erhält.

Es ist ein Spagat zwischen zwei Welten: den freigeistigen Kreativen und den kultivierten, großbürgerlichen Senior*innen. Wie es ihm damals, Ende der 1980er-Jahre erging, daran erinnert sich Joachim Meyer in seinem autobiografisch geprägten Werk sehr amüsant und einfühlsam.

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24. Februar 2025

Buchkritik: “Die Zeuginnen” von Margaret Atwood

"Die Zeuginnen" von Magaret Atwood

Buchkritik: “Die Zeuginnen” von Margaret Atwood: sehr unterhaltsam, aber ohne Überraschung

Wie stürzt man einen totalitären Staat? Diese Frage wurde der Autorin Margaret Atwood unzählige Male gestellt, nachdem sie 1985 ihren preisgekrönten Bestseller „Der Report der Magd“ veröffentlicht hatte. 2017 erhielt sie dafür den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

Die Frage hat nichts von ihrer Brisanz verloren. Im Gegenteil: Die große Zeit der Demokratien scheint vorbei, autoritäre Herrscher beherrschen die Schlagzeilen. In „Die Zeuginnen“ gibt Margaret Atwood nun eine Antwort darauf. Sie schreibt in einem Nachwort dazu:

„Totalitäre Staaten können von innen heraus anfangen zu bröckeln, wenn sie die Versprechen, die sie an die Macht gebracht haben, nicht halten. Oder sie werden von außen angegriffen. Oder beides.“

Wie das konkret aussehen kann, erzählt sie in „Die Zeuginnen“ anhand von drei Protagonistinnen, die ganz unterschiedliche Perspektiven auf den fiktiven Staat Gilead haben. Das ist immer noch spannend und unterhaltsam, aber nicht mehr ganz so revolutionär wie die Geschichte im Vorgängerbuch.

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9. Februar 2025

Buchkritik: “Book Lovers” von Emily Henry

Buchkritik: "Book Lovers" von Emily Henry

Rezension von “Book Lovers”: ein kurzweiliger Liebesroman mit (zu) viel Kitsch für graue Wintertage

Dass mich „Book Lovers – Die Liebe steckt zwischen den Zeilen“ an meine Kitschgrenze bringen würde, wusste ich schon, als ich das Buch in meiner Lieblingsbuchhandlung bestellte. Schließlich bewirbt der Verlag den Roman damit, dass eine „Enemies to Lovers“-Geschichte die Herzen der Leser*innen dahin schmelzen lässt. Wer zweifelt da noch daran, dass es sich um romantische Unterhaltungsliteratur für Frauen handelt?!

Eigentlich mache ich einen großen Bogen um solche Bücher. Trotzdem wollte ich Book Lovers” lesen – wegen des Hypes um die Autorin Emily Henry. Sie hat Kreatives Schreiben studiert und wird in den USA von vielen Frauen für ihre eingängigen Liebesromane gefeiert. Jedes Jahr bringt sie ein neues Werk heraus, die Nummer 1 der New York Times Bestsellerliste ist ihr stets damit sicher. Ich war neugierig. Warum ist sie so erfolgreich?

Ist es einfache Unterhaltung mit vorhersehbarer Handlung oder wird mich Emily Henry überraschen? Gespannt begann ich „Book Lovers“ zu lesen.

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11. Januar 2025

Buchkritik: „Fegefeuer” von Sofi Oksanen

„Fegefeuer" von Sofi Oksanen

Fegefeuer” von Sofi Oksanen: poetisch und spannend wie ein Krimi

Es war ein riesiger Bestseller in Skandinavien: Als „Fegefeuer“ 2008 erschien, entwickelte sich das Buch zum absoluten Verkaufsschlager. Die finnisch-estnische Autorin Sofi Oksanen erhielt dafür unter anderem den Nordischen Buchpreis. Mittlerweile wurde der Roman in 38 Sprachen übersetzt und auch als Theaterstück adaptiert.

Bei mir lag „Feuerfeuer“ trotzdem fast zehn Jahre zu Hause auf meinem Stapel ungelesener Bücher – und rutschte immer weiter nach unten. Vielleicht lag es an dem eher unappetitlichen Cover mit der großen Schmeißfliege oder an dem unpräzisen Text auf der Rückseite, aber irgendwie schienen mir andere Romane immer interessanter.

Dann kam mir die Autorin Sofi Oksanen wieder in den Sinn, als sie 2023 das Buch „Putins Krieg gegen die Frauen“ veröffentlichte und „Die Zeit“ groß darüber berichtete. Ich schob „Fegefeuer“ auf meinem Bücherstapel nach oben, las es endlich – und bin sehr positiv überrascht.

Der Roman ist spannend wie ein Krimi, sehr poetisch geschrieben und bringt den Leser*innen viel Wissenswertes über das Leben in Estland zwischen 1940 und 1993 näher.

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4. Januar 2025

Buchkritik: “Auf Erden sind wir kurz grandios” von Ocean Vuong

"Auf Erden sind wir kurz grandios" von Ocean Vuong

Kritik von “Auf Erden sind wir kurz grandios”: Ein Buch, das tiefe Spuren hinterlässt!

Poetische Sätze treffen auf gewaltvolle Erinnerungen: Es ist eine Achterbahn der Gefühle für mich, „Auf Erden sind wir kurz grandios“ von Ocean Vuong zu lesen. Der Roman ist ein Brief, den ein Sohn an seine Mutter schreibt – einer Analphabetin. Sie wird ihn nie lesen können.

Der Brief dient vielmehr als Selbstermächtigung für den Verfasser, es ist ein Aufarbeiten des Geschehenen, ein Erinnern, Verstehen und Reflektieren. Das Besondere: Der Brief ist voller Gegensätze: Während die Sprache liebevoll gewählt, an vielen Stellen sehr zart und fragil ist, erschüttert der harte Inhalt.

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2. Januar 2025

Buchkritik: “Ikigai” von Ken Mogi

"Ikigai" von Ken Mogi

Ken Mogi: „Ikigai. Die japanische Lebenskunst“ – ein inspirierendes Buch!

Als mein japanischer Mitbewohner und ich vor einiger Zeit mit unzähligen Kisten, Tüten und Möbeln in unsere gemeinsame Wohnung einzogen, waren elf Grünpflanzen dabei. Fünf von mir, sechs von ihm. Eine Grünlilie, ein Elefantenbaum, ein Bogenhanf und eine Orchidee unter anderem. Nichts Spektakuläres, ganz gewöhnliche Zimmerpflanzen.

Am Ende des Umzug-Wahnsinns schleppte mein Mitbewohner vorsichtig in einem Pappkarton kleine, mit Wasser gefüllte Becher in die Küche. Mit Zahnstochern durchbohrte Avocadokerne lagen oben auf den Plastikränden und berührten mit ihrer unteren Hälfte das Wasser. „Was ist das für ein Projekt?“, fragte ich ihn erstaunt. „Das werden Avocadobäume“, erklärte er mir optimistisch. Ich musste lachen, Avocadobäume züchten. Was für eine nette Idee!

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30. Dezember 2024

Buchkritik: „Demon Copperhead“ von Barbara Kingsolver

„Demon Copperhead“ von Barbara Kingsolver

„Demon Copperhead“ von Barbara Kingsolver: ein Diamant in Literaturform – eine Rezension

Es gibt Bücher, die sind wie die Nadel im Heuhaufen. Sie sind so schwer zu finden, aber wenn man sie endlich in der Hand hält, ist es ein unwahrscheinliches Glück. Nachdem ich etwa ein Drittel von „Demon Copperhead“ gelesen habe, bin ich mir absolut sicher, solch einen Diamanten in literarischer Form gefunden zu haben. Dieses besondere Gefühl hält sich hartnäckig bis zum Ende der rund 860 Seiten und verschwindet auch danach nicht.

Barbara Kingsolvers Roman schafft es, mich so zu berühren, dass ich beim Lesen emotional regelrecht durch die Höhen und Tiefen im Leben ihres Protagonisten Demon geschleudert werde. Doch egal, wie bedrückend die Geschichte gerade ist, ich kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen. So sehr bin ich die Handlung hineingezogen, dass ich unbedingt wissen muss, wie es weitergeht. Ähnlich ging es mir zuletzt nur bei „Ein wenig Leben“. Völlig verständlich hat „Demon Copperhead“ 2023 den renommierten Pulitzer-Preis erhalten.

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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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