2. November 2025

Rezension: „In ihrem Haus“ von Yael van der Wouden

Yael van der Wouden: „In ihrem Haus“

„In ihrem Haus“: ein stiller, eindringlicher Roman über Isolation, queere Liebe und die Nachwirkungen des Holocausts

Wie reagiert man, wenn das eigene Leben zurückgezogen und überschaubar ist und plötzlich Dinge geschehen, die alles ins Wanken bringen? Was passiert, wenn Begegnungen intensiver sind, als man es erwartet, und die Grenzen zwischen Nähe und Distanz verschwimmen?

Mit diesen Fragen muss sich Isabel auseinandersetzen, die Hauptfigur in Yael van der Woudens hochgelobtem Debütroman „In ihrem Haus“. Es ist ein ganz besonderes Buch, denn es behandelt die Nachwirkungen des Holocausts in den 1960er-Jahren und queere Liebe.

Der Roman verbindet diese Themen auf subtile, eindringliche Weise. Obwohl der Text ruhig wirkt, spürte ich beim Lesen stets die Spannung, die sich zwischen den Zeilen aufbaut. Ich wollte unbedingt wissen, wohin die Geschichte führt ­- und fand es toll, wie Yael van der Wouden am Ende alles zusammenführt. Selbst nach dem Zuschlagen des Buches hallen die Fragen und Gefühle noch lange nach.

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26. Oktober 2025

Buchkritik: „Das Geschenk“ von Gaea Schoeters

Buchkritik: „Das Geschenk“ von Gaea Schoeters

Rezension von „Das Geschenk“: eine herrliche politische Satire über den Irrsinn unserer Zeit

Es war eine kuriose Meldung im April 2024: Botswanas Präsident Mokgweetsi Masisi schlug vor, 20.000 Elefanten an Deutschland zu verschenken. Er protestierte damit gegen Pläne der EU, die Einfuhr von bestimmten Trophäen zu beschränken – zum Beispiel von Elfenbein. Masisi sagte, dass die Einnahmen aus der Jagd für Botswana wichtig seien. Ein Verbot würde dem Land schaden, die Armut fördern und den Elefantenbestand gefährden. Für ihn seien die EU-Pläne neokoloniale Bevormundung. 

Sein Vorschlag, 20.000 Elefanten zu schicken, war natürlich nur eine Provokation. Die belgische Autorin Gaea Schoeters hat das aber als Vorlage für ihren neuesten Roman „Das Geschenk“ genommen – und die Idee umgesetzt. Über Nacht tauchen in Berlin und Umgebung plötzlich afrikanische Elefanten auf: an der Siegessäule, in der Spree, vor dem Reichstag. Die Stadt steht Kopf. Schafft es Bundeskanzler Hans Christian Winkler, das Problem zu lösen? Es ist schließlich nicht sein einziges: Sein populistischer Widersacher Holger Fuchs macht ihm das Leben vor der Wahl schwer.

Gaea Schoeters ist es nach „Trophäe“ erneut gelungen, einen großartigen Roman zu schreiben. Er ist wie ein wilder Ritt, der sich schnell lesen und tief in das politische Krisenmanagement blicken lässt – und dabei noch richtig witzig ist. Der Roman dreht sich aber auch um ernsthafte Themen wie Postkolonialismus, Klimawandel, Tier- und Umweltfragen, Machtverhältnisse und europäische Verantwortung.

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17. Oktober 2025

Buchkritik: „Die Nickel Boys“ von Colson Whitehead

„Die Nickel Boys“ von Colson Whitehead

Rezension von „Die Nickel Boys“: Pulitzer-Preisträger, der wachrüttelt

Der Roman „Die Nickel Boys“ von Colson Whitehead stand schon lange auf meiner Lese-Liste. Ich hatte alle Bücher des amerikanischen Autors darauf gesetzt, nachdem mich sein Werk „Underground Railroad“ so erschüttert hatte. Da ich aber bereits beim Klappentext von „Die Nickel Boys“ ahnte, wie hart auch diese Geschichte sein wird, zog es mich nicht sofort zu ihr. Erst als ich bei der diesjährigen Oscarverleihung sah, dass die Verfilmung des Buches gefeiert wird, besorgte ich mir endlich den Roman.

Das kompakte Buch (mit etwas mehr als 200 Seiten) erfüllte genau meine Erwartungen. Es ist erneut eine Geschichte, die mich aufwühlte, die ich stellenweise kaum ertrug, die aber unglaublich wichtig ist, denn die Nickel Besserungsanstalt für junge Menschen hat es tatsächlich gegeben – 111 Jahre lang in Florida. Ihr Name: Dozier School for Boys in Marianna, Florida.

Colson Whitehead las selbst davon in der Zeitung, erfuhr von unbekannten Gräbern auf dem Gelände und begann danach zu recherchieren. So entstand die erschütternde Geschichte um den Protagonisten Elwood, die im Jahr 2020 auch den Pulitzer-Preis bekommen hat.

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5. Oktober 2025

Rezension: „Halbinsel“ von Kristine Bilkau

„Halbinsel“ von Kristine Bilkau

Kritik „Halbinsel“: Ein leiser, unaufgeregter Roman, der einen aber völlig mitreißt

Auf „Halbinsel“ wurde ich aufmerksam, weil der Roman von Kristine Bilkau 2024 den Preis der Leipziger Buchmesse erhielt. Daraufhin las und hörte ich viel über die Mutter-Tochter-Geschichte am Wattenmeer, in der zwei Generationen aufeinandertreffen, die der Welt mit ganz anderen Erwartungen begegnen. Die Kritiken waren fast ausnahmslos positiv.

Deshalb war ich gespannt. Nicht alles, was Jurys und Feuilletons loben, gefällt auch mir. Zuletzt hatte ich mit dem Buch „Die Möglichkeit von Glück” von Anne Rabe gekämpft, das von einem Gremium auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises gesetzt worden war.

Bei „Halbinsel” kann ich mich dem Lobreigen aber nur anschließen. Ich habe den leisen, mitreißenden Roman innerhalb von zwei Tagen gelesen. Okay, das Buch hat zwar auch nur gut 220 Seiten, aber die sind wirklich großartig. Kristine Bilkau ist es gelungen, gesellschaftlich relevante Fragen wie die Klimakrise mit spannenden zwischenmenschlichen Beziehungen zu verknüpfen und daraus wunderbare Literatur zu machen. „Halbinsel“ ist deshalb eines meiner liebsten Bücher, die ich 2025 gelesen habe.

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29. September 2025

Buchkritik: „Wedding People” von Alison Espach

Buchkritik: „Wedding People" von Alison Espach

Rezension zu „Wedding People” von Alison Espach: ein warmherziges Buch über eine Hochzeitscrasherin

Es ist Liebe nach nur ein paar Seiten: „Wedding People” von Alison Espach schließe ich schnell ins Herz. Ein Instagram-Post hatte mich vor einigen Monaten auf den erfolgreichen Roman aus den USA aufmerksam gemacht. Er war dort ein New-York-Times-Bestseller und hat den „Goodreads Choice Award“ 2024 gewonnen. Damals war „Wedding People“ aber nur im englischsprachigen Original erhältlich. Als ich vor ein paar Wochen entdeckte, dass es das Buch endlich in deutscher Übersetzung gibt, habe ich es mir sofort ausgeliehen und begann gespannt zu lesen.

Schnell war meine Überraschung groß. Ich hatte eigentlich eine leichte Lektüre im Stil von „Book Lovers“ erwartet, doch Alison Espach tritt in keine Klischeefallen und hat einen klugen, warmherzigen Roman kreiert, der sich unheimlich gut lesen lässt. Ich freute mich über jeden Satz und wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Der Bestseller aus den USA hat all meine Erwartungen erfüllt – vielleicht sogar noch mehr als das.

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21. September 2025

Buchkritik: „Fünf Sommer mit dir“ von Carley Fortune 

„Fünf Sommer mit dir“ von Carley Fortune 

„Fünf Sommer mit dir“: ein kurzweiliger Liebesroman mit wenig Überraschungen

Gleich zu Beginn muss ich einräumen: Ich bin eine Wiederholungstäterin ohne Lerneffekt. Obwohl ich genau weiß, dass mich klischeehafte Chick-Lit meistens nicht überzeugt, weil alles vorhersehbar ist, greife ich doch immer mal wieder zu den kitschigen Liebesromanen – aus den unterschiedlichsten Gründen. „Fünf Sommer mit dir” von Carley Fortune wurde mir beispielsweise auf Instagram gleich von mehreren Accounts als perfektes Sommerbuch empfohlen. Als ich dann wenige Tage vor meinem Urlaub durch die Bibliothek schlenderte, sah ich das Buch plakativ in einem Regal aufgestellt. Spontan griff ich deshalb zu.

Wie schon bei „Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe” und „Book Lovers” hoffte ich vor dem Lesen, dass es hier vielleicht einen interessanten Plot-Twist gibt. Aber Fehlanzeige. Bereits nach wenigen Kapiteln war mir klar, wohin die Handlung führt. In der DNA dieser Bücher sind Überraschungen wohl einfach nicht vorgesehen – zumindest was das Liebespaar betrifft. Im Gegenzug bekommt man eine Geschichte, die sich federleicht durchlesen lässt und völlig unkompliziert ist. Aus dem Buch wird übrigens gerade auch eine Serie – ab wann sie zu sehen ist, ist derzeit aber noch unklar.

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2. September 2025

Rezension: „Daisy Jones & The Six“ von Taylor Jenkins Reid

„Daisy Jones & The Six“ von Taylor Jenkins Reid

Kritik zu „Daisy Jones & The Six“: als Buch und Serie ein großes Vergnügen

Selten bringen mich Bücher dazu, bei Spotify ständig Musik anzuhören. Beim Lesen von „Daisy Jones & The Six“ ist mir genau das jedoch passiert. Die Autorin Taylor Jenkins Reid hat sich für ihren Roman nämlich von der Geschichte der Band „Fleetwood Mac“ inspirieren lassen. Das verrät bereits der Klappentext. Da ich mich damit bisher noch nicht beschäftigt hatte, begann ich Songs der Band anzuhören ­­- einige kannte ich, andere waren mir neu.

Aber nicht nur das: Da es seit zwei Jahren eine gleichnamige Serie auf Amazon Prime gibt, entstand zu den Songs aus dem Buch tatsächlich ein kompletter Soundtrack. So konnte ich hören, wie die Lieder klingen, die Daisy und ihr Bandkollege Billy im Buch in harter Arbeit erschaffen haben. Das fand ich richtig toll.

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25. August 2025

Buchkritik: „1Q84” von Haruki Murakami

„1Q84” von Haruki Murakami

Eine schöne Liebesgeschichte in einer verqueren Parallelwelt: Rezension von „1Q84” von Haruki Murakami

Bei Büchern von Haruki Murakami bin ich oft hin- und hergerissen. Ich mag den eingängigen, langsamen und bildhaften Schreibstil des japanischen Autors sehr, auch wegen der vielen klugen Referenzen zur Weltliteratur und Musik. Die metaphysischen Elemente hinterlassen bei mir jedoch manchmal ein unbefriedigendes Gefühl. Nicht immer dringe ich in alle Ebenen vor. Deshalb fehlt mir der große Reiz, ständig Murakami-Bücher zu lesen.

So lag sein Mega-Bestseller „1Q84” nun seit zehn Jahren auf meinem Stapel ungelesener Bücher. Als ich vor einigen Monaten sah, dass die „New York Times“ ihn zu den besten Romanen des 21. Jahrhunderts gewählt hatte, zog ich ihn endlich heraus und gab ihm eine Chance.

Es war definitiv eine größere Aufgabe. Die Geschichte um die beiden Figuren Tengo und Aomame erstreckt sich auf drei Teile in zwei Büchern. Mit etwa 1500 Seiten ist sie für meinen Geschmack etwa 200 Seiten zu lang, denn an manchen Stellen ist der Roman redundant und langatmig.

Aber: „1Q84” ist wunderbar geschrieben. Murakami zog mich sofort und ohne Anstrengung in die vielschichtige Geschichte um eine Parallelwelt namens 1Q84 mit zwei Monden und einer mysteriösen Sekte, in der Fabelwesen („Little People”) eine große Rolle spielen. Die Handlung ist spannend und mitreißend. Nur die Sexszene mit einer Minderjährigen und die teilweise sehr schlüpfrigen körperlichen Beschreibungen der Figuren irritierten mich.

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3. August 2025

Buchkritik: „Trophäe” von Gaea Schoeters

Buchkritik: „Die Trophäe” von Gae Schoeters

„Trophäe” von Gaea Schoeters: ein düsteres, aber unglaublich gutes Buch!

Es hat lange gedauert, bis ich mich entschieden habe, „Trophäe” von Gaea Schoeters zu lesen. Obwohl der Roman seit einem Jahr immer wieder auf vielen „Beste-Bücher-Listen“ auftaucht, schreckte mich zunächst das Thema ab: die Jagd in Afrika. Doch dann las ich vor wenigen Wochen eine weitere begeisterte Rezension über das Buch. Es sei ein radikaler, erschütternder Roman, brillant geschrieben und rege zum Nachdenken an. Hmmm, dachte ich. Warum nicht in der Bibliothek ausleihen und einfach anfangen zu lesen? Mal schauen, was passiert.

Tatsächlich stimme ich nun in die Lobeshymnen ein: „Trophäe“ hat auch mich verschlungen. Der Roman riss mich so mit, dass ich sogar nachts mit dem Licht meines Handys im Bett lag und las, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht. Dabei erschütterte mich das Geschehen bis ins Mark – teilweise las ich die Seiten nur schemenhaft, weil ich so unter Spannung stand und es kaum aushalten konnte. Das Besondere: Das düstere Buch hält einem auf eine ganz spezielle Weise die Doppelmoral der westlichen Welt vor – dazu aber später mehr.

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26. Juli 2025

Buchkritik: „James“ von Percival Everett

„James“ von Percival Everett

Rezension von „James“: Percival Everett erzählt meisterhaft und bewegend „Huckleberry Finn“ aus der Sicht eines Sklaven ­­­­­­

Als ich das erste Mal von „James“ von Percival Everett hörte, stand für mich sofort fest, dass ich dieses Buch unbedingt lesen möchte. Die Handlung klang spannend: Die Geschichte von „Huckleberry Finn“, erzählt aus der Sicht des Sklaven Jim. Zunächst wollte ich jedoch den Klassiker von Mark Twain lesen, der seit mehr als zehn Jahren auf meinem Stapel ungelesener Bücher liegt.

Doch Woche um Woche verstrich und aktuellere Bücher reizten mich immer mehr. Als ich dann vor kurzer Zeit erfuhr, dass Percival Everetts Roman den Pulitzer Preis 2025 erhalten hat, beschloss ich, den Roman von Mark Twain zu überspringen. „Demon Copperhead“ hatte ich schließlich auch verstanden und geliebt, ohne „David Copperfield“ gelesen zu haben. Also lieh ich mir „James“ endlich in der Bibliothek aus.

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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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