Buchkritik: “Ich bin dann mal weg” von Hape Kerkeling
“Ich bin dann mal weg” von Hape Kerkeling: klug und kurzweilig
Hape Kerkeling und der Jakobsweg waren bislang nicht unbedingt Themen, die mich brennend interessierten. Aus dem deutschen Unterhaltungsfernsehen bin ich seit längerer Zeit ausgestiegen und Pilgerreisen, nun ja, vielleicht mal mit 60 Jahren oder so. Aber bestimmt nicht jetzt. So war auch der Bestseller “Ich bin dann mal weg” komplett an mir vorbeigezogen.
Das änderte sich vor wenigen Wochen. Für ein Interview für die Arbeit prasselte ich mit dem Thema zusammen. Ich begann das Buch völlig unbefangen zu lesen, ging davon aus, dass es mich schrecklich langweilen wird. Aber, Überraschung: Ich war von Seite zu Seite mehr angetan. Hape Kerkeling schreibt so viele kluge Dinge auf solch kurzweilige Art, dass ich gar nicht mehr zu lesen aufhören wollte. Damit nicht genug: Er hat mich mit seinen Erfahrungen so sehr begeistert, dass ich nächstes Jahr eine Teilstrecke des Jakobwegs selbst laufen möchte.
Viel Selbstironie und Witz
600 Kilometer von Saint-Jean-Piet-de-Port bis nach Santiago di Compostela: Hape Kerkeling teilt grundehrlich und auf sehr humorvolle Art seine Erfahrungen mit. Er schreibt von schmerzenden Beinen, quälender Hitze, maroden Unterkünften, aber auch von der tollen Landschaft und den intensiven Begegnungen mit anderen Pilgern. Unter anderem mit der Britin Anne und der Neuseeländerin Sheelagh, mit denen er das letzte Drittel des Weges größtenteils gemeinsam läuft. Da benötigt es keines ausgefeilten Plots oder einer aufgebauschten Dramaturgie. Die Realität genügt.
Auf der Suche nach Gott
Auf seiner langen Reise blitzen auch Erinnerungen auf. So schreibt Hape Kerkeling von den Anfängen seiner Karriere, der Unterstützung durch den Komiker Otto, oder wie er 1989 auf sehr spezielle Weise Silvester in Prag feierte. Das ist sehr unterhaltsam und liest sich wunderbar einfach. Was ich aber besonders spannend fand, waren seine Beschreibungen zu dem inneren Kampf auf der Pilgerreise und seine Suche nach Gott. Das driftet keineswegs ins Esoterische ab, sondern bleibt stets auf einer sehr rationalen Ebene.
“Ich bin dann mal weg” ist informativ und weise. Nach dem Buch bin ich großer Fan von Hape Kerkeling, nicht vom ihm als Komiker, sondern als Mensch.
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