Heimat: “Ein Abend im Café NUN”
Ein Wohnzimmer für die Karlsruher Oststadt: Das Café NUN öffnet wieder
Es ist eine kleine, grüne Oase zwischen all dem Asphalt und Beton: Manuel und ich sitzen an diesem Spätsommerabend vor dem Cafe NUN in der Gottesauerstraße 35 auf Holzstühlen – umgeben von Beeten, in denen Zucchini und Radieschen munter vor sich hin wachsen, und großen Grünpflanzen, die die Autos, die gelegentlich vorbei sausen, verdecken und so vergessen lassen, dass wir uns inmitten der Stadt befinden.
Am 29. September, 11 Uhr, eröffnet das Café NUN wieder – nach zwei Jahren Pause. Selten habe ich mich so sehr über eine Nachricht aus dem Karlsruher Stadtleben gefreut. Deshalb habe ich Manuel geschrieben, wollte mich mit ihm treffen, um zu erfahren, was nun alles geplant ist. Es hört sich wunderbar an: Konzerte, DIY-Workshops, Ausstellungen und feste Öffnungszeiten von mittwochs bis samstags – das Café NUN kommt mit einem bunten Angebot zurück. Die erste kulturelle Veranstaltung ist am 3. Oktober mit dem Kabarett von „Die Wahrhaft Schwachen“ anlässlich der Karlsruher Literaturtage.
Große Sehnsucht
Konzerte von Indie-Bands, Weihnachtsbastelei-Workshops und der Design-Markt „Reschique“: Das Café NUN gehörte schon vor seiner zweijährigen Pause zu meinen liebsten Orten in Karlsruhe. Ins Leben gerufen hat es der Verein Kubik vor 13 Jahren. „Zwischenzeitlich waren wir 40 Ehrenamtliche, die das Programm organisierten“, erinnert sich Manuel. Doch nach und nach zogen sich immer mehr zurück, der Aufwand wurde zu groß, das NUN schloss.
„Ich habe es in den vergangenen Monaten schmerzlich vermisst“, gesteht Manuel. Der selbstständige Unternehmensberater hat sein Büro direkt nebenan, ihm fehlt die Anlaufstelle, wo er mit netten Menschen zusammen kommen kann – und natürlich das Kulturprogramm. „Mir war es deshalb wichtig, dass wieder etwas passiert.“ Schließlich lief der Mietvertrag auch weiter.
Neue Ehrenamtliche sind herzlich willkommen
Gemeinsam mit Vitali, der derzeit noch in einem anderen Café in Karlsruhe festangestellt ist, nahm er die Wiedereröffnung federführend in die Hand. Einiges privates Geld fließt nun in die Modernisierung der Innenräume und des Equipments, aber auch das Kulturamt der Stadt Karlsruhe unterstützt mit 2.500 Euro. Dazu kommt das Engagement von derzeit zehn weiteren Ehrenamtlichen, die sich auf verschiedene Arten einbringen. Mit handwerklichen Arbeiten, Ideen oder Organisationstalent. „Wir freuen uns, wenn noch weitere Helfer hinzukommen“, sagt Manuel. Den zeitlichen Aufwand könne jeder selbst bestimmen. „Nur verlässlich und kontinuierlich sollte die Teilnahme sein“, sagt Manuel.
Auf Augenhöhe
Das Besondere an dem Verein, der hinter dem NUN steht: Er ist basisdemokratisch organisiert. Das heißt: Jeder darf und soll sich bei Entscheidungen einbringen – gleichberechtigt. Es gibt keine Hierarchien, keinen Chef. „Gerechtigkeit ist uns ein großes Anliegen“, sagt Manuel. Wenn nur einer dagegen ist, wird neu überlegt.
Qualität und nachhaltig
In den nächsten Wochen bis zur Eröffnung laufen nun die Vorbereitungen auf Hochtouren: „Wir haben geplant, das Café ab dem 29. September von mittwochs bis samstags auch tagsüber zu öffnen“, erläutert Manuel. Es soll dann eine kleine Auswahl an Backwaren geben und „richtig guten Kaffee“. Die Bohnen kommen von Good Karma Coffee. Abends gibt es außerdem verschiedene Drinks. „Qualität ist uns wichtig“, betont er. Sowohl beim Essen und Trinken als auch beim kulturellen Programm.
Alte Freunde kommen wieder
„Da wir mit allen Bands, die bei uns in den vergangenen Jahren auftraten, ein freundschaftliches Verhältnis haben, werden viele von ihnen wiederkommen“, verrät er mir dann. Feste Termine haben in diesem Jahr Black Oak (18. November) und Kim Janssen (15. Dezember). Neu ist: In einem extra Ausstellungsraum können Künstler außerdem von nun an auch ihre Werke zeigen. „Wer Interesse hat, darf sich gerne melden“, sagt Manuel.
Je länger ich Manuel an diesem Abend zuhöre, desto größer wird meine Vorfreude auf den 29. September. Was gibt es Schöneres, als eine Oase zwischen all dem Asphalt und Beton.
Weitere Infos auf www.nuncafe.de
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