Heimat: “Ein Abend mit Mathias Becker und Gildas Coustier von ,Manufaktor'”
Modernes Puppen-Figuren-Theater: Manufaktor
Eine große hellgrüne Hand liegt zwischen Styroporschnipseln auf dem Boden. Knallrote Lippen daneben und ständig ertönt der Ausdruck “Brät! Brät!”. Auf der “Insel”-Bühne des Jungen Staatstheaters ist das Chaos ausgebrochen. Wenig verwunderlich: Denn dort laufen die Proben für “Frerk, du Zwerg” auf Hochtouren.
Basis des Stücks ist das mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnete Buch von Finn-Ole Heinrich – ein Plädoyer für Anarchie, Mut und Selbstbewusstsein. Das Besondere: Mit Mathias Becker und Gildas Coustier inszenieren zwei Absolventen der Ernst-Busch-Hochschule zum ersten Mal an der “Insel” ein modernes Puppen-Figuren-Theater. Bekannt sind die beiden Künstler auch als “Manufaktor”. Premiere von “Frerk, du Zwerg” ist am Samstag, 5. Dezember.
Neue Ebene mit Mund und Nase
“Wir haben nur ganz kurz überlegt, als wir die Anfrage von der ‘Insel’ bekamen”, erzählt Mathias Becker wenige Tage vor der Premiere. Das Buch von Finn-Ole Heinrich gefiel ihnen – schnell machten sie sich an ein Konzept und überlegten, wie sie die Figuren originell auf die Bühne bringen können. “Auch wenn wir die Illustrationen im Buch gut finden, wollten wir uns davon lösen”, sagt Gildas Coustier. Die beiden Künstler schufen so eine neue Ebene: Die Mutter, die gegen alles allergisch ist und ständig Migräne hat, kommt auf der Bühne als großer Mund daher. Der Vater, der kaum spricht, ist eine Nase.
Sechs Wochen vom Auftrag bis zur Premiere
Die dazugehörigen Masken hat Gildas Coustier selbst hergestellt – in liebevoller Detailarbeit. Er suchte in Stoffläden die passenden Materialien aus und machte sich dann an die Zusammensetzung. Wie dick sollen beispielsweise die Schaumstoff-Finger bei der neongrünen Hand werden? Wie können sich die Schauspieler noch gut mit den Masken bewegen? Nur wenige von vielen Faktoren, die er bei seiner Arbeit berücksichtigte. “Da bei der Aufführung in der ‘Insel’ keine gelernten Puppen-Schauspieler auf der Bühne stehen, gaben wir ihnen eine Woche lang einen Crashkurs”, erläutert Mathias Becker, der selbst auch Schauspieler ist. “Durch die Masken entsteht schließlich ein komplett neues Körpergefühl.” Damit mussten die drei Hauptdarsteller aus Karlsruhe erstmal vertraut werden.
Voller Fantasie und Anarchie
Da es im Buch nur sehr wenige Dialoge gibt, machte sich Mathias Becker außerdem daran, welche zu konzipieren. Im Gegensatz zur Geschichte von Finn-Ole Heinrich, in der die Geschichte chronologisch verläuft, schaut bei dem Stück in der “Insel” Frerk nun retrospektiv auf das Geschehen zurück. “Uns war es aber grundsätzlich wichtig, all’ die Fantasie und die Anarchie, die das Buch so wunderbar machen, auch auf die Bühne zu heben”, betonen die beiden Künstler von “Manufaktor”. Das Ergebnis ist ab 5. Dezember im Jungen Staatstheater zu sehen. Das Stück ist für Kinder ab fünf Jahre.
Mehr zu Manufaktor ist abrufbar unter www.manufaktor.eu und zum Stück:
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