Reisen: Pulsierendes Palermo”
Sizilien: Urlaub in Palermo & Cefalù
Dass in Palermo nicht immer alles nach Plan läuft, bekommen wir direkt bei unserer Ankunft zu spüren. Es ist ein früher Samstagabend im November, es dämmert bereits. Mit dem Zug sind wir vom Flughafen in die Stadt gekommen und haben nun nur noch eine letzte Etappe vor uns – eigentlich. Mit dem Linienbus soll es in die Nähe unserer Airbnb-Unterkunft gehen. Das Problem: Er kommt nicht.
Ratlos stehen wir an der Bushaltestelle, fragen nach einer Weile Menschen, die an uns vorbeikommen. Sie zucken mit den Schultern, wissen auch nicht mehr. Als wir nach einer halben Stunde resigniert zu einer anderen Haltestelle laufen, erleben wir die gleiche Situation. „Herzlich willkommen in Palermo, lauft besser“, sagt eine ältere Dame, die an uns vorbeikommt. „Am Wochenende ist auf den Bus keinen Verlass.“
Na gut, wir beschließen, mit unserem Gepäck die knapp zwei Kilometer durch die Stadt zu laufen. Zuerst entlang einer vierspurigen Straße, wo sich hupende Autos und knatternde Roller wild überholen, danach kommen wir in die Fußgängerzone, wo Läden wie Zara noch geöffnet haben.
Wir schlängeln uns an Menschen vorbei, die große Shopping-Tüten tragen und landen dann in einer kleinen Gasse, wo Restaurants auch im Winter noch Außenbestuhlung haben. „Dinner?“, diese Frage rufen uns angestellte Servicekräfte immer wieder zu. Wir schütteln nur den Kopf, möchten endlich zur Unterkunft kommen.
Unterkunft im Palazzo Lampedusa
Nach einer guten halben Stunde haben wir es geschafft. Wir erreichen den Stadtpalast des Fürsten Lampedusa. Dort schrieb der sizilianische Schriftsteller Giuseppe Tomasi di Lampedusa in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts den weltberühmten Roman „Der Leopard“ über den Machtverfall einer italienischen Familie.
1943 legten die Amerikaner den Palast in Schutt und Asche. Seit wenigen Jahren ist er wieder aufgebaut. Nun leben dort in verschiedenen Wohnungen wohlsituierte Italiener*innen, aber auch deutsche Menschen, die direkt in Palermo oder als digitale Nomad*innen arbeiten. Außerdem gibt es eine Airbnb-Unterkunft, die wir mit viel Glück ergattert haben.
Der Palazzo Lampedusa ist traumhaft schön und wie eine Oase in der wilden Innenstadt. Er liegt hinter einem Tor, die weißen Säulen funkeln vor allem bei Sonnenschein. Überall sind gepflegte Blumenkübel zu entdecken und hinter unserer Wohnung ist ein kleiner Garten. Jedoch ist die Freude nicht ungetrübt. Die Zimmer unserer Unterkunft sind relativ dunkel und zuvor lebte dort eine ältere Dame, eine Kettenraucherin. Der abgestandene Geruch nach Rauch haftet in den nächsten sieben Tagen permanent an uns.
Mit Bus und Zug durch den Norden Siziliens
Wir haben noch keinen Plan, was wir in Palermo unternehmen möchten. Vielmehr wollen wir uns treiben lassen, spontan entscheiden, auf was wir Lust haben. Habe ich zunächst noch mit dem Gedanken gespielt, ein Auto für wenige Tage zu mieten, verabschiede ich mich schnell davon, als ich das anarchische Treiben auf der Straße beobachte – es geht kreuz und quer. Straßenschilder spielen keine Rolle. Auf den Parkplätzen entdecke ich nur selten ein Auto, das keine Kratzer oder Dellen hat. Ein Unfall in Sizilien? Auf diesen Nervenkitzel verzichte ich besser.
In der Stadt laufen wir fast alles zu Fuß ab und für Ausflüge probieren wir unser Glück nochmals mit Zug und Bus. Es läuft unter der Woche entscheidend besser. Und für die Rückfahrt zum Flughafen buchen wir uns vorab ein Ticket beim offiziellen Bus-Flughafen-Shuttle-Service. Das ist zwar einen Ticken teurer, ist aber bequemer und spart Nerven.
Sehenswürdigkeiten in Palermo
Arabisch-barocke Gebäude, Graffiti und wunderbares Essen: Palermo pulsiert selbst im November. Dreh- und Angelpunkt ist für uns die Via Maqueda. Die lange Straße ist teilweise verkehrsberuhigt und hat sich dadurch zur quirligen Fußgängerzone verwandelt. Dort versammeln sich nun Eisdielen, Street-Food-Stände und einige überteuerte Touristen-Restaurants, aber auch einige nette. Ein Blick auf die Speisekarte lohnt sich.
Außerdem sind rund um die Via Maqueda einige alte Paläste und Kirchen zu entdecken. Der Palazzo Bonocore ist ein neoklassizistischer Palast an der Nordseite der Piazza Pretoria. Auch die Klosterkirche San Giovanni degli Eremiti ist ein Hingucker. Die maurischen Kuppeln leuchten rot und drumherum wachsen Palmen und blühende Pflanzen. Die vielen arabischen Einflüsse machen für mich auch den besonderen Charme der Stadt aus.
Palermo ist aber an vielen Stellen sehr heruntergekommen. Müll liegt auf der Straße, die Häuser wirken oft baufällig. Graffiti schreien Botschaften von den Wänden – „Borderline“ beispielsweise. Auch wenn die Stadt chaotisch und mir oft zu laut ist, sie fasziniert mich, ist spannend und roh.
Frühstück in Palermo – Cavour Lounge Bar
Am Anfang der Fußgängerzone ist das imposante Theater Massimo. Es ist im Stil des Historismus auf der Piazza Verdi gebaut. Darum sind viele Cafés, wo wir nur an einem Sonntagmorgen feststellen: Es ist selbst in einer großen Stadt wie Palermo schwierig, zu Gottesdienstzeiten im katholischen Italien etwas zu essen bekommen.
Nach längerem Suchen haben wir dann aber Glück und finden ein kleines Café, wo wir Panini bekommen. In den nächsten Tagen frühstücken wir entweder in unserer Unterkunft oder sind in der Cavour Lounge Bar – ein Tipp unserer Vermieterin. Dort gibt es leckere Sandwiches mit Lachs, Toasts und süße Teilchen.
Street-Food in Palermo beim “Mercato del Capo”
Palermo ist für sein Street-Food bekannt. Das Essen ist definitiv auch für mich einer der Höhepunkte unseres Urlaubs in Sizilien. Viele Zutaten kommen direkt von der Insel – Sardinien, Fenchel, Auberginen, Artischocken, Tomaten oder Oliven beispielsweise.
Wir kaufen es in kleinen Läden rund um die Via Maqueda und auf dem „Mercato del Capo“, wo wir öfter hingehen, weil es so unfassbar gute Snacks und Lebensmittel gibt.
Typisch für Sizilien sind:
- Pasta con le Sarde. Das Gericht ist mit frittierten Sardinen und Fenchel.
- Couscous di Pesce. Bei diesem Rezept fließen die nordafrikanischen Einflüsse mit ein: Couscous wird mit Fisch und Gemüse serviert.
- Arancini: Die sizilianischen Reisbällchen sind nicht ganz mein Geschmack. Meiner Begleitung schmecken sie aber hervorragend.
- Pani ca meusa: Das Milzbötchen sehen wir zwar oft, probieren es aber nie.
- Crocché di patate: Direkt an unserem ersten Abend schenkt uns ein Pärchen vom Nachbartisch eine Portion der sizilianischen Kartoffelkroketten. Lecker!
- Cannolo: Natürlich probieren wir auch die berühmte frittierte Teigrolle mit einer cremigen Füllung. Jedoch trifft sie nicht meinen Geschmack – ich bleibe danach lieber bei Tiramisu und Eis.
Leckere Restaurants: Bisso Bistrot & Fúnnaco PizzaLab
Mehrmals essen wir im Bisso Bistrot, das in der Via Maqueda 172A liegt. Dort gibt es immer eine Tageskarte mit Primi und Secondi Platti – die Gerichte kosten meistens zwischen 8 und 15 Euro. Wir probieren dort Pasta a la Nonna (mit Aubergine und Ricotto), Couscous di Pesce und frittierte Meeresfrüchte mit Rosmarinkartoffel. Alles schmeckt unfassbar lecker.
Die beste Pizza bekommen wir im Fúnnaco PizzaLab. Es liegt nur wenige Fußminuten vom Lampedusa-Palast entfernt und ist vor allem von Einheimischen gut besucht. Die Auswahl an Pizzen ist riesig. Außerdem gibt es dort auch die tollen Kroketten.
Eine große Auswahl an kleinen einheimischen Restaurants gibt es rund um die Discesa Maccheronai. Dort werden auch in Imbisswägen Fisch und Fleisch gegrillt. Die Stimmung ist wie bei einem großen Straßenfest. Ich probiere in einem Restaurant Pasta con le Sarde und bin begeistert.
Ein Tag am Mondello Beach
Auch wenn es bereits November ist und selten mehr als 20 Grad hat, möchten wir Zeit am Meer verbringen. Direkt in Palermo ist das unmöglich. Es gibt zwar einen großen Hafen, aber keinen Stadtstrand.
Rund sechs Kilometer außerhalb ist der Mondello Beach. Einer der schönsten Strände in Sizilien. Mit dem Bus fahren wir an einem Tag dorthin. Das klappt tagsüber unter der Woche gut. Zu Corona-Zeiten gibt es nur keine Tickets im Bus zu kaufen. Sie sind aber erhältlich in kleinen Tabakläden, die es in der Nähe fast jeder Bushaltestelle gibt.
Am Mondello Beach haben wir ein wenig Pech. Nur 30 Minuten nachdem wir dort ankommen, beginnt es plötzlich zu regnen – viel früher, als es in unserer Wetter-App steht. Wir setzen uns noch eine Weile in ein Café, beobachten das Meer aus dem Fenster, genießen die Ruhe der Nebensaison und fahren dann zurück in die wilde Stadt.
Rauf auf den Monte Pellegrino
Da wir nun wissen, wie es mit dem Busfahren klappt, machen wir uns am nächsten Tag auf zu Palermos Hausberg: dem Monte Pellegrino. Auch Goethe war schon dort und sehr begeistert. Wir erkunden dort einige Aussichtspunkte und genießen die Abgeschiedenheit inmitten von Kakteen und Felsen. Es ist wirklich wunderschön!
Sonnenuntergang in Cefalù
Einer unserer schönsten Stopps ist aber in Cefalù. Mit dem Zug sind wir in etwa 40 Minuten in der Küstenstadt im Norden Italiens. Es ist traumhaft. Da es kaum andere Tourist*innen gibt, ist es auch super entspannt. Es gibt dort einen Strand direkt im Zentrum. Wir spazieren durch die kleinen Gassen, stöbern in netten Geschäften und beobachten von einer Felsformation einen perfekten Sonnenuntergang.
Durch den Ausflug nach Cefalù wird mir klar, dass ich nochmals nach Sizilien und mehr von der Natur, den kleinen Städten und Dörfern sehen möchte. Die Zeit in Palermo ist spannend und die Auswahl an großartigen Bistros und Restaurants riesig. Das nächste Mal soll es aber ruhiger sein und weniger Autos geben. Dafür mehr Meer und stille Momente.
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