Fernweh: “New York II – Brooklyn & mehr”
Bagels & bunte Bilder in Brooklyn!
Graffiti, hippe Cafés und Secondhand-Shops: Die zweite Hälfte unseres New-York-Trips haben wir hauptsächlich in Brooklyn verbracht. Konkret: in Williamsburg, Bushwick und Coney Island. Außerdem besuchten wir noch drei Museen, die abwechslungsreicher kaum sein könnten.
Willkommen in Williamsburg (Brooklyn)
In Williamsburg blüht das bunte Leben. Es braucht deshalb keine Sehenswürdigkeiten, um dort eine gute Zeit zu haben. Durch die Straßen zu laufen und die Fassaden der Häuser anzuschauen, ist schon ein riesiges Vergnügen.
Je nachdem, in welche Richtung wir abbiegen, gibt es unauffällige lateinamerikanische Kirchen ohne Protz, Basketball-Plätze oder jüdische Menschen mit Kippa. Auch die Serie „Unorthodox“ ist in Williamsburg gedreht. Als ich sie vor wenigen Monaten auf Netflix anschaue, sehe ich genau die Orte wieder, an denen wir in diesem Spätsommer entlang gelaufen sind.
Cafés und Restaurants in Williamsburg
Wer in New York ist, sollte wegen der tollen Cafés und Restaurants auf jeden Fall nach Williamsburg fahren. Unsere Erfahrung: Es ist weitaus stressfreier als in Manhattan und billiger. Hier eine Auswahl unserer leckersten Entdeckungen, die hoffentlich alle die Corona-Pandemie gut überstehen.
Bagels und Bananenbrot im Café „Marcy and Myrtle“
Mitten im jüdischen Viertel liegt das Café „Marcy and Myrtle“. Es ist winzig klein und bereits voller Menschen, als wir es betreten. Die Gäste sind nahezu ausschließlich attraktive Menschen in den 20ern- und 30ern, die alle so aussehen, als würden sie in der Kreativbranche arbeiten.
Außer einer großen Theke, in der wunderbare Leckereien liegen, gibt es im Innenraum nur ein paar Barhocker. Gemütlich frühstücken ist dort nicht möglich. Draußen sind aber zwei Tische mit Holzbänken aufgebaut, an denen an diesem sonnigen Morgen noch Platz für uns frei ist.
Sowohl der Kaffee als auch die Snacks sind ein Traum. Ich entscheide mich für einen Avocado-Lachs-Bagel und ein großes Stück Bananenbrot. Gäbe es in Williamsburg nicht solch ein großes Angebot an Cafés, würde ich jeden Tag zu „Marcy und Myrtle“ gehen.
Pancakes und Hummus im Café „Reunion“
Antike Uhren, alte Bücher und Tennisschläger aus einem anderen Jahrhundert: Im „Reunion“ gibt es ein Wandregal mit Raritäten, das dem Café eine besondere Atmosphäre verleiht. Aber nicht nur das Interieur ist unglaublich geschmackvoll, auch das Essen schmeckt toll.
Das „Reunion“ bietet eine riesige Auswahl an jüdischem Essen, ich fühlte mich fast wie in Tel Aviv. Hummus, Shakshuka, Falaffel. Ich entscheide mich an diesem Morgen für einen Pancake Deluxe mit Früchten und Ahornsirup. Ein Traum. Auch wer brunchen möchte, ist im „Reunion“ genau richtig.
Waffeln im “Baby Skips”
Die Fassade des „Baby Skips“ ist mit bunten Graffiti besprüht. Zwei Vögel schauen sich auf einem Kunstwerk einander in die Augen, eine goldene Kugel ist zwischen ihnen. Daneben ist eine alienhafte Frau zu bestaunen.
Das „Baby Skips“ liegt zwar noch an der Myrtle Avenue, die auch durch Williamsburg läuft, gehört aber schon zu Bushwick. Grenzgebiet. Das Café ist lichtdurchflutet, die Wände sind bemalt. In der Mitte befindet sich eine große Holztheke, hinter der die Mitarbeiter*innen die Bestellungen aufnehmen und den Kaffee zubereiten. Das Angebot reicht von leckeren Waffeln in den verschiedensten Varianten, über Bagels bis hin zu warmen Sandwiches. Im „Baby Skips“ zu frühstücken, ist ein perfekter Start in den Tag.
Yummy: “Dun-well Doughnut”
Mit Mandelsplittern und bunten Streuseln oder verziert mit Schokolade: Die Doughnuts bei „Dun-well“ sind die besten, die ich jemals gegessen habe. Wie kleine Kunstwerke liegen sie in der Vitrine und warten auf Hungrige. Wir entscheiden uns für vier verschiedene Doughnuts und teilen sie in acht Stücke, um möglichst viele Varianten probieren zu können. Yummy. Sie sind alle lecker. Wenn ich nur daran zurückdenke, werde ich sentimental, weil ich keinen Laden in der Nähe kenne, der nur annähernd so gute Doughnuts hinbekommt.
Koreanisch essen im „Dotory“
Außer dem japanischen Restaurant „Hanon“ und dem syrisch/israelischen „Dar 525“, die ich bereits im ersten Teil über die New-York-Reise empfohlen habe, entdeckten wir noch ein weiteres leckeres Restaurant in Williamsburg: das Dotory. Es gibt dort tolles koreanisches Essen. Unter anderem Bibimbab und Dumplings (Mandu). Die Einrichtung ist unaufgeregt, aber gemütlich. Die Preise sind moderat, wir haben 15 Dollar für Bibimbab bezahlt – und waren glücklich sowie sehr satt danach.
Burger im Shake Shack
Hinter „Shake Shack“ steht eine Fastfood-Kette, die in New York sehr häufig vertreten ist. Wir waren in einer Filiale im „Dumbo“ nahe der Brooklyn Bridge. Dort war es nur leider sehr voll. Ich weiß nicht, wie repräsentativ das ist, aber durch die Menschenmassen und die Schlangen vor der Kasse war an ein entspanntes Abendessen nicht mehr zu denken. Die Burger und Pommes waren lecker und weitaus besser als bei Mac Donalds und Burger King.
Aber mir wurde wieder bewusst: Ich fühle mich in Fastfood-Filialen einfach nicht mehr wohl. Wer nur einen kurzen Snack essen möchte, ist bei Shake Shack genau richtig. Ich ziehe inzwischen aber Restaurants oder Cafés vor, in den ich gemütlich sitzen kann und das Trinken in Gläsern statt in Plastikbechern bekomme.
Shoppen in Williamsburg: die Bedford Avenue
Die Bedford Avenue ist mit 16 Kilometern die längste Straße in Brooklyn. Wir sind an der gleichnamigen Metro-Station ausgestiegen und direkt an der Haltestelle in einem wahren Shopping-Paradies gelandet. Entlang der Straße gibt es die verschiedensten Highlights: Secondhand-Shops für wenig und viel Budget, urbane Boutiquen mit der neuesten Mode und stylische Interieurläden. In einer Parallelstraße stoßen wir außerdem auf eine riesige Lagerhalle, in der es altes Porzellan, Möbel und Bilderrahmen gibt. Ich weiß gar nicht mehr, wo ich hinschauen soll, es blinkt und blitzt überall.
Wir verbringen einen kompletten Tag rund um die Bedford Avenue. In hübschen Cafés und Bars lässt sich dort wunderbar Pausen einlegen – was wir auch tun. Ich schleppe an diesem Tag einige Einkaufstüten mit mir rum.
Relaxen im Domino Park
Noch relativ neu ist der Domino Park in Williamsburg. Wir erkunden ihn an einem sonnigen Mittag. Er ist 24.000 Quadratmeter groß, liegt am East River und ist auf dem Gelände einer ehemaligen Zucker-Raffinerie entstanden. Der Domino Park überzeugt im Industrial-Chic mit Blick aufs Wasser, Manhattans Wolkenkratzer sind von dort gut zu erkennen.
Wir verbringen eine entspannte Zeit im Domino Park. Verschiedene Skulpturen erinnern an die Vergangenheit des Geländes – rostige Stahlcontainer, in denen sich früher Zuckersirup befand beispielsweise.
Außerdem gibt es dort einen riesigen modernen Spielplatz mit futuristisch aussehenden Geräten. Ein Besuch im Domino Park ist ein ruhiger Kontrast zu den sonst so belebten Attraktionen und Straßen in New York.
Brooklyn Bridge und Dumbo
Von Manhattan nach Brooklyn: Die Brooklyn Bridge überqueren wir an einem Nachmittag zu Fuß – kurz vor Sonnenuntergang. Auf der Brücke ist ein immenser Andrang. Fahrradfahrer und Spaziergänger kommen sich immer wieder in Quere, es klingelt ständig hektisch um mich herum. Die Aussicht auf Manhattan ist es aber definitiv wert, über die Brücke zu laufen.
Als wir auf der Brooklyn-Seite ankommen, schauen wir uns im hippen und pulsierenden Viertel „Dumbo“ um. Die Bezeichnung ist eine Abkürzung für „Down under the Manhattan Bridge Overpass“. „Dumbo“ gehört inzwischen zu den bedeutendsten Künstlervierteln in New York. Überall sind hippe und erlesene Shops. Fancy Kaffee, exotische Gewürze, erlesener Schmuck. Mein Budget sprengen sie.
Wir setzen uns deshalb unterhalb der Brooklyn Bridge ans Ufer und warten dort auf den Sonnenuntergang. Außer uns sind dort viele Hochzeits-Paare, die ihre Fotoshootings machen oder sich am Wasser von einem Redner trauen lassen. Wie bei all dem Trubel Romantik aufkommen soll, ist ein Rätsel für mich. Ich schaue aber interessiert zu. Der Unterhaltungsfaktor ist hoch.
Kunst und Museen in New York
In welche Museen gehen wir in New York? Diese Frage war gar nicht einfach zu beantworten. Traurig war ich vor allem, dass in der Zeit unserer Reise das MoMA geschlossen war. Deshalb entschieden wir uns für das MoMA PS1, das Whitney Museum, das Bushwick-Collective und für das Ground Zero Museum, das dienstags ab 18 Uhr ein gewisses Kontingent an kostenlosen Tickets vergibt – wir haben Glück und ergatterten online noch zwei.
Das Bushwick-Collective
Die größte Outdoor-Galerie in New York gibt es in Bushwick (Brooklyn). Dort laufen wir nach unserem Frühstück im „Baby Skips“ hin. Das Bushwick-Collective, eine lose Vereinigung von Streetart-Künstlern, hat auf ehemaligen Industriefassaden die buntesten Kunstwerke gesprüht. Die Atmosphäre in Bushwick ist besonders. Dort spazieren zugehen, gehört definitiv zu meinen liebsten New-York-Erlebnissen.
Whitney-Museum
Edward Hopper, Roy Lichtenstein, Jeff Koons und Cindy Sherman: Das Whitney Museum hat seinen Schwerpunkt auf der amerikanischen Kunst des 20. Jahrhunderts. Zu sehen sind in dem beeindruckenden Gebäude von Renzo Piano unter anderem Gemälde, Zeichnungen, Fotografien, Filme und Installationen. Das Whitney Museum liegt im Meatpacking District, zwischen dem High Line Park und dem Hudson River. Ich mag es dort – es ist überschaubar, nicht zu voll und vor allem von Edward Hopper bin ich großer Fan.
MoMA PS1
Das MoMA hat geschlossen und auch mit dem MoMA PS1 haben wir Pech. Als wir an einem verregneten Morgen dort ankommen, erzählt uns die Frau am Schalter, dass wegen Umbauten gerade nur ein sehr kleiner Teil zugänglich ist. Ein Trost: Wir sind nicht umsonst gekommen. Es gibt später noch kurze Führungen. Okay, wenigstens etwas.
Wir überbrücken die Zeit bis zum Start in einem amerikanischen Dinner und lassen uns dann von einem Mitarbeiter des MoMA PS1 einige Räume zeigen – und es lohnt sich. Die Werke sind rau, experimentell und weit weg vom cleanen Museums-Flair. Eine Führung war in diesem Fall auch perfekt, der Herr erzählte uns die Geschichten hinter den Werken, die uns ansonsten verborgen geblieben wären.
National September 11 Memorial and Ground Zero Museum
Sie erinnern an die knapp 3.000 Opfer der Terroranschläge des 9. September 2001 und des Bombenanschlags im Jahr 1993 auf das World Trade Center: das National September 11 Memorial und das Ground Zero Museum.
Das Mahnmal steht an der Stelle, an der sich einst die Zwillingstürme befanden. Es sind zwei Kupferbecken, in denen sich in der Mitte Wasserfälle befinden, die neun Meter in die Tiefe gehen und an der untersten Etage des Museums enden.
Auf den Rändern dieser beiden Pools stehen die knapp 3.000 Namen der Opfer. Auch einige Fotos von ihnen sind aufgestellt. Es herrscht eine sehr bedächtige Stimmung um das Mahnmal. Zahlreiche Besucher haben Tränen in den Augen.
Auch im Museum, das daneben ist, herrscht eine gedrückte Atmosphäre. Es liegt 20 Meter unter der Erde und wird von den Wasserfällen erhellt. Mehr als 23.000 Bilder, 500 Stunden Filmmaterial und 2.000 Berichte von Opfern erinnern an die Katastrophe am 11. September 2001. Es ist solch eine Vielzahl an Material, dass mir nach 90 Minuten völlig der Kopf schwirrt. Aber ein Besuch lohnt sich auf alle Fälle.
Während ich diese Zeilen nun tippe, sind 15 Monate vergangen. New York hat mich so sehr beeindruckt, seit der Corona-Pandemie liegt das Leben in dieser pulsierenden Stadt nun aber brach. Ich hoffe sehr, dass sich diese so außergewöhnliche Stadt schnell erholt und ich wieder hin kann. Fernweh!
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