Fernweh: “Famoses Fehmarn”
Fehmarn: Urlaub auf der Sonneninsel
Sie fallen sofort ins Auge, als wir mit unseren Fahrrädern am Wasser entlang in Richtung Südstrand fahren: die drei Hoteltürme von Arne Jacobsen. Der dänische Architekt entwarf sie in den 1960er-Jahren. Sie stehen direkt an der Ostsee, sind minimalistisch, ohne Schnickschnack. Ein Paradebeispiel für die funktionale Architektur der Moderne.
Die hohen Türme sind außergewöhnlich für Fehmarn. Ansonsten sehen wir auf der drittgrößten Insel Deutschlands vor allem flache Fachwerkhäuser im nordischen Stil. Um sie herum: sattgrüner Rasen und bunte Blumen. Wir haben für unseren Urlaub ein hübsches hellblaues Ferienhaus gemietet, das mich an Astrid Lindgrens Klassiker „Wir Kinder von Bullerbü“ denken lässt.
Tatsächlich ist Skandinavien auch sehr nah. Von Fehmarn geht eine Fähre nach Dänemark. Vor sieben Jahren war ich deshalb schon einmal hier. Die damaligen Ziele: die Insel Møn und Kopenhagen. Nun ist Fehmarn Endstation.
Zwischen Dünen, Schafen und Möwen
Sieben Tage verbringen wir zwischen gelben Rapsfeldern, funkelndem Wasser, blökenden Schafen und blinkenden Leuchttürmen. Immer um uns herum: kreischende Möwen. Vor allem am Südstrand warten sie aufgeregt auf Tourist*innen, die weiße Pommes-Tüten mit rot-weißer Haube und Eis am Stiel in der Hand halten.
Fehmarn statt Italien
Dass ich meinen Urlaub im Juni 2021 erneut in Deutschland verbringe, ist der Corona-Pandemie zu verdanken. Im Januar hatten eine Freundin und ich bereits ein wunderschönes Steinhaus in Ligurien gemietet, mitten in der Natur, perfekt zum Wandern. Optimistisch waren wir, dachten, dass sich bis dahin die Lage in Italien beruhigt hat.
Von wegen. Wenige Wochen vor dem Start wird uns klar, dass das nichts wird. Im Juni sind wir beide noch nicht vollständig geimpft, müssten in Italien in Quarantäne. Was tun? Meine Vermieterin in Karlsruhe nimmt uns die Entscheidung ab. Sie hat ein Ferienhaus auf Fehmarn. Im Juni gibt es noch eine Woche, in der es leer ist, erzählt sie mir. Die Bilder sehen so schön aus, dass ich gerne ja sage.
Mit dem Auto starten wir an einem Samstagmorgen in den Urlaub. Mit Pausen sind wir von Karlsruhe aus etwa zehn Stunden unterwegs. Es geht hoch in den Norden, vorbei an Hamburg und Lübeck. Über die Fehmarnsundbrücke gelangen wir vom Festland problemlos auf die Insel.
Ein Ferienhaus in Westerbergen
Mit mehr als 2.000 Sonnenstunden gehört Fehmarn zu den sonnenreichsten Gegenden in Deutschland. Obwohl es während unseres Urlaubs meistens nicht mehr als 23 Grad hat, fühlt es sich viel wärmer an. Es ist das perfekte Wetter für lange Spaziergänge und Radtouren.
Für die Zeit auf der Insel haben wir uns nur wenige Pläne gemacht. Entspannen steht an erster Stelle. Unser Ferienhaus liegt in der Ferienhaussiedlung Westerbergen und fast direkt am Wasser. Es ist unfassbar idyllisch. Kaum ein Geräusch dringt zu uns vor. Von der Terrasse und dem Balkon aus haben wir am Abend eine wunderbare Sicht auf den Sonnenuntergang.
Auf Fehmarn führen über die Dünen schmale Wege, auf denen sowohl Spaziergänger als auch Fahrräder unterwegs sind. In manchen Bereichen tummeln sich Schafe.
Auf diesen Wegen sind wir meistens unterwegs. Ein Urlaub auf Fehmarn ohne Auto ist trotzdem nur bedingt zu empfehlen. Große Supermärkte gibt es erst wieder im sechs Kilometer entfernten Burg, der Hauptstadt von Fehmarn.
Ein Besuch im “Café liebevoll & Kulturlabor”
In Burg verbringen wir einen Vormittag im “Café liebevoll & Kulturlabor”. Es ist gemütlich dort. Leider haben wir an diesem Tag Pech mit dem Service, müssen lange auf unser Frühstück warten, das zwar solide schmeckt, aber so viele Peperoni und Oliven aus Supermarkt-Konserven enthält, dass es in uns keineswegs das Bedürfnis auslöst, nochmals dorthin zu gehen.
Ein Ausflug nach Burg ist generell nur bedingt zu empfehlen. Die Einkaufsläden liegen direkt an der vielbefahrenen Straße und sind für ein älteres Publikum ausgerichtet. Die Museen reizen uns nicht. Fehmarns Stärke ist definitiv die Natur.
Windmühlen & Leuchttürme
Mit dem Fahrrad erkunden wir in den nächsten Tagen einige Ecken der Insel. Nur wenige Radminuten von unserem Haus entfernt liegt das Mühlenmuseum in Lemkenhafen. Wir schauen uns die Segelwindmühle „Jachen Flünk“ von außen an und fahren dann weiter Richtung Leuchtturm Flügge.
Eine Partie Minigolf auf dem Campingplatz
Der Leuchtturm steht im Südwesten der Insel Fehmarn. Wir haben Pech, als wir dort ankommen. Coronabedingt ist er geschlossen. Ganz in der Nähe liegt aber der Campingplatz Flügger Strand. Dort gibt es einen Minigolf-Platz, auf dem auch Nicht-Camper spielen dürfen. Ein Angebot, das wir gerne nutzen.
Wunderschön: der Flügger Strand
Der Campingplatz befindet sich direkt am Wasser und hat einen Naturstrand, der mich sehr an die Dänemark-Reise erinnert. Am Flügger Strand fand 1979 auch das Love-and-Peace-Festival statt, bei dem Jimi Hendrix seinen letzten Auftritt hatte. Nur wenige Hundert Meter vom Campingplatz entfernt, gibt es deshalb einen Jimi-Hendrix-Gedenkstein, zu dem wir auch laufen.
Leckere Burger im “Quintings” & guter Kuchen im Hotelcafé Albertsdorf
Auf dem Rückweg nach Westerbergen stoppen wir am Orther Hafen. Dort gibt es einen sehr leckeren Burgerladen, „Quintings“ heißt er. Das Besondere: Die Buns sind von der Hofbäckerei Fehmarn, beim Fleisch gibt es gegen Aufpreis die Möglichkeit, biologisches Gallowayfleisch zu wählen. Es schmeckt großartig. Das „Quintings“ ist definitiv das modernste Restaurant, das wir auf Fehmarn finden.
Nicht unbedingt hip, aber sehr lecker, ist auch das Hotelcafé Albertsdorf, das ganz in der Nähe unseres Ferienhauses liegt. Es gibt dort die verschiedensten Kuchenschnitten – saisonale Varianten und Klassiker. Der Andrang ist entsprechend enorm.
Ein Strandkorb am Südstrand
Die meiste Zeit außerhalb unseres Ferienhauses verbringen wir letztlich in gemütlichen Strandkörben am Südstrand, wo auch die Türme von Jacobsen stehen. Wir benötigen mit dem Fahrrad von Westerbergen etwa 30 Minuten dorthin.
Da im Juni keine Touristenmassen am Strand sind, haben wir dort unsere Ruhe, lesen, schlafen und genießen die Auszeit. Bereits nach wenigen Tagen sind wir uns einig: Fehmarn war definitiv die richtige Entscheidung. Es ist der perfekte Ort, um in einer traumhaften Natur Abstand zum Alltag zu bekommen.
More from my site
Der Blog ist komplett ohne Werbung, ich schreibe völlig frei, falls du mich dabei mit einem Kaffee unterstützen möchtest, freu ich mich.