17. September 2020

Heimat: “Ein Abend mit Markus und Kian von ,interKArt'”

Markus Widmaier I Kian Jazdi

Das sind Markus (links) und Kian

“interKArt”: Festival in der Fettschmelze Karlsruhe

Am Ende stehen alle Konzertbesucher im Tollhaus auf. Gerührte und beeindruckte Gesichter überall. Der Applaus dauert minutenlang. Er ist der verdiente Lohn für einen überwältigenden Abend, bei dem Musiker aus der ganzen Welt auf der Bühne vereint sind – aus dem Iran, der Mongolei, Italien und auch Deutschland.

„Wir waren selbst überrascht, wie toll alles lief“, erzählen mir Markus Widmaier und Kian Jazdi nun knapp vier Monate später, in ihren Augen blitzt es dabei, das Grinsen ist riesig. Die beiden Studenten der Hochschule für Musik organisierten mit ihrem interkulturellen Verein „interKArt“ diesen bunten Weltmusikabend – es war die erste Veranstaltung des Vereins, der Beginn seines sozialen Engagements, das nun mit dem dreitägigen Festival „ZwischenRäume“ in der Fettschmelze am letzten Septemberwochenende seine Fortsetzung findet.

Auf dem Programm stehen ab Freitag, 29. September, unter anderem Theater-, Gesangs- und Salsa-Workshops, Podiumsgespräche mit Flüchtlingen, ein Fußballturnier – und natürlich ganz viel Musik. Das vollständige Programm gibt es hier: Programm_interKArt

Rassismus im Alltag

„Die Idee, einen interkulturellen Verein zu gründen, kam uns zu Beginn der Flüchtlingskrise“, erzählt mir Kian, dessen Vater aus dem Iran kommt. „Ich weiß selbst wie es ist, im Alltag mit Anfeindungen konfrontiert zu werden – obwohl ich Deutscher bin“, sagt er und nennt als Beispiel einen Abend, an dem er in Karlsruhe mit dem Fahrrad auf dem Weg nach Hause war und plötzlich ein Auto neben ihm hielt: „Geh doch wieder dorthin zurück, wo du herkommst“, schrieen ihn Männer an. „Sowas sitzt und verunsichert“, sagt Kian. Zurückkehren, das hieße für ihn: Stuttgart.

Zusammen mit Markus und einem weiteren damaligen Kommilitonen, Jonas Völker, tauschten sie sich darüber aus, was sie tun könnten, um ein verständnisvolles und friedvolles Miteinander in der Gesellschaft zu verstärken. „Wie können wir Zwischenräume schaffen, um der Abschottung einzelner Teile entgegenzuwirken?“, erläutert Markus ihre Grundintention.

Neue Räume für das Miteinander schaffen

Nach und nach konkretisierte sich die Idee. „Wir haben stundenlang auf dem Balkon gesessen und diskutiert“, erinnert sich Kian. Über einzelne Begriffe wie „mulitkulturell“ oder auch über die Flüchtlingsfrage. „Uns ging es zunächst einmal darum zu klären, was wir überhaupt mithilfe eines Vereins erreichen möchten“, sagt Markus. Für sie stand dann fest: Durch „interKArt“ sollen in Karlsruhe Räume entstehen, in denen zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen Gespräche stattfinden können. Zwischen Menschen mit Migrationshintergrund, Flüchtlingen, Alteingesessenen, aber auch Studenten, die neu in der Stadt sind und Anschluss suchen. Mittels Veranstaltungen der verschiedensten Art.

Zur Vereinsgründung kam es im Januar diesen Jahres. „Inzwischen haben wir 14 Mitglieder“, sagt Kian. Darunter sind nicht nur Musiker, sondern auch Kunsthistoriker, Theaterpädagogen, Mediziner, Germanisten und BWLer. „Dadurch sind wir sehr breit aufgestellt“, beschreibt Markus.

Viel hat sich bereits getan: “interKArt” lud zur Balkan Party in die Dorfschänke und veranstaltete in den vergangenen Wochen noch einen Singer/Songwriter-Abend sowie eine Party bei Cola Taxi Okay. Außerdem ist der Verein am 23. September mit einem Stand beim Mega Road Sale in der Kaiserpassage vertreten. „Wir möchten dort auf unsere Arbeit und unser Festival ,ZwischenRäume’ aufmerksam machen“, sagt Kian.

Vorfreude auf das Festival

Die Vorbereitungen für „ZwischenRäume“ laufen bereits seit Wochen auf Hochtouren. „Die meisten Programmpunkte finden in der Fettschmelze statt, die Workshops aber in der Hochschule für Musik und das Fußballturnier auf dem Schlachthofgelände neben der Fettschmelze”, erklärt Kian. Die Bewirtung am Samstag hat der Verein „Soup du Jour“ übernommen. „Wir freuen uns schon riesig“, sagen die beiden Herren vom „interKArt“-Vorstand. Eintritt wird es keinen kosten – alles soll auf Spendenbasis laufen. Jeder gibt soviel er kann und möchte, so lautet die Maxime.

Damit nicht genug: Auch für die Zeit nach dem Festival gibt es schon Pläne. „Unser nächstes großes Konzert im Tollhaus ist am 12. Januar 2018“, verrät Markus. Auch dann wird es wieder ein Abend sein, bei dem Musiker aus der ganzen Welt auf der Bühne vereint sind. Wie schön! Ich habe mir dieses Datum schon im Kalender markiert.

Weitere Infos auf www.interkart-ev.de und www.facebook.com/interkart.ev/

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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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