17. März 2020

Heimat: Ein Nachmittag mit Tim Kaun vom “An Eye On”-Magazin

Das sind Robert (links) und Tim. Von ihnen stammen auch alle Fotos und Videos.

Ein Design-Magazin über Island von Tim Kaun und Robert Gutmann

Ein gelber Leuchtturm, dessen Spitze scheinbar in die weißen Wolken sticht. Ein blaues Haus eingerahmt von blühenden Pflanzen, Wasser und Bergen. Motive, die mich sofort in das Magazin hineinziehen, alles andere vergessen lassen.

Als ich zum ersten Mal das „An Eye On“-Magazin durchblätterte, war ich sofort begeistert. Die unfassbar schönen Fotografien der isländischen Natur kombiniert mit interessanten Interviews, dargestellt mit Typografie, die gradlinig, klar, aber dennoch spannend ist – ich wollte wissen, wer dahinter steckt, so viel Herz und Leidenschaft in dieses Printprodukt gesteckt hat.

Nur wenige Wochen später sitze ich mit Tim Kaun in einem Café in der Karlsruher Weststadt. Der Grafikdesigner hat seine Wurzeln in der Region, studierte an der Hochschule in Offenburg, wo er Robert Gutmann kennenlernte, mit dem er das „An Eye On“-Magazin auf die Beine stellte. Zwischen Milchkaffee, Apfelschorle und trubligen Gesprächen an Nebentischen blättern wir gemeinsam durch die Seiten.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, ein Magazin über Island zu machen?

Tim: Das Magazin ist unsere Bachelor-Arbeit. Robert und ich hatten bereits während unseres Studiums einige Projekte zusammen gemacht und waren uns dann schnell einig, dass wir gerne zum Abschluss ein qualitativ hochwertiges Printformat konzipieren möchten, in dem wir spannende Kreative aus einem anderen Land vorstellen – verbunden mit Naturfotografien.

Und warum ausgerechnet Island?

Tim: Island fanden wir beide sehr spannend. Allein schon wegen der atemberaubenden Landschaft. Außerdem wollten wir herausfinden, wie es ist, in einem Land zu leben, in dem der Begriff „Design“ erst in den 1950er-Jahre etabliert wurde und die ganz großen Namen noch fehlen. Woran orientieren sich die isländischen Designer? Wovon lassen sie sich inspirieren? Und gibt es einen eigenen isländischen Designstil? Das waren Fragen, mit denen wir nach Island flogen.




Wie lange wart ihr dort?

Tim: Einen Monat. Wir hatten bereits in Deutschland recherchiert, interessante Designer angeschrieben und sie gefragt, ob sie Lust haben, sich mit uns zu treffen. Das hat super funktioniert – 15 verschiedene Kreative aus Island haben uns zugesagt. Darunter Produktdesigner, Grafiker, Illustratoren und Fotografen. Das Perfekte war, dass alle in Reykjavik arbeiten, dadurch konnten wir die einzelnen Treffen sehr gut miteinander verbinden.

Wie seid ihr dann vorgegangen?

Tim: Eine Woche lang waren wir nur in der Hauptstadt, besuchten jeden Tag zwei unserer Interviewpartner. In ihren Büros, Werkstätten oder in Cafés haben wir die Gespräche geführt und Fotos gemacht. Danach fuhren wir mit einem Auto und unserem Zelt durch Island, dort entstanden die Fotos und Filmaufnahmen – es war unbeschreiblich schön. Ein faszinierender Roadtrip.

Welche Begegnung hat euch besonders beeindruckt?

Tim: Das Treffen mit Haraldur Unason Diego. Er ist unter anderem Pilot und Fotograf. Wir durften mit ihm in seiner Cessna eine Runde über Island drehen und hatten die Möglichkeit, von weit oben Bilder zu machen. Das war schon etwas sehr Besonderes.

Wie habt ihr die Designszene in Island insgesamt erlebt?

Tim: Es ist alles sehr klein, jeder kennt jeden. Die Unterstützung untereinander ist sehr groß. Viele Kreative haben mehrere Jobs, um über die Runden zu kommen. Gleichwohl sind die Isländer entspannt, mutig und probieren sich aus. Das war interessant zu beobachten. Schön war auch die Gastfreundschaft, die wir dort erlebt haben.

Was war danach bei der Umsetzung des Magazins die größte Herausforderung?

Tim: Definitiv das Schreiben. Mit der Gestaltung sind wir vertraut, mit den Interviews war es schon eine andere Nummer – wir wollten schließlich verschiedene Textformen haben und die Artikel unterschiedlich aufbauen. Freunde haben uns dann geholfen. Nach einem halben Jahr und zahlreichen Nachtschichten stand das Magazin, und wir waren super happy mit dem Ergebnis.

„An Eye On“ hat 150 Seiten, ist aufwändig gedruckt und hat eine Auflage von 750 Exemplaren – wie habt ihr das finanziert?

Tim: Wir haben glücklicherweise Sponsoren gefunden. Es hat uns selbst ein wenig überrascht, wie viel Unterstützung wir von verschiedenen Seiten bekamen – unter anderem direkt von der Hochschule und von der Druckerei. Außerdem bot uns ein bekannter Papierhersteller an, dass er uns das Material zur Verfügung stellt, wenn er unser Magazin für sein neuestes Grafikpapier als Referenz verwenden kann. Natürlich sagten wir ja. Dadurch konnten wir das Magazin in solch einer hohen Auflagen drucken.

Wie war die Resonanz?

Tim: Überwältigend. Es war verrückt. Wir haben unter anderem Auszeichnungen vom Graphis Award in New York bekommen, dem Art Director Club Deutschland und dem European Design Award. Außerdem haben Buchhandlungen in der ganzen Welt unser Magazin ins Sortiment genommen.

Wird es eine zweite Auflage geben?

Tim: Das wäre schön. Inzwischen wohnen wir aber in verschiedenen Städten. Robert arbeitet in München, ich in Stuttgart. Aber falls wir mal wieder Zeit haben, könnten wir uns eine zweite Auflage gut vorstellen. Interessante Länder gibt es ja genug – beispielsweise den Nahen Osten finden wir sehr spannend.

Gewinnspiel: 

Ich darf fünf Exemplare des Magazins verschenken. Schreibt mir doch bis zum 28. März unter den Post auf meiner Facebook-Seite, warum ihr gerne eins haben möchtet. Hier geht es zum Link.

Weitere Infos zu Tim, Robert und zum Magazin:

aeo-mag.com/

timkaun.com und behance.net/timkaun

robert-gutmann.com

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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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