18. Oktober 2020

Melodien: “Ein Abend mit Joe Astray”

Das ist Joe. Credit für alle Fotos: Melancholie Maritim

Eine unerwartete Begegnung mit Joe Astray

Manchmal schließt sich der Kreis an der Bar. Im Iuno in der Südstadt, an einem Freitagabend, viele Wochen zurück. Ein fremder Herr sitzt neben mir, die Kapuze seines schwarzen Pullis hat er über seinen Kopf gezogen, markant schimmert sein Bart im schummrigen Licht, es ist bereits nach 24 Uhr. Er komme von einem Konzert nebenan im Kohi, beginnt er zu erzählen.

Wir trinken ein Getränk, dann das nächste. Irgendwann macht es klick. Erinnungsfetzen fügen sich zusammen, bilden einen klaren Gedanken. Neben mir sitzt Joe Astray. Über den Sänger und seine Band „Lucky Ginger“ hatte ich meinen allerersten Artikel zu Beginn meines Volontariats in der Kulturredaktion einer Tageszeitung geschrieben. Ein längeres Telefonat zwischen ihm und mir: die Basis für diesen Text. Gesehen haben wir uns nie, nur die Stimme, sie hatte ich schon mal gehört. Nun endlich, eine persönliche Begegnung, zufällig, unerwartet.

Immer unterwegs, mal hier, mal dort

Joe Astray war mit „Lucky Ginger“ damals auf Deutschlandtour – es lief gut. „Das Substage war voll“, sagt er heute im Rückblick mit einem Lachen. Doch nach dem Schulabschluss zog es die Bandmitglieder in verschiedene Richtungen, auch Joe entschied sich, sein eigenes Ding zu starten, solo durch die Welt zu ziehen.

Dass sein Leben eines mit Musik sein soll, war ihm bereits früh klar. „Mit 15 Jahren hatte ich meine erste Punk-Band“, erinnert er sich. Nach vielen Umzügen war er mit seiner Familie in der Nähe von Karlsruhe gelandet, sie lebt heute noch dort, für ihn sollte es aber nur eine weitere Zwischenstation sein. „Ich musste mit Anfang 20 raus, neue Eindrücke sammeln“, sagt der Musiker. Ihn trieb es zunächst nach Australien, wo er auch geboren ist. Dort begann er, Musik in Sydney zu studieren.

Hamburg!

Heimweh. Das Gefühl brachte ihn wieder zurück nach Deutschland. Er entschied sich für Freiburg, wo er zunächst weiterstudierte, dann aber abbrach. „Es war mir alles zu verschult“, begründet er heute seine Entscheidung. Wohin nun? Hamburg. Die Elbe, Astra, St. Pauli. „Ich wollte in eine Stadt, wo ich mir musikalisch ein Netzwerk aufbauen kann“, erzählt mir Joe. Es klappte.

Der Hansestadt ist er bis heute treu geblieben. Unzählige Konzerte hat er in den vergangenen Jahren gespielt, sich selbst organisiert. Do It Yourself. Das ist sein Mantra. Booking, Promo, Songs schreiben, sie auf der Bühne spielen. Joe Astray investiert bis heute jede freie Sekunde in die Musik. Sein Leben rast. Als ich ihn frage, wo er in diesem Jahr die meiste Zeit verbracht hat, wo sein Zuhause ist, da sagt er nur: on the road. Etwa 70 Konzerte waren es allein 2017.

The Struggle of Life

Hinfallen, wieder aufstehen, weitermachen. „Ich habe bereits alles durch“, sagt er dann. Aber jeder einzelne Schritt hat ihn weitergebracht, verändert, stärker gemacht. Ein Höhepunkt in diesem Jahr. Sein Konzert in der Alten Hackerei mit Turbostaat. „Das war eine kleine Belohnung für all die Mühen“, sagt er an der Bar zu mir.

Ein Konzert im Kohi!

Nun kommt er wieder nach Karlsruhe. Am 31. Oktober spielt er mit einem Gitarristen im Kohi, die Indie-Folk-Songs seiner EP „Painting the Picture of Distance“ und viele neue Songs, die auf seinem neuen Album sein werden. Sein Musikerfreund Arthur Gepting supportet ihn außerdem an diesem Abend. „Es ist immer wieder schön nach Karlsruhe zu kommen“, sagt Joe zu mir, als wir an diesen Tagen telefonieren. Er freue sich, seine Familie wieder zu sehen und alte Freunde. Und im Kohi zu spielen, wo er schon so oft war – direkt neben dem Iuno. Manchmal schließt sich der Kreis an der Bar.

Infos:
Das Konzert im Kohi ist am 31. Oktober, 21 Uhr. Weitere Infos gibt es dazu in der Facebook-Veranstaltung.
Mehr zu Joe Astray: joeastray.com und facebook.com/yourastray/

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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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