26. Dezember 2021

Krimskrams: “Ein Abend in der Orgelfabrik Karlsruhe”

"Du und ich" I Orgelfabrik Durlach

“Du und ich” – Ausstellung von Hiroko Nagata, Ryosuke Yamauchi & Tomoki Tsutsumi

Jedes Mal, wenn in diesem Sommer die Sonne schien, öffnete Künstlerin Hiroko Nagata in ihrer Wohnung das Fenster zum Hinterhof und blickte hinaus. Was sie dort sah, waren bunte Blumen und Pflanzen, Kinder beim Spielen oder Menschen, die es sich im Liegestuhl bequem gemacht hatten. Warmes Licht umspielte die Szenarien. Hiroko ließ sich davon inspirieren und hielt ihre Eindrücke mit schnellen Pinselstrichen schemenhaft auf der Leinwand fest.

Die Energie, die sie spürte, ist deutlich auf den Bildern sichtbar, die noch bis nächsten Sonntag, 19. Dezember, anlässlich der Ausstellung „Du und ich“ in der Orgelfabrik in Karlsruhe-Durlach zu sehen sind. Außer Hirokos Malereien sind auch die Werke von Ryosuke Yamauchi und Tomoki Tsutsumi dort vertreten.

Hiroko Nagata I Orgelfabrik Durlach

Gemeinsames Projekt während der Pandemie

Die drei Künstler*innen haben an der Kunstakademie Karlsruhe studiert. Vor etwa einem Jahr kam ihnen die Idee, sich für eine Ausstellung an der Orgelfabrik zu bewerben. „Durch die Corona-Pandemie hatten wir alle weniger Kontakte, wir wollten etwas gemeinsam machen“, erzählt Ryosuke, als ich sie am Samstagabend in Durlach besuche.

Auch der Titel „Du und ich“ handelt von der Kommunikation und der Wechselwirkung mit einem Gegenüber, erklärt mir Tomoki. Wer der Andere im Konkreten ist, bleibt offen. Es kann die Beziehung zwischen zwei Menschen, aber auch zwischen dem/der Künstler*in und seinem/ihrem Werk sein. Möglicherweise verändert sich durch den Austausch der Blick auf die Welt, neue Perspektiven entstehen.

Tomomik Tsutstumi, Ryosuke Yamamauchi, Hiroko Nagata
Das sind Tomoki, Ryosuke und Hiroko (von links)

Was macht die Existenz des Menschen aus?

Im großen Raum der Orgelfabrik interagieren die sehr unterschiedlichen Arbeiten der Künstler*innen miteinander. Gegenüber von Hirokos Malereien ist eine überlebensgroße schwarz-weiße Collage von Tomoki zu sehen. Sie besteht aus verschiedenen Materialien – unter anderem aus Fotografien. Tomoki, der an der Kunstakademie bei Stephan Balkenhol studierte, setzte sich dafür mit der Existenz des Menschen auseinander.

Außer dieser großen Arbeit sind von ihm auf der Galerie der Orgelfabrik auch kleinere Aquarelle und Zeichnungen ausgestellt. Für mehrere Stilleben baute er selbst Objekte mit Draht und Tüchern, die er dann mit dem Pinsel auf Papier brachte. Typisch für diese Arbeiten ist: Es gibt kaum Kontraste, Tomoki wählte Töne aus einem ähnlichen Farbspektrum.

Tomoki Tsutstumi
Tomoki Tsutsumi

Motive aus Kindermalbüchern sind die Basis

Umgeben von Hirokos und Tomokis Arbeiten hängen im großen Raum die kleinformatigen Malereien von Ryosuke. Prägnant sind die weißen Linien, die die Struktur vorgeben, dezente Farben füllen die Zwischenräume aus. Die Werke fügen sich so perfekt in die raue Wand der Orgelfabrik ein, als hätte der Künstler sie eigens dafür geschaffen, als gehörten sie genau dahin.

Typisch für Ryosukes Arbeiten ist, dass ihnen Motive aus Kindermalbüchern zugrunde liegen. Häuser, Fußbälle oder Tiere. Er entleiht sich aus den konkreten Motiven Linien sowie Formen und baut darauf seine abstrakten Bilder auf.

Ryosuke Yamamauchi
Ryosuke Yamamauchi

Eine Bühne für die Arbeiten

Oben auf der Galerie zeigen die drei Künstler*innen in verschiedenen Räumen weitere Arbeiten im Dialog. Außerdem haben sie auf einem großen weißen Brett, das auf dem Boden liegt, eine Art Bühne geschaffen, auf der kleinere Arbeiten von ihnen allen zu finden sind. Unter anderem eine kleine Holzkiste, die Hiroko mit einem Bild von van Gogh bemalte. Sie ist bereits einige Jahre alt, diente damals aber als Anstoß für Ryosuke, gemeinsam etwas zu machen.

Die Bühne ist dadurch eine Art Basis für die Ausstellung. Während mein Blick von ihr nach oben wandert, entdecke ich über der Bühne auch einen weißen Bilderrahmen. Sein Inhalt ist leer. Dadurch hat der Betrachtende die Möglichkeit, seine eigene Eindrücke hineinzuprojizieren. „Du und ich“.

Hiroko Nagata I Orgelfabrik Durlach

Infos zur Ausstellung

Die Ausstellung “Du und ich” ist noch bis Sonntag, 19. Dezember, in der Orgelfabrik Durlach (Amthausstraße 7, Karlsruhe) zu sehen. Die Öffnungszeiten sind von Mittwoch bis Samstag 15 bis 19.30, am Sonntag 11 bis 18 Uhr.

(Visited 382 time, 1 visit today)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

Newsletter abonnieren
Etwas verloren?
Vergangenes
Facebook
Instagram
Instagram@miriam_steinbach