19. März 2020

Melodien: Ein Gespräch mit Florian Vitez von “Reposit Entertainment”

Das sind Flo (links) und Dominik von Reposit Entertainment (Credit: Christian Metzler)

Coronavirus: Was bedeutet das für die Musikszene?

Sie vereinen Management-Dienstleistungen, Publishing und Veranstaltungsorganisation unter einem Dach: Florian Vitez und Dominik Willisch stehen hinter „Reposit Entertaiment“. Während Florian von Karlsruhe aus die Musikprojekte regelt, lebt Dominik in Berlin und arbeitet von dort aus. Ich habe Florian gefragt, wie sich das Coronavirus auf ihren beruflichen Alltag auswirkt und wo er die größten Herausforderungen derzeit sieht.

“Müssen den Laden am Laufen halten!”

Hallo Flo, alle Konzerte sind bis auf Weiteres abgesagt, das Coronavirus hat die Musikszene lahm gelegt. Wie geht es euch gerade?

Flo: Im Grunde – und das ist ja das Wichtigste – gut. Wir sind gesund und sitzen beispielsweise gerade nicht als Flüchtlinge an der Grenze zur Türkei fest. Ich finde, es ist wichtig, sich immer vor Augen zu führen, dass wir uns vergleichsweise immer noch in einer absolut privilegierten Situation befinden. Unsere Grundbedürfnisse sind weiterhin alle gedeckt.

Dennoch ist es natürlich so, das diese Krise die gesamte Kultur- und Veranstaltungsbranche besonders hart trifft. Das Geschäft ist von einem Tag auf den anderen im Grunde komplett zusammengebrochen. Es wird wohl noch sehr lange dauern, bis wir wieder da ansetzen können, wo wir noch vor vier Wochen waren.

Was sind derzeit die größten Herausforderungen für euch?

Flo: Den Laden irgendwie am Laufen zu halten. Wir haben zunächst einen Plan für die kommenden sieben Monate gemacht – mit der Hoffnung, dass sich ab September die Beschränkungen wieder langsam lockern werden. Stück für Stück eben. Zur Zeit sind wir in intensivem Austausch mit unseren Partnern und Künstlern. Wir versuchen, alles so gut wie möglich abzuwickeln.

Ihr seid im Austausch mit vielen Künstlern, was bewegt sie gerade am meisten?

Ich denke, hier kommt Vieles zusammen. Zum einen natürlich finanzielle Verluste und Existenzängste, zum anderen ist es auch hart, nicht auftreten zu können. Tourneen werden ja beispielsweise oft über einen langen Zeitraum vorbereitet. Wenn du dann endlich loswillst, raus auf die Bühne und das jetzt nicht kannst, ist das einfach eine große Enttäuschung.

Wie kann die Zeit nun am besten überbrückt werden?

Flo Es lässt sich jetzt schon beobachten, dass die nächsten Monate unglaublich viel kreatives Potential freisetzen werden. Ich bin mir sicher: Durch die ganz neue Situation werden sehr viel neue Musik-Konzepte und Projekte entstehen. Grundsätzlich hoffe und wünsche ich uns allen, dass wir uns irgendwie über Wasser halten können und dann mit enorm viel Output sowie unbändiger Energie wieder durchstarten werden.

Allerdings bin ich mir leider auch sicher, dass es viele Firmen nicht mehr geben wird und viele Kreative in anderen Branchen unterkommen müssen. Das kommt einfach sehr auf die Dauer der Krise an und in welcher Weise es Hilfspakete geben wird. Kredite müssen ja irgendwann auch wieder zurückgezahlt werden. Außerdem ist es entscheidend, mit welcher Geschwindigkeit Gelder freigegeben und abrufbar sein werden.

Derzeit streamen ja die meisten Menschen die Musik bei Spotify – wäre jetzt ein Umdenken gut und es wichtig, Alben bewusst wieder zu kaufen?

Flo Natürlich haben MusikerInnen finanziell am meisten davon, wenn die Menschen Musik oder Merchprodukte direkt bei Konzerten kaufen. Das fällt jetzt ja weg. Alternativ sind sicherlich die Onlinestores der KünstlerInnen gut geeignet, um direkt dort die Alben zu kaufen.

Aber auch Musik streamen auf Spotify ist nicht das Schlechteste, was wir machen können. Mit jedem Stream unterstützt man auch hier seine/n LieblingskünstlerIn.

Wie können Menschen die KünstlerInnen ansonsten unterstützen?

Flo Gekaufte Eintrittskaten nicht zurückgeben, ist auf jeden Fall eine sehr gute Möglichkeit – also insofern es sich jemand leisten kann. Denn dadurch kann man nicht nur KünsterInnen direkt unterstützen, sondern auch Bookingagenturen, Veranstalter, Clubbesitzer etc.

Ansonsten glaube ich, dass in der nächsten Zeit sehr viele Live-Stream-Formate aufkommen werden, die die Musik zu den Leuten bringen wird. Hier gibt es diverse Formate, die auf Spendenbasis funktionieren. Auch auf diese Weise kann jeder seine MusikerInnen/KünstlerInnen unterstützen.

Infos:

Mit dieser Online Petition können wir Künstler unterstützen!
Mehr zu Reposit Entertainment gibt es auf deren Webseite.

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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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