16. März 2024

Buchkritik: “Die Herrlichkeit des Lebens” von Michael Kumpfmüller

"Die Herrlichkeit des Lebens" von Michael Kumpfmüller

“Die Herrlichkeit des Lebens” von Michael Kumpfmüller: über die letzte Liebe von Franz Kafka

An der Ostsee begegnen sie sich zum ersten Mal. Sofort sind sie da, die zarten Bande zwischen Dora Diamant und Franz Kafka, zwischen der jungen, unbeschwerten Köchin und dem todkranken, melancholischen Arzt. Auf langen Spaziergängen kommen sie sich näher, schnell wird klar: Sie wollen sich nicht mehr verlieren, zusammenbleiben, auch wenn die Umstände nicht gut sind.

Der Roman „Die Herrlichkeit des Lebens“ von Michael Kumpfmüller erzählt von Franz Kafkas letzter großer Liebe – von der ersten Begegnung bis zum Tod. Es ist ein sehr ruhiger, unaufgeregter und zutiefst trauriger, aber auch sehr schöner Roman.

Nun ist auch der Film zum Buch erschienen.




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31. Mai 2023

Buchkritik: “Marzahn mon Amour. Geschichten einer Fußpflegerin“ von Katja Oskamp

"Marzahn mon Amour. Geschichten einer Fußpflegerin“ I Katja Oskamp

“Marzahn mon Amour. Geschichten einer Fußpflegerin“: liebevolle Porträts aus dem Plattenbau

Kurz nach ihrem 45. Geburtstag packt Autorin Katja Oskamp ihren Rollkoffer, wirft ein Spannbettlaken, Schuhe und Kleidungsstücke hinein, dann zieht sie los – von Friedrichshain nach Charlottenburg, wo ihre Fortbildung zur Fußpflegerin startet. 

Katja Oskamp ist zu diesem Zeitpunkt frustriert, ihr Kind braucht sie kaum noch, ihr Mann ist krank und 20 Verlage lehnten ihre neueste Novelle ab. Sie möchte etwas Neues ausprobieren – auch wenn ihr Umfeld darauf mit Unverständnis reagiert. 

Von der Schriftstellerin zur Fußpflegerin – ein fulminanter Absturz. Mir fiel wieder ein, wie sie mir auf die Nerven gegangen waren mit ihren Köpfen, Gesichtern und gut gemeinten Ratschlägen.

Quelle: „Marzahn mon Amour. Geschichten einer Fußpflegerin“

Doch die Entscheidung entpuppt sich als richtig. Katja Oskamp macht ihre neue Arbeit gerne, lernt in einer Praxis in Berlin-Marzahn viele verschiedene Menschen kennen, die sie zu einem neuen Buch inspirieren: zu „Marzahn mon Amour. Geschichten einer Fußpflegerin“. Darin vereint sie eine illustre Auswahl von kurzen Porträts über ihre Kund*innen. Das ist manchmal lustig, manchmal traurig, aber immer unterhaltsam. 

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21. November 2022

Heimat: “Ein Abend bei Amélie Hentschel”

Amélie Hentschel

Alle Bilder sind von Sebastian Heck.

Amélie Hentschel: Modelabel unter dem Dach

Direkt unter dem Dach hat sich Amélie Hentschel ihr Atelier eingerichtet. Wenn es regnet, hört sie dort das Prasseln der Tropfen, wenn die Sonne scheint, erhellen die Strahlen den kleinen Raum. Drei Stockwerke wandert sie jeden Morgen von ihrer Wohnung dorthin hoch – sobald ihre zwei kleinen Jungs in der Kindertagesstätte sind und sie den Kopf frei hat: für Stoffe, Muster und neue Kreationen an der Nähmaschine.

Amélie Hentschel

Das ist Amélie.

„Mein Kämmerchen“, nennt die Designerin liebevoll ihre Oase. „Hier kann ich kreativ sein und neue Stücke für mein Label entwerfen.” AH310 hieß ihr Hautprojekt bislang, der Name setzt sich zusammen aus den Anfangsbuchstaben ihres Namens und dem Startdatum, dem März 2010. Zukünftig wird die Designerin ihre eigenen Kollektionen aber unter dem Label “Amélie Hentschel” herausbringen, AH310 besteht mit ihrem Mützen-Upcycling-Projekt fort.   Weiterlesen »

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30. Dezember 2021

Heimat: “Ein Morgen mit Robert Loos”

 Robert Loos

Robert Loos: Willkommen im Wahrnehmungstornado!

Ein kurzer Druck auf den Sprühknopf der Dose genügt, schon schießt blitzschnell Farbe aus dem Ventil. Mit Kraft, aber fein wie Nebel, treffen die Pigmente auf die Leinwand, erzählen auf der weißen Fläche ihre ganz eigene Geschichte – für sich alleine und im Zusammenspiel mit weiteren Komponenten.

Die Sprühdose. Sie begleitet Robert Loos, seit er die Malerei für sich entdeckt hat. „Sie ist mein roter Faden, alles andere sind Begleiter“, erzählt er mir an diesem Sonntagmorgen, als ich ihm in seinem Wohnzimmer gegenübersitze. Trubelig ist es dort. Ein Filmteam der Hochschule Karlsruhe ist ebenfalls da. „Können sie unser Interview aufnehmen?“, hatte Robert mich gefragt. Klar, warum nicht. So sitzen wir nun da, er eine Kippe in der Hand, seine Kaffeetasse hat er mit einem Wasserglas auf ein braunes Holztablett gestellt, neben meinem Kopf surrt die Kamera, los geht es.

 Robert Loos
Credit für alle kommenden Fotos: Robert Loos
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22. Februar 2021

Schmöker: “Tschick” von Wolfgang Herrndorf

"Tschick" von Wolfgang Herrndorf

“Tschick” von Wolfgang Herrndorf: auf in die Walachei!

Zwei 14-jährige Jungs, ein geklautes Auto und eine spannende Reise: Andrej Tschichatschow, alias Tschick, sitzt nach den Osterferien plötzlich in der Klasse von Maik Klingenberg. Die Jungs kommen aus unterschiedlichen Welten. Tschick ist mit seiner Familie aus Russland übergesiedelt und haust in einem der heruntergekommenen Hochhäuser in Hellersdorf.

Maik residiert mit seinen Eltern in einer Villa – Liebe und Aufmerksamkeit sind jedoch Mangelware. Da Tschick sich in den Sommerferien langweilt und Maik ohnehin allein zu Hause ist (Mutter auf Entzug, Vater mit seiner Geliebten auf Geschäftsreise), machen sich die beiden Jungs mit einem geklauten, klapprigen Lada auf den Weg. Ihr Ziel: die Walachei. Der Beginn eines abenteuerlichen Roadtrips. Weiterlesen »

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18. Februar 2021

Schmöker: “Unorthodox” von Deborah Feldman

"Unorthodox" von Deborah Feldman

“Unorthodox: die Geschichte von Deborah Feldman – Buchkritik

Keine englischen Bücher, kein Fernseher, keine Jeans: Deborah Feldman wächst im New Yorker Stadtteil Williamsburg in einer chassidischen Satmarer-Gemeinde auf – einer der strengsten ultraorthodoxen jüdischen Gruppen überhaupt. Ihr Leben ist von religiösen Regeln durchzogen, Freiheiten gibt es keine. Das heißt: Frauen müssen sich strikt unterordnen, Bildung spielt keine Rolle, Ehen werden arrangiert. In „Unorthodox“ erzählt Deborah Feldman nun ihre persönliche Geschichte, von der Kindheit bis zu ihrer Flucht als Erwachsene aus der Gemeinde.

Ihre Autobiografie ist aber keineswegs eine wütende Abrechnung, sondern eine mitreißende Geschichte, die sehr präzise das Leben der chassidischen Menschen beschreibt. Deborah Feldman wertet nicht, vielmehr lässt sie die Fakten nüchtern für sich sprechen. Das genügt, um sich ein Bild zu machen, wie eng die Welt der Satmarer ist – und wie unfassbar mutig die Autorin war, ihre Koffer zu packen und auszubrechen.

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7. November 2020

Flimmerkasten: “Die Unsichtbaren”




Kritik: “Die Unsichtbaren”: Ein berührender Film!

Sie flitzen. 1943 machen sich 7.000 Juden in Berlin unsichtbar. Sie verlassen ihre Wohnungen, entfernen ihren gelben Stern von den Mänteln, übernachten bei Bekannten oder auf der Straße. 1945 haben 1.500 von ihnen überlebt – vier von ihnen erzählen in dem Film „Die Unsichtbaren“ ihre Geschichte. Das ist unfassbar spannend und bewegend.

Regisseur Claus Räfle schafft es, mit einer Mischung aus Dokumentation und Spielfilm den Blick auf die Mutigen im Dritten Reich zu lenken. Völlig überwältigt sitze ich am Ende in meinem Kinosessel – berührt von all der Menschlichkeit, die es vereinzelt abseits der Linientreue doch noch gab. Weiterlesen »

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4. November 2020

Heimat: “Ein Abend mit Luise Wiedmann”

Luise Winter I Karlsruhe

Das ist Luise Wiedmann.

Luise Wiedmann hat ein Kinderbuch geschrieben

Die Geschichte über den „Krokodilsgeburtstag“ entstand im Zug – auf der Strecke zwischen Berlin und Stuttgart. „Plötzlich war die Idee da“, erinnert sich Autorin Luise Wiedmann (Winter). Von Anfang bis Ende. Zum Glück hatte die 28-Jährige etwas zum Schreiben dabei. Schnell notierte sie sich die Gedanken, hielt sie auf Papier fest.

In Stuttgart angekommen, gab Luise die aufgeschriebenen Sätze ihrer Freundin Stephanie Gustai, einer Illustratorin. Gemeinsam feilten sie noch ein wenig an der Geschichte, aber nur ein wenig, Luises Grundgedanken blieben. Stephanie Gustai setzte sich an den Schreibtisch und zeichnete die passenden Bilder. Farbenfroh und eindrucksvoll sind sie geworden. Der Jaja-Verlag war begeistert – seit Oktober gibt es das Kinderbuch zu kaufen.
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31. August 2020

Heimat: “Ein Nachmittag mit Florian Vitez und Dominik Willisch von ,Reposit Entertainment'”

Reposit Entertainment

Das sind Florian (links) und Dominik. Credit: Christian Metzler

Liebe zur Musik: Reposit Entertainment

Der Funke sprang bei Le Grand uff Zaque über. Bei dem allerersten Konzert der Band kreuzten sich die Wege von Dominik Willisch und Florian Vitez. „Es war das Sommerfest an der Musikhochschule Karlsruhe im Jahr 2009“, erinnert sich Florian. Während er für die Organisation mitverantwortlich war, sorgte Dominik für die Veranstaltungstechnik. „Wir kamen ins Gespräch, bemerkten schnell, dass die Chemie stimmt und wir viele Dinge sehr ähnlich sehen.“

Aus dieser ersten Sympathie wurde schnell Verbindliches. Nur ein Jahr später gründeten sie das Musiklabel „Reposit Records“, 2014 erweiterten sie es zu „Reposit Entertaiment“. Das heißt: Die beiden 29-Jährigen bieten außer einem Plattenlabel nun auch noch Management-Dienstleistungen, Booking und Publishing an. Acht Künstler haben sie derzeit unter Vertrag. Darunter die Band „Otto Normal“ und den Pianisten Mark Moody. Weiterlesen »

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2. August 2020

Flimmerkasten: “Taxi Teheran”




Goldener Bär für Taxi Teheran

Die zwölfjährige Hana quasselt ohne Unterbrechung. Sie soll für die Schule einen Film drehen. Aber ganz schön viele Regeln gibt es zu beachten: Mann und Frau dürfen sich nicht berühren. Die Guten dürfen keine Krawatten tragen und das Thema sollte weder politischer noch wirtschaftlicher Natur sein. Hana erzählt dies dem iranischen Regisseur Jafar Panahi. Er ist ihr Onkel und holt sie an diesem Tag mit einem alten Taxi von der Schule ab. „Mit so einer Schrottkarre kommst du mich abholen? Ich hab allen in der Schule erzählt, dass mein Onkel Regisseur ist, und dann kommst du mit so was hier an?“, echauffiert sie sich mit ihrer hohen Mädchenstimme. Jafar Panahi bleibt gelassen und fährt los.

Hana ist nur eine von mehreren Fahrgästen, die an diesem Tag in seinem Taxi Platz nehmen. Wie ein Dokumentarfilm kommt „Taxi Teheran“ daher – ist es aber nicht. Jafar Panahi hat ein  wunderbares Werk geschaffen, das einen Einblick in das derzeitige Leben in Irans Hauptstadt gibt – intelligent, nachdenklich und an vielen Stellen außerordentlich komisch. Verdient hat er bereits den Goldenen Bären gewonnen. Da er offiziell aber 20 Jahre Berufsverbot hat und sich kaum in der Öffentlichkeit zeigt, kam Hana in Berlin auf die Bühne und nahm den Preis entgegen.  Weiterlesen »

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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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