Fernweh: “Sommerliches Sevilla”
48 Stunden in Sevilla
Überall Blumen und ein klimatisierter Empfangsbereich: Es ist eine kleine Oase, in die ich am späten Nachmittag in Sevilla stolpere. 37 Grad hat es draußen, die Sonne brennt vom Himmel und ich bin froh, mit meinem Koffer in der Pension Lisdos zu stehen. Sevilla ist der zweite Stopp meiner kleinen Spanientour. Nach den angenehmen Temperaturen in Cádiz ist die Hitze nun eine große Umstellung – das Meer und der Wind fehlen mir.
In der neuen Unterkunft fühle ich mich sofort wohl. In dem mehrstöckigen Gebäude sind auf dem Boden und an den Wänden überall bunte Keramikfliesen zu entdecken, die Azulejos, die es auch in Portugal so oft gibt. Ein Einzelzimmer habe ich mir dort gebucht. Es ist ein Schnäppchen. Für zwei Übernachtungen bezahle ich 43 Euro – es ist alles sauber, das Zimmer hat eine Klimaanlage und ich bin mitten in der Stadt. Perfekt.
Mein Plan für die nächsten 48 Stunden: Eine geführte Stadttour zu Fuß und der Besuch des mittelalterlichen Königpalasts, des Alcázars. Auf die Stierkampfarena verzichte ich – ganz bewusst.
Flamenco ist überall
Schon bei meiner Erkundungstour wird mir klar: Sevilla ist voll mit prachtvollen Gebäuden. Die architektonischen Einflüsse der Mauren sind überall spürbar und auch der Flamenco blitzt an vielen Stellen hervor.
Tolle Innenhöfe
In der Innenstadt von Sevilla gibt es unzählige kleine Gassen, aber auch wunderschöne Innenhöfe, die voller Bäume und Blumen sind. Nachdem ich in Cádiz entspannt und ohne Plan durch die Straßen gelaufen bin, ist es in Sevilla nun anders: Dort möchte ich bewusst zu den Sehenswürdigkeiten – und auch mehr zu ihrer Geschichte erfahren.
Metropol Parasol
Es ist die größte Holzkonstruktion der Welt: Zum Metropol Parasol schaffe ich es gleich an meinem Ankunftstag. Das 150 Meter lange, 70 Meter breite und 26 Meter hohe Bauwerk entstand zwischen 2005 und 2011 auf dem Plaza de la Encarnación. Früher hatte an dieser Stelle zunächst ein Kloster und dann eine Markthalle gestanden.
Dieses moderne Wahrzeichen der Stadt spendet mir an diesem heißen Tag wohltuenden Schatten, ein wirklich perfektes Sonnendach.
Puente de Isabel II
Als es langsam dunkel wird, laufe ich zur Brücke „Puente de Isabel II“. Sie führt über den Fluss Guadalquivir und ist die älteste eiserne Brücke Spaniens. Als ich dort ankomme, leuchten zig kleine Lichter. An der Flußpromenade sitzen viele Menschen mit Getränken, Pärchen gehen dort Hand in Hand spazieren. Wer über die Brücke geht, kommt zum Stadtteil Triana. Dorthin schaffe ich es aber an diesem Abend nicht mehr.
Stadtrundgang durch Sevilla
Um 11 Uhr startet am nächsten Tag in der Altstadt eine Walking-Free-Tour. Das Gute an diesen Touren: Es sind viele Alleinreisende unter den Teilnehmern und dadurch komme ich schnell in Kontakt mit anderen Reisenden. Mit einer Frau aus Australien und einem Herrn aus England beispielsweise.
Bereits um 11 Uhr hat es erneut mehr als 30 Grad. Eine Reise Ende August nach Sevilla kann ich deshalb nur eingeschränkt empfehlen. Es ist einfach zu heiß, um den gesamten Tag durch die Stadt zu laufen.
Insgesamt drei Stunden lang geht die Tour. Unser Guide erzählt uns in dieser Zeit viel über den Flamenco. Der emotionale Tanz, der eng mit der Region Andalusien verknüpft ist, wurde im 19. Jahrhundert in den sogenannten „cafés cantantes“ getanzt. 1885 öffnete das erste davon in Sevilla.
Noch heute ist möglich, jeden Abend die unterschiedlichsten Aufführungen zu sehen. Da ich insgesamt so wenig Zeit in Sevilla habe, schaffe ich das leider nicht mehr.
Die Kathedrale von Sevilla
Einen längeren Stopp machen wir an der Kathedrale von Sevilla – der größten gotischen Kathedrale der Welt. Sie ist auch bekannt als „Catedral de Santa Maria de la Sede“ und nach dem Petersdom in Rom und der St. Pauls’s Cathedral in London die drittgrößte christliche Kirche überhaupt. Ursprünglich war sie jedoch eine Moschee und wurde erst ab 1248 zur Kathedrale umgebaut. In ihrem Inneren ist seit 1902 auch das Grab von Christoph Kolumbus.
Überreste von der Moschee: die Giralda
Ein besonderer Teil der Kirche ist die Giralda. Dieses ursprüngliche Minerett ist noch ein Überbleibsel der alten Moschee und dient heute als Kathedralenturm. Auf der Spitze der Kathedrale befindet sich die Skulptur Giradillo. Sie soll ein Symbol für den Triumph der Christen über den muslimischen Glauben darstellen.
Nach dem Stopp an der Kathedrale laufen wir weiter zum Marisa Luisa Park und zum Plaza de España, der direkt daneben liegt. Dort angekommen, staune ich. Diesen Platz finde ich zauberhaft.
Plaza de España
Ein Kanal mit schimmerndem Wasser, vier Brücken, die darüber führen, und ein großer Turm: Der Plaza de España wurde im Jahr 1929 errichtet. Anlass war, dass Sevilla die Iberoamerikanische Ausstellung veranstaltete. Es entstand eine prächtige Kombination aus roten Backsteinen und bunten Keramikfliesen.
Gestaltet ist der Platz in Form eines Halbkreises. Dadurch soll eine Umarmung Spaniens mit den einstigen Kolonien symbolisiert werden. Im großen Gebäude hat heute die andalusische Regierung ihren Sitz. Auch ein Theatersaal gibt es im Innenbereich. Berühmtheit erlangte der Plaza de España als Drehort der Episode II der Stars-Wars-Saga.
Barrio Santa Cruz
Am Abend entscheide ich mich für ein Abendessen im jüdischen Viertel von Sevilla. Es ist der Stadtteil, in dem auch die Kathedrale liegt. Dort gibt es viele kleine Gassen, süße Läden und tolle Restaurants – ein wahres Labyrinth, bei dem an jeder Abzweigung eine nette Überraschung wartet. Ein Bummel dort lohnt sich auf jeden Fall.
Alcázar
Auch der Königspalast Alcázar liegt im Stadtteil Santa Cruz. Dort verbringe ich meinen letzten Tag in Sevilla. Es ist ratsam, sich für diese bekannteste Sehenswürdigkeit Sevillas einen halben Tag einzuplanen – das Gelände ist weitläufig und superschön.
Der Alcázar gehört zu den Bauwerken des sogenannten Mudéjar-Stils. Der Baustil setzt sich aus maurischen und christlichen Elementen zusammen. In dem Königspalast wohnen auch heute noch der spanische König und seine Familie, wenn sie auf Reisen in Sevilla sind.
Auf dem riesigen Anwesen gibt es Wasserfälle, ein riesiger Garten, Säle, Säulen und der zauberhafte Mädchenhof, der Patio de las Doncellas. Dort sind Marmorsäulen zu bestaunen, die verschiedensten Azulejos, kleine Bäumchen und ein längliches Wasserbecken glitzert in der Mitte (Foto ganz oben). Wunderschön.
Obwohl ich lediglich 48 Stunden in Sevilla Zeit habe, fühle ich mich so erfüllt, als ich am späten Nachmittag zum Flughafen fahre. Das entspannte Cádiz mit Strand und Meer sowie das imposante Sevilla waren eine perfekte Kombination. Vor allem Sevilla hat mich mit seinen wunderschönen Gebäuden sehr überrascht. Einen Kurztrip dorthin kann ich sehr empfehlen – sogar für länger als 48 Stunden. Dann ist auch genug Platz für den Flamenco.
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