12. August 2020

Fernweh: “Chilliges Cádiz”

Cadiz

Sonne, Strand & Cafés in Cádiz

Als am 26. August um 23.59 Uhr die Uhr umspringt, der Tag wechselt, sitze ich auf meinem Bett in der Airbnb-Unterkunft in Cádiz, ein Buch von Joachim Meyerhoff in der Hand und ein Glas Rotwein auf dem verschnörkelten Nachttisch neben mir. Ein gemeinsames Anstoßen um Mitternacht mit Freunden fällt in diesem Jahr aus, es ist ganz ruhig um mich herum. Nur die Klimaanlage brummt leise vor sich hin. Happy Birthday, sage ich zu mir selbst. Noch nicht wissend, welche vielen Überraschungen das nächste Jahr mit sich bringen wird.

Cádiz und Sevilla, eine Woche Spanien nur mit mir alleine. Es war eine spontane Entscheidung, die ich drei Wochen vor meinem Geburtstag getroffen hatte. An einem Montagabend überfiel mich die Idee kurz nach Mitternacht im Halbschlaf. Lesen, Spaziergänge am Strand und Texte schreiben in kleinen Cafés in Spanien. Es klang verlockend.

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“Sorry, ich muss mal kurz aussteigen”

Ich machte das Licht wieder an, klappte den Laptop auf, checkte Airbnb-Unterkünfte sowie Flugverbindungen nach Spanien – und buchte noch in derselben Nacht. Meine Geburtstagsparty-Veranstaltung löschte ich danach auf Facebook: „Sorry Leute“, schrieb ich nur. „Manchmal dreht sich die Welt so schnell, ich muss mal kurz aussteigen.“

Mein genauer Plan: Vier Tage Cádiz und drei Tage Sevilla. Da es in Cádiz keinen Flughafen gibt, entscheide ich mich in dieser Nacht, in Sevilla zu landen, wieder abzufliegen und mit dem Zug von dort nach Cádiz zu fahren. Drei Wochen später läuft alles nach Plan. Innerhalb von nur einer Stunde und 40 Minuten komme ich problemlos nach Cádiz. Ich bin gespannt, was die nächsten sieben Tage mit sich bringen.

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Plaza de San Juan de Dios

Kaum bin ich in Cádiz angekommen, stolpere ich bereits nach wenigen Minuten über den ersten hübschen Ort: über den Plaza de San Juan de Dios. Meine Unterkunft liegt nur wenige hundert Meter davon entfernt. Es ist ein herrlicher Empfang. Wasserspiele glitzern im Sonnenschein, große Statuen und Palmen ragen in die Höhe, außerdem ist dort der imposante Uhrturm des Rathauses.

Überall auf dem Platz stehen kleine Bänke. Dort sitze ich in den nächsten Tagen oft mit meinem Buch und lese oder beobachte das muntere Treiben – ältere Einheimische, die langsam gehend ihre Einkaufstüten vom Supermarkt nach Hause tragen, Kinder, die sich in den Wasserfontänen abkühlen und Paare, die in Cafés sitzen und am späten Nachmittag ein Bier trinken.

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Meine Airbnb-Unterkunft befindet sich in einer kleinen Gasse in der Altstadt. Es ist eine große Wohnung, in der verschiedene Zimmer vermietet sind. Den großen Gemeinschaftsraum, die Küche und das Bad teile ich mir mit den anderen Bewohnern. Der Preis ist unschlagbar. 21 Euro bezahle ich für eine Übernachtung.

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Generell ist es in Cádiz sehr günstig. In Cafés frühstücke ich für weniger als fünf Euro, ein Abendessen ist mit Bier für zehn Euro möglich. Und das Beste: Meistens sitze ich zwischen Einheimischen. Die großen Touristenmassen bleiben in Cádiz aus. Obwohl an manchen Tagen Kreuzfahrtschiffe anlegen, entsteht in den kleinen Gässchen nie ein unangenehmes Gedränge. Irgendwie scheinen sich die Einheimischen und Touristen wie ferngesteuert perfekt über die Stadt zu verteilen.

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Was für ein Licht!

Cádiz lässt sich hervorragend zu Fuß erkunden. Oft laufe ich ohne Plan durch die Stadt. Biege mal links oder mal rechts ab, schaue spontan, wo ich lande. Da die spanische Hafenstadt am Meer liegt, weht immer ein leichter Wind, die Temperaturen liegen zwischen 28 und 30 Tage. Das ist perfekt. Schon an meinem ersten Abend stelle ich bei einem Spaziergang Richtung Meer außerdem fest: Das Licht in Cádiz ist besonders – vor allem die Sonnenuntergänge. Die Häuserfassaden werden zunächst warm von den Strahlen erleuchtet. Später leuchtet der Himmel lila. Ein wunderbarer Anblick.

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Café Levante

Meinen Tag starte ich meistens im Café Levante. Es liegt in der Calle de Rosario 35 in der Altstadt – und ist drinnen sowohl klein als auch gemütlich. Vor dem Café stehen wenige Tische, die meistens schnell belegt sind. Bedient werde ich von hippen Einheimischen. Auf der Karte stehen alle typischen Dinge, die ein spanisches Frühstück ausmachen: Milchkaffee, Croissant mit Schinken und/oder Käse überbacken, Toast, geröstetes Brot mit Tomate und ein Orangensaft. Auch hausgemachten Kuchen bietet das Café an. Am Abend gibt es dort außerdem leckere Drinks – die Gäste verteilen sich direkt vor dem Café auf der Straße. Es ist eine total nette und entspannte Stimmung.

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La Vaca Atada

Ein bisschen trubeliger und hektischer geht es im La Vaca Atada zu. Das Café in der Calle Nueva 1D ist ein Treffpunkt für alle, die gerne vegane, vegetarische und Bio-Produkte mögen. Es gibt leckere Wraps, Quiches, Müsli, aber auch spanische Klassiker wie mit Fleisch gefüllte Empanadas.

Der Vorteil am La Vaca Atada: Es bietet den gesamten Tag über einfache warme Gerichte wie überbackene Nachos an. Da in Cádiz die meisten Restaurants über den Nachmittag und frühen Abend hinweg geschlossen haben und es erst wieder ab 21 Uhr etwas zu essen gibt, bin ich an manchen Tagen froh, im La Vaca Atada auch vorher etwas zu bekommen.

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Die Kathedrale von Cádiz

Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass ich in Cádiz kaum bewusst Sehenswürdigkeiten angeschaut habe. Vielmehr verbringe ich dort meine Zeit damit, mich jeden Morgen treiben zu lassen und zu schauen, wo ich lande. Oft komme ich dabei aber automatisch an der Kathedrale von Cádiz vorbei. Durch ihre goldene Kuppel ist sie bereits von vielen Ecken in der Stadt zu sehen.

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Direkt vor der Kathedrale ist ein großer Platz mit Cafés und Eisdielen. Dort sitze ich oft, schreibe, lese und beobachtete die Musiker sowie Akrobaten, die mal mit mehr und mal mit weniger Talent dort auftreten. Oft laufe ich von dort den Weg hoch zum Meer – vorbei an einem bunt leuchtenden Kinderkarussell.

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La Caleta Strand

Auch wenn Cádiz eher unaufgeregt und entspannt ist, herrschte dort schon richtiger Hollywood-Glamour. Der Grund: Dreharbeiten für den James-Bond-Film „Stirb an einem anderen Tag“. Über die Szene, in der Halle Berry in ihrem Bikini aus dem Meer kommt und zum Caleta Strand läuft, wurde oft berichtet.

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Ich bin auch großer Fan von diesem Strand-Abschnitt, der zwischen zwei Festungen liegt. Das Tolle: Es gibt ein riesiges weißes Badehaus, das Schatten bietet. Auf der rechten Seite schippern außerdem blaue, rote und gelbe Fischerboote auf dem Meer, direkt neben der Castillo de Santa Catalina, der San Sebastian Burg.

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Castillo de Santa Catalina

Die Burg stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist kostenfrei zugänglich. An dem Tag, an dem ich sie erkunde, ist im Innenhof ein kleiner Kunsthandwerkermarkt. Selbstgemalte Bilder und Schmuck gibt es dort zu kaufen. Ich schlendere kurze Zeit über das Burggelände – genieße den Ausblick auf das Meer und auf den Strandabschnitt La Caleta. Dann zieht es mich zurück zum Wasser. Ein netter, aber keineswegs spektakulärer Ausflug.

Festung Castillo San Sebastián

Am Strand sehe ich, dass auf der linken Seite viele Menschen auf einer schmalen Promenade zu einer kleinen Felseninsel laufen: zur Festung Castillo San Sebastián. Sie ist unter anderem ausgestattet mit einem Leuchtturm und einem alten Gefängnis. Die Festung war ebenfalls Kulisse für den James-Bond-Film mit Halle Berry. Eigentlich möchte ich dort auch hingehen, erfahre aber gerade noch rechtzeitig, dass die Festung in diesem Jahr gesperrt ist, die Besucher müssen alle an einem bestimmten Punkt auf der langen Promenade wieder umdrehen. Ich verzichte deshalb und bleibe auf meinem Handtuch am Strand sitzen und genieße dort den Sonnenuntergang.

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La Clandestina Libreria Café

Am frühen Abend verbringe meine Zeit oft im La Clandestina Libreria Café – einer Kombination aus Buchladen und Café. Die Stimmung dort ist toll. Ich sitze an einem kleinen Tisch, schreibe oder lese, während überall um mich herum Bücher stehen und entspannte Menschen herumwuseln. Der Kaffee dort ist nur so stark – zu stark für mich. Wer grundsätzlich aber gerne Koffein-Bomben mag, ist dort genau richtig.

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Sevilla wartet

Vier Tage in Cádiz gehen unglaublich schnell vorbei. Kaum habe ich mich zurecht gefunden, heißt es: Kofferpacken. Sevilla wartet – und 38 Grad ohne Meer. Ich bin gespannt, was dort auf mich zukommt.

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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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