Karlsruhe: “Ein Nachmittag bei Kevin Qiu und seinen Pflanzen”
Karlsruhe: Kevins Qius grüne Haustiere
Wer in Kevins Einzimmerwohnung in der Karlsruher Weststadt steht, sieht Grün, viel Grün. An der Wand, auf Regalen und Kommoden: Mehr als 200 Pflanzen hat der 23-jährige Elektrotechnik-Student auf 31 Quadratmetern verteilt. Eine Geigenfeige mit gewellten Blättern gehört zu seinen grünen Mitbewohnern, ein Baumfreund (Philodendron) mit herzförmigen Blättern ebenfalls und eine panschierte Monstera gesellt sich außerdem dazu.
Auch Kevins Klavier und sein Bett sind umzingelt von seinen grünen Haustieren. Auf seinem kleinen Balkon hat er noch weitere Pflanzen stehen. Regentropfen prasseln an diesem grauen Samstag wie wild auf sie.
Der Student des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) hat sich einen botanischen Garten in Miniaturformat geschaffen. Das Interesse daran ist groß: Mit seinem Instagram-Account „Kevinsgreenpets“ hat er mehr als 23.500 Abonnenten, die Tendenz ist weiter steigend.
Spontan-Kauf bei Ikea
„Meine erste eigene Pflanze war eine Friedenslilie“, erinnert er sich. Die typische Zimmerpflanze kaufte er sich, als er 2016 in seine erste eigene Wohnung zog. Bei einem Ikea-Besuch hatte er sie kurz vor der Kasse noch gesehen, in die Hand genommen und in seinen Einkaufswagen geladen. „Ein reiner Spontan-Kauf“, erzählt der Student mir heute und lacht.
Zurück in seiner Wohnung tauchten die ersten Fragen auf: Wie oft muss ich sie gießen? Braucht sie viel Licht? Der Student setzte sich an seinen Computer, klickte sich durchs Netz, fand Antworten. Sein Interesse war geweckt. Kurze Zeit später marschierte er in einen Gartencenter, kaufte weitere Pflanzen. In Fachbüchern machte er sich schlau und entdeckte schnell seine Leidenschaft für die grünen Geschöpfe. Allein in seinem Terrarium wachsen heute 50 verschiedene Arten munter vor sich hin.
Analytisch & strukturiert
Aufgewachsen ist Kevin in der Nähe von Stuttgart, in einem Haus samt Garten. „Meine Mutter hatte auch schon immer Pflanzen gehabt – das hat mich unterbewusst wohl geprägt“, vermutet der 23-Jährige. Mit ihr tauscht er sich auch heute noch gerne über sein grünes Hobby aus – sowie mit Gleichgesinnten aus Karlsruhe und via Instagram aus der ganzen Welt.
Welcher Pflanze tut was gut? Wann ist ein Selbstbewässerungstopf notwendig und mit welcher Erde muss welche Sorte umgetopft werden? „Ich gehe immer sehr strukturiert und analytisch vor, versuche mein Vorgehen zu optimieren – wie auch in meinem Ingenieursstudium“, betont Kevin.
Ein Herz für die Mistelfeige
Zu seinen Lieblingen gehört die Mistelfeige, nach ihr suchte er zwei Jahre lang. „Ich hatte sie im Internet gesehen und fand besonders ihre goldenen Punkte auf den Blättern schön“, erklärt er und zeigt sie mir. Außerdem gehören Orchideen zu seinen Favoriten. „Sie sind einfach anders“, sagt er und erläutert: Orchideen wachsen auf Bäumen und ihre Wurzeln schlengeln sich an der Rinde entlang. Das ist auch der Grund, warum sie später noch Luft in ihrem Übertopf brauchen. Außerdem gehört die Orchidee zu den artenreichsten Pflanzengattungen, weiß der Experte.
Mehr als 23.000 Follower auf Instagram
Als Kevin vor wenigen Jahren die ersten Fotos von seinen Pflanzen auf Instagram veröffentlichte, ahnte er nicht, wie groß das Interesse daran sein könnte. Mit jedem Bild, das er von seinen Zöglingen online stellte, wuchs die Zahl der Follower – und liegt heute bei mehr als 23.500. „Damit hatte ich nie gerechnet“, erzählt er mir.
Das Tolle daran: Kevin konnte sich über Instagram ein weltweites Netzwerk mit Gleichgesinnten aufbauen, bekam dadurch vor Kurzem eine Führung durch den botanischen Garten in London – eine spannende Erfahrung für den KIT-Studenten.
Pflanzenbörse bei Unser Onkel am Gutenbergplatz
Um sich mit Gleichgesinnten austauschen zu können, ist Kevin auch am kommenden Samstag, 11. Mai, 10 bis 16 Uhr, bei der Pflanzenbörse bei Unser Onkel. Dort hat er Setzlinge dabei, die er gegen andere Arten tauscht. Auch für mich hat er an diesem Samstag ein Geschenk: eine Swedish Ivy. Noch ist sie klein, anfällig, braucht viel Wasser und Licht. Ich hoffe, ich halte Kevins grünes Haustier am Leben. „Wenn nicht, sag Bescheid“, sagt er zu mir am Schluss. „Ich habe noch genügend Nachschub hier.“
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