13. April 2023

Karlsruhe: “Ein Besuch bei PAW”

PAW Galerie Karlsruhe
Credit: Lukas Giesler

Neues Leben in der “Laube”: Malte Pawelczyk hat in der Karlsruher Südstadt eine Galerie eröffnet

Das Netz des Fußballtores ist im Hintergrund schemenhaft zu erkennen. Der rechte Pfosten und die Querlatte bilden einen klaren Rahmen. Ansonsten herrscht auf der Arbeit von Ulrich Okujeni Anarchie. Der Torwart scheint in alle möglichen Richtungen gleichzeitig zu springen. Ist es sein Kopf oder der Ball, der gegen den Pfosten prallt? Auch im Tor haben sich mehrere Gliedmaßen breit gemacht. Wehren die vielen Arme und Beine die Gefahr des Gegners ab?  

Abstraktes trifft auf Gegenständliches, Comic-Elemente auf Stillleben: Die Werke von Ulrich Okujeni sind voller Dynamik und Farbenfreude. Das oben beschriebene Bild stammt aus dem Jahr 2020, ist ohne Titel und mit Öl sowie Dispersionsfarbe entstanden.

Zu sehen ist es derzeit in der Galerie PAW die Anfang März in der Karlsruher Südstadt eröffnet hat. Konkret: In den ehemaligen Räumen des Projektraums „Laube“.  Noch bis zum 21. April läuft dort die erste Ausstellung „VOL 1“. Neben Bildern von Ulrich Okujeni sind Arbeiten von Johanna Wagner, Nino Maaskola, Miriam Schmitz und Stefan Jeske zu sehen.

Malte Pawelczyk
Das ist Malte.

Großes Netzwerk aufgebaut

Hinter der Galerie steht Malte Pawelczyk. Seit vielen Jahren kreuzen sich unsere Wege immer wieder – vor allem bei Projekten des interdisziplinären Vereins „Die Anst“. Dort ist er Mitglied und hat sich intern auf die Organisationsbereiche Veranstaltungen und Kunst spezialisiert. 

Allein seit 2018 hat Malte etwa 20 Ausstellungen in der Fächerstadt kuratiert, trotz der Einschränkungen, die die Corona-Pandemie mit sich brachte. Unter anderem im Projektraum „ßpace“, bei der „Dampfßchreinerei“ oder auch beim Künstlerkollektiv Nordbecken am Rheinhafen. Nun wagt er den Sprung in die Selbstständigkeit – mit einer ganz klassischen Galerie. 

„Hinter der Entscheidung, mein eigenes Ding zu machen, steckt ein längerer Prozess“, erzählt mir Malte bei unserem Treffen. Durch die Organisation verschiedener Ausstellungen sei sein Netzwerk in der Kunstszene stetig größer geworden. Zudem sammelte er als Mitarbeiter einer renommierten Galerie im Karlsruher Südwesten wichtige Erfahrungen mit den typischen Abläufen auf dem Kunstmarkt. 

Raum in der Schützenstraße ist ein Glücksfall

Immer wieder schaute er sich deshalb um, ob es in der Fächerstadt eine geeignete Immobilie gibt. Als er erfuhr, dass die zwei Betreiber*innen der „Laube“ aufhören, ergriff er die Gelegenheit. „Das ist ein Glücksfall“, sagt Malte. Seit dem 1. März hat er die Schlüssel für den Raum mitten in der Karlsruher Südstadt und machte kleinere Renovierungsarbeiten mit Freund*innen. „Wir haben unter anderem die Lichtsituation optimiert, eine zusätzliche Wand eingezogen und die anderen Wände neu verputzt”“, beschreibt der Galerist.

Der Start ist gelungen. Zur Eröffnung Anfang März kamen mehr als hundert Besucher, schauten sich die Werke an und tauschten sich aus. „Es hat mich sehr gefreut, dass das Interesse so groß war“, sagt der Malte.

Große Vertrauensbasis mit den Künstler*innen

Er selbst studierte zunächst Anglistik und Musikwissenschaft in Düsseldorf. Dort machte er auch seinen Bachelor. „Schon in Düsseldorf war ich viel in der Kunstszene unterwegs und habe zahlreiche Ausstellungen besucht“, erinnert er sich. In Karlsruhe verstärkte sich dieses Interesse weiter. „Während meines Volontariats an der Hochschule für Gestaltung (HfG) besuchte ich viele kunstwissenschaftliche Veranstaltungen“, erinnert er sich. Außerdem erkundete er die verschiedenen Projekträume – wie das V8. 

Mit den Künstler*innen, die nun fest in seiner Galerie vertreten sind, hat er in der Vergangenheit bereits öfter zusammengearbeitet, eine Vertrauensbasis ist da. Alle fünf Artists leben in Karlsruhe und haben hier studiert. In den nächsten Monaten wird es von allen Einzelausstellungen geben. „Im Laufe der Zeit möchte ich außerdem Gruppenausstellungen veranstalten, bei denen Künstler*innen aus ganz Deutschland vertreten sind“, sagt Malte. 

Ulrich Okujeni I PAW Galerie Karlsruhe
Ulrich Okujeni
o.T., 2019
Tusche und Buntstift auf Büttenpapier
47 x 34,5 cm
Credit: Lukas Giesler

Breites Spektrum an Positionen

Ihm ist es wichtig, ein breites Spektrum an Positionen zu zeigen. Der Maler Stefan Jeske hat im Gegensatz zu Ulrich Okujeni eine sehr klare Bildsprache. Alles wirkt aufgeräumt. Die Symbole sind oft einfach: Palmen, Pistolen, Werkzeuge. Auch Schriftzüge zieren seine Bilder, lassen eine Kommunikation entstehen. „From unkown to unkown“ steht beispielsweise auf einer Arbeit, die derzeit in der Galerie zu sehen ist. Durch die besondere Farbwelt und grafischen Elemente entstehen magische Orte, die eine besondere Spannung erzeugen und verschiedene Interpretationen zulassen. 

PAW Galerie
Credit: Lukas Giesler

Fotografie, Performance, Malerei, Musik, Keramik und Film: Johanna Wagner wird ebenfalls von PAW vertreten. Die Künstlerin ist vielseitig aufgestellt. Häufig steht der menschliche Körper im Mittelpunkt ihrer Arbeiten. Für ihre Werke verwendet sie die unterschiedlichsten Materialien – von Baustoffen über Ton bis hin zu Mehl, Streuobst und Zuckerstreuseln.

PAW Galerie I Johanna Wagner
Credit: Lukas Giesler

Eine weitere Künstlerin, mit der Malte nun fest zusammenarbeitet, ist Miriam Schmitz. Sie bringt bei ihren Plastiken Elemente aus Musik, Poesie und Mode zusammen. Diese verschiedenen Bereiche interagieren oft miteinander. Die Plastiken erinnern an Mobiliar und Innenausstattung. Gegenstände für den Körper werden zu Skulpturen.

PAW Galerie I Miriam Schmitz

Auch Nino Maaskola gehört zum Portfolio der Galerie. Der Bildhauer arbeitet mit verschiedenen Materialien wie Stein, Holz, Metall und Erde. Nino Maaskola verwendet verschiedene Techniken, um seine Skulpturen zu schaffen. Er schmilzt, gießt oder bricht die Materialien. Dadurch werden die ursprünglichen Eigenschaften häufig wieder sichtbar.

PAW Galerie I Nino Maaskola
Nino Maaskola
Messingsplitt mit Nest 1, 2023
Messing, Aluminium
15 x 15 x 7 cm
Credit: Lukas Giesler

Solo-Ausstellung von Stefan Jeske startet am 28. April

Wer eine Auswahl der Werke von allen fünf Künstler*innen vereint sehen möchte, hat nun noch einige Tage Gelegenheit dazu. Am Freitag, 21. April, ist die Finissage von „VOL 1“. Bereits kurze Zeit später beginnt die Soloausstellung von Stefan Jeske. Die Vernissage dazu findet am 28. April statt.

Öffnungszeiten von PAW: 

Montag: 14 bis 18 Uhr

Donnerstag 11 bis 14 Uhr

und nach Vereinbarung – wer Interesse hat, kann gerne eine Email schreiben an: info@pawgallery.de

Adresse von PAW

Schützenstraße 37

76137 Karlsruhe

Weitere Infos: www.pawgallery.de

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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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