17. Juli 2023

Reisen: Ligurien – Cinque Terre, Portofino & Co.

Ligurien
Portofino

Urlaub in Ligurien: eine Reise mit Komplikationen

Was für ein Timing. Die Reise nach Ligurien beginnt mit einem positiven Schwangerschaftstest. Völlig perplex sitze ich an diesem Freitag im April um 7 Uhr morgens in meinem Badezimmer. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich nicht mehr damit gerechnet, dass auf dem kleinen Display des Tests zwei Streifen erscheinen würden. Seit zwei Wochen war ich überfällig, aber zwei Tests waren negativ. Nun hatte ich also keine Hoffnung mehr, dass ein solches Ergebnis erscheinen könnte. 

Jetzt die Überraschung: Ich bin schwanger. Verrückt. 

Eine Unterkunft in den Tigullio Rocks

Noch verschlafen wecke ich meinen Freund und erzähle es ihm völlig verwirrt. Viel Zeit zum Reden und Freuen bleibt uns nicht. Schon um 8.15 Uhr muss ich mit dem Mietwagen los, um meine Reisebegleiterin vom Bahnhof abzuholen. In meinem Kopf überschlagen sich die Gedanken, aber sie zu ordnen ist in diesem Moment völlig unmöglich. Ich gehe erst einmal duschen.

Auf den Urlaub in Ligurien freue ich mich schon seit Wochen. Acht Tage wollen wir in San’t Andrea di Roverto in der Nähe von Portofino und den Cinque Terre verbringen. Dafür haben wir eine traumhafte Airbnb-Unterkunft in den Tigullio Rocks mit direktem Blick aufs Wasser und Strandzugang per Seilbahn gefunden. Außerdem wollen wir auf dem Rückweg noch am Lago Maggiore und an einem kleinen See in der Schweiz Halt machen. Unsere To-do-Liste ist also lang.

Nach Italien kommen wir mit einem Mietwagen, den wir bei Stadtmobil in Karlsruhe gebucht haben. Unsere Route führt uns durch die Schweiz und am Comer See entlang. Es ist an vielen Stellen eine traumhafte Strecke. Mit einigen Staus und Stopps brauchen wir am Ende knapp elf Stunden bis zu unserer Unterkunft – und stellen fest, dass wir unser Auto nicht direkt dort parken können.

Tigullio Rocks
Tigullio Rocks
Ligurien

Wir müssen noch etwa zehn Minuten zu Fuß gehen, um zu unserem Apartment in den Steinhängen zu gelangen. Der Abstieg ist kein Problem. Es geht steil hinunter. Nur der Aufstieg ist eine kleine Fitnessübung. Eine Teilstrecke können wir zwar mit einer gläsernen Bergbahn zurücklegen. Doch die Fahrt ist immer mit einem Risiko verbunden. Sie öffnet die Tür keineswegs zuverlässig, wie ich einige Tage später selbst erfahren werde. 

Abendessen in der Piazetta Pescatori in Chiavari

Bei der An- und Abreise werden wir freundlicherweise von unserem Gastgeber Giancarlo mit einem kleinen Elektromobil gefahren, damit wir unsere Koffer nicht so weit schleppen müssen. Das ist eine große Erleichterung, denn wir sind platt. 

Piazetta Pescatori Chiavari

Für das Abendessen an unserem ersten Tag empfiehlt er uns Restaurants in der Nähe. Der ältere Herr legt uns unter anderem die Piazetta Pescatori in der nächst gelegenen Stadt Chiavari ans Herz. Die Auswahl der Pizzen dort ist groß. Eine Offenbarung sind sie aber nicht. Eher solides Essen – und sowohl der Aperol Spritz als auch der Rotwein fallen nun in diesem Urlaub für mich weg.

Ein Tag in Sestri Levante 

Für unseren ersten ganzen Tag in Ligurien haben wir uns entschieden, nach Sestri Levante zu fahren. Mit dem Auto ist der kleine Küstenort nur 30 Minuten entfernt. Dass wir ausgerechnet dort starten, verdanken wir dem Tipp eines Freundes, der sich in der Region bestens auskennt. 

Sestri Levante
Sestri Levante
Sestri Levante Baia del Silenzio
Baia del Silenzio I Sestri Levante
Baia del Silenzio I Sestri Levante

Es ist eine gute Entscheidung. Wir parken das Auto etwas außerhalb des Zentrums der malerischen Altstadt. Dort gibt es viele bunte Häuser, kleine Gassen, Restaurants, Cafés und Geschäfte. Aber das ist noch nicht alles: Sestri Levante hat auch einen schönen Strand, die Baia del Silenzio, und tolle Wanderwege, die direkt von der Altstadt ausgehen.

Nachdem wir eine Weile durch die Gassen geschlendert sind und in einem Café direkt am Wasser einen Kaffee getrunken haben, beschließen wir, noch ein kleines Stück des Wanderweges bis zur Punta Manara zu gehen, einer Landzunge mit fantastischer Aussicht. An diesem Tag wandern wir aber nur ein Teilstück, vorbei an Pinien und Olivenbäumen. Es ist ein wunderschöner Spaziergang.

Sestri Levante
Sestri Levante
Sestri Levante

Traumhaftes Portofino

Pastellfarbene Häuser, Feinkostläden und Restaurants direkt am Wasser: Kein Wunder, dass sich in Portofino viele Reiche wohlfühlen. Entsprechend viele Luxusyachten liegen im Hafen des kleinen Fischerdorfes. 

Portofino
Portofino
Portofino

Doch wir schauen uns an unserem dritten Tag in Ligurien dort nur kurz um und laufen dann den Wanderweg zum Kloster San Fruttoso. Von dort wollen wir mit der Fähre zurück zum Hafen von Portofino. Um auf den Wanderweg zu gelangen, müssen wir zunächst viele Treppen hoch – ein steiler Anstieg. 

Wanderweg Kloster San Fruttoso
Wanderweg Kloster San Fruttoso
Wanderweg Kloster San Fruttoso

Der Weg, der uns oben erwartet, ist traumhaft schön. Wieder wandern wir zwischen Olivenbäumen, haben oft einen herrlichen Blick auf das ligurische Meer und kommen an prächtig bepflanzten Gemüsegärten vorbei. Wer in Portofino ist, sollte diese Strecke unbedingt laufen.

Kloster San Fruttoso
Kloster San Fruttoso
Kloster San Fruttoso

Am Kloster angekommen, bleibt leider nicht mehr viel Zeit. Die letzte Fähre fährt an diesem Apriltag bereits um 16.30 Uhr. Wir setzen uns noch kurz auf den steinigen Strand vor dem Kloster und genießen den Blick auf das glitzernde Wasser. Wunderschön!

Rapallo und Santa Margherita

Auf dem Weg nach Portofino sehen wir, dass es neben der Straße zwischen Rapallo, Santa Margherita und Portofino direkt am Meer einen Fußweg gibt. Diese Strecke möchten wir am nächsten Tag laufen. Mit dem Bus, der direkt über unserer Unterkunft hält, fahren wir zunächst nach Rapallo. Das ist eine Stadt mit knapp 30.000 Einwohnern. Sie gehört zu den größten Badeorten in Ligurien. 

Rapallo
Rapallo
Rapallo

Außerhalb der Altstadt ist Rapallo allerdings sehr laut, vor allem durch den starken Verkehr. Ich merke schnell: Es ist alles andere als entspannend, an der Promenade neben der Straße entlang zu laufen. Auch wenn der Blick aufs Meer an vielen Stellen schön ist, das Hupen und die grellen Motorengeräusche zerren irgendwann an meinen Nerven. Es ist das absolute Kontrastprogramm zur Wanderung zum Kloster in Portofino. 

Santa Margherita
Santa Margherita

Als wir endlich in der Hafenstadt Santa Margherita ankommen, schlendern wir durch die hübschen Gassen, essen ein Eis und schauen uns die schönen Gebäude an, aber nach zwei Stunden haben wir auch hier genug. Santa Margherita bietet nicht viel Neues. Also fahren wir mit dem Bus zurück zu den Tigullio-Felsen.

Pause 

Am nächsten Tag mache ich Pause. Da wir einen schönen Balkon mit Blick aufs Wasser haben, sitze ich dort und lese den ganzen Tag. Meine Freundin erkundet in dieser Zeit allein mit dem Auto die Umgebung. 

Abends wollen wir früh schlafen gehen, damit wir am nächsten Tag in die Cinque Terre fahren können – der Programmpunkt, auf den ich mich am meisten freue. Doch als ich im Schlafanzug noch einmal kurz auf die Toilette gehe, entdecke ich Blutspuren und weiß sofort, dass etwas nicht stimmt. 

Innerhalb von Sekunden ist meine entspannte Urlaubsstimmung verflogen, Panik macht sich breit. Ist das noch harmlos oder schon ein Anzeichen für eine Fehlgeburt? Der Schreck ist groß.

Wir fahren deshalb sofort zur Klinik in Chiavari. Sich dort ohne Italienischkenntnisse zurechtzufinden, ist eine große Herausforderung, zumal mein Handy im Gebäude keinen Internetzugang hat und Google-Translate beim Übersetzen nicht mehr hilft. Aber schließlich finden wir die richtige Station und ich werde von einem netten Arzt behandelt, der fließend Englisch spricht. 

Sein Fazit nach der Untersuchung: keine Entwarnung. Die kommenden Tage sind entscheidend. Ich muss innerhalb von 48 Stunden zweimal Blut in einem Labor abgeben, um meinen HCG-Wert bestimmen zu lassen. Verdoppelt er sich, ist alles in Ordnung. Steigt er unregelmäßig an, besteht die Gefahr einer Eileiterschwangerschaft, dann muss ich sofort wieder in die Klinik, sagt der Arzt. Sinkt er, ist es eine Fehlgeburt. 

Puh. Mit klopfendem Herzen höre ich ihm zu, wieder überschlagen sich meine Gedanken, inzwischen ist Mitternacht längst vorbei und ich kann nicht mehr klar denken. Wo finde ich so schnell ein Labor? Werde ich dort ohne Italienischkenntnisse zurechtkommen? Ich bin völlig überfordert.

Ligurien

Hilfe aus Deutschland

Am nächsten Morgen rufe ich deshalb den Freund in Deutschland an, der mir bereits Sestri Levante empfohlen hat. Er spricht fließend italienisch, hilft mir bei der Suche nach einem Labor und vereinbart eine Stunde später einen Termin. Ich bin ihm unendlich dankbar. 

Am Telefon beschließe ich mit meinem Partner, noch die 48 Stunden für den HCG-Test in Italien zu bleiben und versuche Ruhe zu bewahren – vielleicht ist ja alles gut und die Schwangerschaft intakt. Zum Glück habe ich keine Schmerzen. 

Den Ausflug in die Cinque Terre verschieben wir um einen Tag. Zuerst müssen wir das Labor finden. Das klappt zum Glück alles, aber um 17 Uhr muss ich noch einmal hin, um das schriftliche Ergebnis abzuholen. Also fahren wir erst einmal zurück in die Wohnung und frühstücken in Ruhe.

Als wir später noch einen kleinen Ausflug machen wollen, stellt sich heraus: Der Tag ist verhext. Während meine Freundin den ganzen Weg zum Auto laufen will, nehme ich die Bergbahn nach oben. 

Das Problem: Als sie anhält, geht die Tür nicht auf. Panisch drücke ich auf den roten Hilfe-Knopf. Doch ohne Italienischkenntnisse ist es unmöglich, sich mit dem Servicepersonal am anderen Ende der Leitung zu verständigen. Auch unser Airbnb-Gastgeber geht nicht ans Telefon. 

Erst Handwerker, die an diesem Tag zufällig vor Ort sind, können mir nach einiger Wartezeit Hilfe organisieren. Es sind sehr lange Minuten in der gläsernen Bergbahn und meine Nerven sind nun mehr als angespannt.

Ein Besuch der Cinque Terre: Monterosso und Vernazza

Am nächsten Morgen fahren wir mit dem Auto in die Cinque Terre. Die fünf Dörfer liegen etwas mehr als eine Stunde von unserer Unterkunft entfernt. Sie sind durch Wanderwege und eine Zugverbindung miteinander verbunden. Da es sehr zeitaufwendig ist, alle fünf Orte an einem Tag zu besuchen, entscheiden wir uns für zwei: Monterosso und Vernazza. 

Monterosso
Monterosso

Wir beginnen im nördlichsten Dorf, in Monterosso. Dort gibt es auch einen schönen Sandstrand, an dem wir zum Abschluss noch eine Weile verweilen und ich meinen ersten Eisbecher der Saison esse. 

Schnell wird uns klar: Obwohl Anfang April noch keine Menschenmassen durch den malerischen Ort pilgern, ist hier alles auf den großen Tourismus ausgerichtet – sowohl die Preise und Angebote in den Cafés und Restaurants als auch die Gestaltung der Geschäfte. Souvenirs sind reichlich vorhanden.

Monterosso
Monterosso
Monterosso

Vernazza gilt als das schönste der fünf Dörfer. Es hat einen hübschen kleinen Hafen, der von bunten Häusern umgeben ist. Von hier aus sehe ich auch den Wanderweg, von dem Menschen aus Monterosso kommen.

In Vernazza gibt es außerdem eine Kirche, ein Schloss und einen Wachturm. Wir bleiben bis zum späten Nachmittag und fahren dann zurück. Wenn ich noch einmal nach Ligurien komme, möchte ich auf jeden Fall auch die anderen drei Dörfer besuchen. 

Vernazza
Vernazza
Vernazza
Vernazza

Kein Lago Maggiore für mich

An unserem vorletzten Tag in Ligurien muss ich morgens noch einmal ins Labor nach Chiavari. Mein Gefühl ist schlecht. Inzwischen habe ich vor allem Angst, dass es eine Eileiterschwangerschaft sein könnte. Bis ich am Abend endlich das Ergebnis erfahre, lenken wir uns tagsüber noch einmal in Sestri Levante ab. Das Wetter ist an diesem Tag so schön, dass wir fast die ganze Zeit auf einer Decke am Strand liegen.

Dann ist endlich 17 Uhr und ich kann das Ergebnis abholen. Mit klopfendem Herzen öffne ich das Kuvert. Es sind keine gute Nachrichten. Der HCG-Wert hat sich geringfügig erhöht – was auf eine Eileiterschwangerschaft hinweist. 

Nun bekomme ich Panik und rufe von Italien aus in der Klinik in Karlsruhe an. Besteht dringender Handlungsbedarf? Der Arzt am Telefon beruhigt mich. Ich könne am nächsten Tag in Ruhe zurückfahren, bis dahin wird nichts Schlimmes passieren. Dazu seien die HCG-Werte insgesamt noch zu niedrig. Aber es sei nun wichtig, alles engmaschig zu kontrollieren. 

Das heißt für uns: kein Lago Maggiore mehr, kein Bergsee in der Schweiz. Ich will nur noch nach Hause. So verabschiede ich mich mit einem bittersüßen Gefühl von Ligurien – es ist schön dort, aber ich will nur noch weg. 

Ligurien
Ligurien

Schliesslich dauert es zwei Wochen, bis der HCG-Wert endlich sinkt. Da bin ich schon in der Klinik und kurz vor der Operation. Erst die letzte Blutuntersuchung vor dem Eingriff gibt endlich Entwarnung – die Schwangerschaft hat sich von selbst aufgelöst. Noch viele Wochen danach fühle ich mich traumatisiert von dem Erlebten. 

Doch dann im August die frohe Botschaft. Ich bin wieder schwanger. Diesmal läuft alles gut. Jetzt tippe ich diese Zeilen mit einem gesunden Sohn in der Trage, der friedlich schläft. Vielleicht fahre ich mit ihm eines Tages wieder nach Ligurien.

Am Ende ist nun alles gut.

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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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