Reisen: “Ein Tag in Jaffa”
Israel: Kontraste im lebendigen Jaffa
Es ist wie eine Reise in eine andere Welt: Als wir an unserem dritten Tag in Tel Aviv zu einem Spaziergang nach Jaffa aufbrechen, fallen uns auf der Strandpromenade schnell die Unterschiede auf. Je weiter wir vom Norden in den Süden Tel Avivs kommen, desto mehr Frauen tragen Kopftücher und liegen in langen Gewändern im feinen Sand – während nebenan spärlich bekleidete Männer ihre Tricks auf dem Skateboard üben. Ein multikultureller Strand sozusagen.
Turbulente Geschichte
Tel Aviv und Jaffa gehören heute zusammen. Ursprünglich war Tel Aviv, das erst 1909 gegründet wurde, ein Vorort von Jaffa. Archäologische Ausgrabungen zeigen, dass das Gebiet von Jaffa bereits 3.500 vor Christus besiedelt war. 1945 war die Bevölkerung Jaffas noch sehr gemischt – von rund 100.000 Menschen waren etwa 30.000 Juden, gut 53.000 Muslime und knapp 17.000 Christen.
1948 eroberten israelische Milizen Jaffa und vertrieben den größten Teil der Araber. 1950 wurden beide Städte zum heutigen Tel Aviv Jaffa vereinigt. Heute leben dort nur noch 46.000 Menschen, davon 16.000 Araber.
Viele Mythen rund um die Hafenstadt
Es gibt unterschiedliche Annahmen, wie es zum Namen “Jaffa” kam. Eine davon geht so: Laut einer jüdischen Überlieferung gründete Jafet, Noahs dritter Sohn, die Stadt. Demnach wäre Jaffa sogar die älteste Hafenstadt der Welt.
Die Geschichte von Noahs Sohn ist nicht der einzige biblische Bezug: Auch Jona (der mit dem Wal) soll in Jaffa an Bord des Schiffs gestiegen sein, das kurz darauf in einen heftigen Sturm geriet und kenterte. Jona landete dadurch im Bauch des riesigen Tiers. Drei Tage und Nächte harrte er dort aus, bis ihn der Wal wieder ausspuckte.
Auch die griechische Mythologie bezieht sich auf die antike Hafenstadt. Am Kai ist der sogenannte Andromeda-Felsen zu sehen. Dort soll der Meeresgott Poseidon Andromeda gefangen und gefesselt haben. Ihr Geliebter Perseus konnte sie aber noch rechtzeitig retten, bevor sie geopfert wurde. Happy End.
All diese Geschichten erzählt uns unsere freundliche Reiseführerin gleich zu Beginn unserer Führung, für die wir uns nach unserem halbstündigen Strand-Spaziergang entschieden haben. Diese Free-Tour findet jeden Tag um 11 und 14 Uhr statt, eine Anmeldung ist nicht notwendig. Treffpunkt ist immer am Clock Tower.
Kreuz und quer durch Jaffa
Mit unserer kleinen Reisegruppe sind wir insgesamt 2,5 Stunden unterwegs. Wir laufen an der Promenade entlang, über den Kdumim Platz und zum Hafen. Außerdem kommen wir am Haus des Gerbers Simon vorbei, einer antiken Ausgrabungsstätte, dem Park Gan HaPisgah und dem Franziskanerkloster St. Peter aus dem 17. Jahrhundert.
Shakshuka bei Dr. Shakshuka
In Jaffa pulsiert das Leben. Samstags gibt es einen riesigen Flohmarkt, der allerdings etwas hektisch und sehr geschäftig ist. Wir schlendern also im Eiltempo vorbei und suchen uns ein Café, von denen es in Jaffa viele gibt. Dort trinken die Kellner mit riesigen Plastiksonnenbrillen, die fast das ganze Gesicht bedeckten, schon um 13 Uhr mit den Gästen Schnaps – die Stimmung ist dementsprechend ausgelassen und verrückt.
Daneben entdecken wir zahlreiche Bars, Streetart, Boutiquen und Straßenmusik. Außerdem: Das Restaurant “Dr. Shakshuka”, das mir eine Freundin schon vor der Reise empfohlen hatte. Dort probieren wir das gleichnamige israelische Gericht aus Paprika, Harissapaste und Ei. Es schmeckt ganz gut, aber auch nicht sensationell. Insgesamt ist mir Jaffa etwas zu hektisch und laut.
Shabbat Shalom
Als wir bei Sonnenuntergang langsam wieder Richtung Norden fahren, beginnt der Shabbat. Überall an der Strandpromenade sehen wir nun Menschen beim Grillen, vor allem die arabische Bevölkerung macht es sich gemütlich. Die Stimmung ist entspannt, Familien und Freunde sitzen zusammen und lassen den Tag ausklingen, während die Sonne im Meer versinkt. Ein schöner Anblick.
Mehr zu Tel Aviv gibt es hier im ersten Teil nachzulesen: https://dieschreibmaschine.net/2017/05/15/fernweh-traumhaftes-tel-aviv/
More from my site
Der Blog ist komplett ohne Werbung, ich schreibe völlig frei, falls du mich dabei mit einem Kaffee unterstützen möchtest, freu ich mich.