15. September 2024

Serienkritik: “Emily in Paris”

„Emily in Paris“: Die zweite Hälfte der vierten Staffel bringt wieder neuen Schwung – endlich!

Franzosen und Französinnen, die erst nach 10 Uhr zu arbeiten beginnen, mittags schon Weißwein trinken und die englische Sprache boykottieren: Die Netflix-Serie „Emily in Paris“ trieft regelrecht vor Klischees und Oberflächlichkeit. Auch die Bilder aus der französischen Hauptstadt wirken, als sei ein quietschbunter Instagram-Filter darüber gelegt worden. Paris leuchtet, blüht und sieht aus wie eine märchenhafte Version ihrer selbst. Die raue Realität: Fehlanzeige!

Halte ich zu viel Kitsch gewöhnlich nur sehr schwer aus, ging es mir bei der Serie um Hauptdarstellerin Lily Collins anders. Bereits die erste Folge zog mich wie ein Hurrikan in die Bubblegum-Welt.

„Emily in Paris“ ist Kitsch in Perfektion. Die Serie ist ein wahres Feuerwerk an ästhetisch geschmackvollen Szenen. Die Schauspieler*innen sind durchweg adrett, ihre Kleidung pure Fashion und die Geschichte ist so kurzweilig, dass ein Binge-Watching nur schwer zu verhindern ist – zumindest bei den ersten beiden Staffeln.

Nachdem die Spannung in der dritten und ersten Hälfte der vierten Staffel etwas nachgelassen hat, kommt in den letzten fünf Folgen wieder Abwechslung in Emilys Leben. Der smarte Italiener Marcello taucht auf und lädt Emily nach Rom ein, endlich wieder neue Gesichter und Geschichten. Das Drama um Gabriel und Camille nervte irgendwann nur noch.

Um was geht es in “Emily in Paris”?

Im Mittelpunkt der Serie steht Emily Cooper. Sie arbeitet bei einer großen Marketingfirma in Chicago und darf für ein Jahr nach Paris, um dort bei einer aufgekauften Agentur nach dem Rechten zu sehen. Die Freude über den Besuch aus den USA ist bei „Savoir“ verhalten. Die bisherige Geschäftsführerin Sylvie (Philippine Leroy-Beaulieu) möchte sich ungern in ihre Geschäfte reinreden lassen.

Dass Emily kein Französisch spricht, erschwert ihr den Start noch mehr. Auch ihre Kollegen Julien (Samuel Arnold) und Luc (Bruno Gouery) reagieren zunächst verhalten auf Emily, die sich aber nicht unterkriegen lässt und um Anerkennung kämpft. Eine größere Rolle hat auch Mindy (Ashley Parker), Emilys Freundin, die als Sängerin von Staffel zu Staffel erfolgreicher wird.

Kommen Emily und Gabriel zusammen?

Natürlich fehlt es in der Stadt der Liebe nicht an Romanzen. Eine Etage unter Emilys Wohnung lebt Gabriel (Lucas Bravo). Die Funken zwischen ihnen fliegen bereits bei der ersten Begegnung. Das Problem: Der äußerst attraktive Koch ist mit Emilys neuer Freundin Camille (Camille Razat) zusammen. Ein moralisches Dilemma. Denn Emily sieht nicht nur toll aus, sondern ist auch noch nett und möchte ihre Freundin nicht verletzen. Was wird nur passieren?

“Emily in Paris”: luftig-leichte Geschichte!

„Emily in Paris“ verbindet in allen vier Staffeln wunderschöne Bilder aus Paris, der Champagne, der Cote d’Azur und der Provence mit einer luftig-leichten Geschichte, die trotz Irrungen und Wirrungen nie schwer wird. Wie sich Emily ihren Lifestyle mit all der Mode überhaupt leisten kann? Ist egal, darum geht es bei dieser Serie nicht. Realismus ist absolut überbewertet.

Die Vorurteile betreffen außerdem nicht nur die Menschen aus Frankreich. In der zweiten Staffel kommt Emilys hochschwangere Chefin Madeline (Kate Walsh) zu Besuch. Sie läuft ständig mit dem Plastikbecher von Starbucks durch die Gegend, isst fettige Fritten und hat kein Gespür für die französischen Geschäftsbeziehungen.

Außerdem lernt Emily im Französischkurs den Engländer Alfie (Lucien Laviscount) kennen, der kein britisches Klischee auslässt. Natürlich liebt er Bier, Pubs und Fußball.

“Emily in Paris”: Neuer Wind in Staffel 4

Im Gegensatz zur zweiten tut sich in der dritten Staffel zunächst nicht viel Spektakuläres. Auch die ersten fünf der insgesamt zehn Folgen der vierten Staffel brachten kaum Neues. Es geht hin und her zwischen Camille, Gabriel und Emily.

Doch ab der sechsten Episode kommt endlich frischer Wind in die Netflix-Serie. Sylvies Stief-Tochter Genevieve (Talia Besson) kommt nach Paris und fängt in der Agentur an. Obwohl sie Emily zunächst freundlich begegnet, wird schnell klar, dass sie ein Auge auf Gabriel geworfen hat.

Emily lernt außerdem beim Skifahren in Megève den Italiener Marcello (Eugenio Franceschini) kennen. Die beiden tauschen zunächst keine Nummern aus, sehen sich aber kurze Zeit später bei einem Poloturnier zufällig wieder. Es funkt. Emily fliegt nach Rom, um Marcellos Heimat kennenzulernen.

Die Konsequenz: Statt Paris wird nun die italienische Hauptstadt perfekt in Szene gesetzt – das leckere Essen, eine Vespa-Fahrt um das Colloseum, die Spanische Treppe, der Trevi-Brunnen. Es ist wie ein Imagefilm, der unheimlich viel Lust macht, mal wieder nach Rom zu fahren.

Auch in der vierten Staffel sind die Outfits wieder ein Traum, die Besetzung bleibt vielfältig und die Ideen kreativ. Selbst wenn die Werbung nicht auffälliger sein könnte (Air France, Vestiaire Collective, Samsung), stört mich das überhaupt nicht, denn “Emily in Paris” ist einfach bunt, überdreht und inspirierend.

Staffel 5 von “Emily in Paris” oder “Emily in Rom”?

Da die vierte Staffel sehr offen endet, ist für mich klar, dass es eine fünfte Staffel geben wird. Die Frage ist eher, ob sie dann “Emily in Paris” oder “Emily in Rom” heißt. Letzteres fände ich sehr lustig.

Mein Fazit der vierten Staffel ist also: Es darf gerne so weitergehen. Die Handlung ist wieder spannend und von Rom würde ich auch gerne noch mehr sehen. “Emily in Paris” ist definitiv noch nicht auserzählt.

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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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