Schmöker: “Der Distelfink” von Donna Tartt
“Der Distelfink” von Donna Tartt: Wohltat für Herz und Verstand
Eine Wohltat für Herz und Verstand: Donna Tartt hat mich mit ihrem Roman “Der Distelfink” zutiefst begeistert. Entwicklungsroman, Kunst-Krimi, Milieu-Studie: Sie verbindet in ihrer berührenden Geschichte verschiedene Genres. Durch diese Vielseitigkeit sind selbst die mehr als 1.000 Seiten keine Herausforderung für mich gewesen. Einzig das Ende fällt ein wenig ab. Im Gesamten ist das Buch aber großartig!
Ein Terroranschlag verändert Theos Leben
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Theodore, kurz Theo. Als er als kleiner Junge mit seiner Mutter in einem Museum ist, ereignet sich dort ein Terroranschlag. Seine Mutter stirbt. Damit nicht genug: Der Junge nimmt verbotenerweise ein bedeutendes Gemälde mit aus dem Museum und versteckt es. Es ist ein Wendepunkt in seinem Leben. Mit jedem Jahr, das folgt, kommt er mehr vom geraden Weg ab.
Eine Entwicklungsgeschichte!
13 Jahre alt ist Theo zu Beginn der Handlung, gegen Ende wird er in seinen 20ern sein. Theos Entwicklungsgeschichte zu lesen, ist oft schmerzlich – Ängste begleiten ihn, lähmen ihn. Er kämpft sich durch das Leben.
Da die Geschichte aus seiner Perspektive erzählt ist, entwickelte ich schon von der ersten Seite an ein unglaublich enges Verhältnis zu ihm. Aber nicht nur zu ihm: Donna Tartt beschreibt auch die Menschen, denen er begegnet, bis ins kleinste Detail. Sowie die Landschaften, Häuser und Räume in New York und Las Vegas, wo die erste Hälfte des Romans spielt. Ein Kopfkino entwickelt sich dadurch von ganze allein – in den buntesten Farben.
Pulitzer-Preis für den “Distelfink”!
“Der Distelfink” ist außerdem ein Kunstkrimi. Durch den Diebstahl des Bildes rutscht Theo im Laufe der Zeit in schräge Geschäfte und verlässt das seriöse Leben. Das Besondere an diesem Buch ist aber kein überladener Plot. Vielmehr schafft Donna Tartt allein mit ihren ganz alltäglichen Beschreibungen eine unglaubliche Dynamik. Dadurch entsteht eine interessante Milieustudie der modernen amerikanischen Gesellschaft.
Es ist die Kombination all dieser Elemente, die den Roman so interessant und facettenreich machen. Donna Tartt schreibt außerdem so wunderbar einfach, dass ich den “Distelfink” ohne Mühe und Anstrengung lesen konnte – trotzdem aber soviel Interessantes und Kluges erfuhr.
Die Amerikanerin hat für diesen Roman den Pulitzer-Preis erhalten. Völlig zurecht.
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Deine Rezension macht richtig Lust, sofort los zu stürzen, sich das Buch besorgen und sich dann Darin zu vergraben
Ich glaub, so mach ich’s
Liebe Tina,
ja, das kann ich nur empfehlen – das Buch ist einfach wunderbar.
Viel Freude damit!