23. Dezember 2023

Flimmerkasten: “Parlament”

Kritik der Serie „Parlament“: drei Staffeln voller witziger Politik-Satire

„Es gibt eine TV-Serie über Europa? Wie langweilig“, meint der parlamentarische Assistent Samy (Xavier Lacaille) aus Frankreich in der sechsten Folge der Politik-Satire „Parlament“ zu seiner britischen Kollegin Rose (Liz Kingsman). Von wegen! Was tatsächlich zunächst staubtrocken klingt, ist in diesem Fall großartig gelungen!

„Parlament“ erzählt überspitzt vom Arbeitsalltag im Europäischen Parlament – von all den Mauscheleien, Absurditäten und Herausforderungen. Das ist herrlich komisch anzusehen und schafft es darüber hinaus, einen guten Einblick in die komplizierten Abläufe der EU zu geben.

Seit November 2023 gibt es nun auch die dritte Staffel, die über die ARD-Mediathek abrufbar und auf Netflix zu sehen ist. Während die ersten beiden Staffeln sehr kurzweilig und zugänglich sind, ist die dritte ein wenig sperriger geworden.

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6. November 2023

Buchkritik: “Ein ganzes Leben” von Robert Seethaler

"Ein ganzes Leben" I Robert Seethaler

“Buchkritik: “Ein ganzes Leben” – was für ein Schicksal! / Nun erscheint der Kinofilm

Zum ersten Mal dringt „Ein ganzes Leben“ mit voller Wucht in mein Herz, als Robert Seethaler seinen Protagonisten Andreas Egger von der Bauersfrau Ahnl Abschied nehmen lässt. Es ist zu Beginn des 20. Jahrhunderts – in einem Dorf in den Alpen, als die bereits in die Jahre gekommene Seniorin beim Brotbacken das Bewusstsein verliert. Sie stürzt nach vorne und erstickt im Teig.

Drei Tage lang liegt sie danach im brütend heißen Sommer aufgebettet in einer Kammer, bis sie endlich eine Pferdekutsche abholt. Danach überstürzen sich die Ereignisse.

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5. November 2023

Buchkritik: “Pick me girls” von Sophie Passmann

"Pick me girls" von Sophie Passmann

“Pick me girls” von Sophie Passmann: über ein unglückliches Mädchen

Schon nach wenigen Seiten des Buches „Pick me girls“ von Sophie Passmann beschleicht mich die Befürchtung: Auch ich könnte in meiner Jugend ein pick me girl gewesen sein. 

Sophie Passmann definiert ein pick me girl wie folgt

„Die einzige Charaktereigenschaft des pick me girls ist es, dass sie versucht, anders als andere Frauen zu sein. Andere Frauen werden dabei immer über weibliche Klischees definiert: oberflächlich, leicht hysterisch, unentspannt, essgestört, Spielverderberinnen, die ihren Partner von entspannten Abenden mit den Jungs weglocken, um sich bei ihnen auszuheulen, dass sie drei Kilos zugenommen hatten.“

Quelle: “Pick me girls” von Sophie Passmann

Die Anerkennung von Männern ist oberstes Ziel. 

Oha. Das ist mein erster Gedanke. Damals, in der Mittel- und Oberstufe, hingen meine Freundinnen und ich gerne auf dem Skatepark ab, trugen Baggy Pants und weite Pullover, rauchten und hörten deutschen Hiphop. Freundeskreis, Torch und die Absoluten Beginner. 

Der klassische Mädchenkram interessierte uns weniger. Wir trugen keine hohen Schuhe, kurzen Röcke und lasen keine Chick-Lit. Mit den Jungs schauten wir eher Kultfilme wie „Kids“ oder „Trainspotting“. Wir machten ihnen keine Vorschriften. 

Diente unser Verhalten also nur dazu, Männern zu gefallen? Ich komme ins Nachdenken und lese weiter.

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3. August 2023

Buchkritik: “Was vom Tage übrig blieb” von Kazuo Ishiguro

"Was vom Tage übrig blieb" von Kazuo Ishiguro

“Was vom Tage übrig blieb”: was für ein beeindruckender Roman!

Das Buch eines Literaturnobelpreisträgers: Das war der Hauptgrund, warum ich mir „Was vom Tage übrig blieb“ zum Geburtstag wünschte. Der Roman, der sich um das Leben des Butlers Mr. Stevens dreht, erschien bereits 1989 und erhielt unter anderem den Booker Prize.

Große Aufmerksamkeit bekam die Geschichte außerdem nochmals vier Jahre später, weil sie mit Anthony Hopkins und Emma Thompson verfilmt wurde – und das Leinwandwerk mehrfach für den Oscar nominiert war. Kazuo Ishiguro erhielt dann 2017 den Nobelpreis. 

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10. Juli 2023

Buchkritik: “Amerika” von Joachim Meyerhoff

"Amerika" von Joachim Meyerhoff

Teil 1 der tollen Reihe „Alle Toten fliegen hoch“: “Amerika”

Es ist ungewöhnlich, dass ich bei einer Romanreihe den zweiten Teil vor dem ersten lese. Bei Joachim Meyerhoffs sechsteiligem Zyklus „Alle Toten fliegen hoch“ habe ich das ganz bewusst getan – auf Empfehlung von Leuten, die schon mehrere Bücher des Schauspielers gelesen haben. 

Der Hintergrund für diese Entscheidung war: Nur so stimmt die Chronologie in der Entwicklung des Protagonisten: von Joachim Meyerhoff selbst. In seinen autobiografisch angehauchten Geschichten erzählt der Schauspieler und Autor nicht im ersten, sondern im zweiten Teil „Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“ von seiner Kindheit in den 1980er-Jahren in Schleswig-Holstein. Ein Roman, der mal lustig, mal gefühlvoll und an manchen Stellen auch traurig ist. Mehr dazu habe ich schon in der Rezension geschrieben. 

Der erste Teil des Zyklus beschäftigt sich dagegen mit seiner Jugend und allem, was dazu gehört: erste Liebe, Partys und die typischen Unsicherheiten. Nun war ich gespannt, ob der erste Roman von Joachim Meyerhoff auch so unterhaltsam ist wie der zweite.

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21. Juni 2023

Schmöker: “Die Geschichte der Baltimores” von Joël Dicker

Die Geschichte der Baltimores I Joel Dicker

Die Geschichte der Baltimores: ein spannender Roman über eine Familie

Es gibt Autoren, denen vertraue ich blind. Von ihnen kaufe ich Romane, ohne eine geringste Ahnung davon zu haben, um was es geht. Jonathan Franzen, Siri Hustvedt, Hanya Yanghiara oder Benedict Wells gehören dazu – und Joël Dicker. Von ihm las ich vor einigen Jahren „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“. Ein Buchhändler hatte mir den spannenden Wälzer empfohlen. In Rekordtempo verfolgte ich den Fall um die vermisste Nola, erzählt aus der Perspektive des Protagonisten Marcus Goldmann. Ich versank komplett in diese gut konstruierte Geschichte.

Marcus Goldmann ist nun auch im Nachfolgewerk „Die Geschichte der Baltimores“ Dreh- und Angelpunkt. Wieder spielt das Geschehen in den USA. Dieses Mal an verschiedenen Schauplätzen: in Baltimore (Maryland), in Montclair (New Jersey) und in der Stadt Boca Raton, die im sonnigen Florida liegt.

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31. Mai 2023

Buchkritik: “Marzahn mon Amour. Geschichten einer Fußpflegerin“ von Katja Oskamp

"Marzahn mon Amour. Geschichten einer Fußpflegerin“ I Katja Oskamp

“Marzahn mon Amour. Geschichten einer Fußpflegerin“: liebevolle Porträts aus dem Plattenbau

Kurz nach ihrem 45. Geburtstag packt Autorin Katja Oskamp ihren Rollkoffer, wirft ein Spannbettlaken, Schuhe und Kleidungsstücke hinein, dann zieht sie los – von Friedrichshain nach Charlottenburg, wo ihre Fortbildung zur Fußpflegerin startet. 

Katja Oskamp ist zu diesem Zeitpunkt frustriert, ihr Kind braucht sie kaum noch, ihr Mann ist krank und 20 Verlage lehnten ihre neueste Novelle ab. Sie möchte etwas Neues ausprobieren – auch wenn ihr Umfeld darauf mit Unverständnis reagiert. 

Von der Schriftstellerin zur Fußpflegerin – ein fulminanter Absturz. Mir fiel wieder ein, wie sie mir auf die Nerven gegangen waren mit ihren Köpfen, Gesichtern und gut gemeinten Ratschlägen.

Quelle: „Marzahn mon Amour. Geschichten einer Fußpflegerin“

Doch die Entscheidung entpuppt sich als richtig. Katja Oskamp macht ihre neue Arbeit gerne, lernt in einer Praxis in Berlin-Marzahn viele verschiedene Menschen kennen, die sie zu einem neuen Buch inspirieren: zu „Marzahn mon Amour. Geschichten einer Fußpflegerin“. Darin vereint sie eine illustre Auswahl von kurzen Porträts über ihre Kund*innen. Das ist manchmal lustig, manchmal traurig, aber immer unterhaltsam. 

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24. April 2023

Buchkritik: „Morgen, morgen und wieder morgen“ von Gabrielle Zevin

„Morgen, morgen und wieder morgen“ Gabrielle Zevin

Ein wunderbares Buch über Freundschaft: “Morgen, morgen und wieder morgen“

Ein Buch, in dem Computerspiele und deren Entwickler*innen im Mittelpunkt stehen – solch ein Handlungsgerüst hätte mich normalerweise nie zum Lesen gebracht. Nintendo, Play Station und Co. interessieren mich nicht. Nur im Grundschulalter habe ich mich eine Zeit lang mit Super Mario und Tetris auf dem Game Boy vergnügt. Aber das war’s auch schon. 

Als mir nun eine literaturbegeisterte Bekannte von dem großen Hype um „Morgen, morgen und wieder morgen“ in den USA erzählte, wurde ich aber neugierig. Unter anderem das Time Magazine wählte es zum besten Buch 2022. Ich besorgte mir deshalb den Roman von Gabrielle Zevin – und war trotz des Gaming-Schwerpunktes schnell begeistert. Es ist tatsächlich ein Buch, das sich wunderbar lesen lässt und mich tief in das Geschehen hineinzog. 

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17. April 2023

Buchkritik: “Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war” von Joachim Meyerhoff

Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war" von Joachim Meyerhoff

Toller Teil 2 der Romanreihe „Alle Toten fliegen hoch“

Das erste Mal sieht Joachim Meyerhoff einen toten Menschen, als er mit sieben Jahren auf dem Weg zur Schule einen kleinen Umweg durch eine Schrebergartensiedlung nimmt. Ein vornehm gekleideter Mann liegt dort im Gras, sein hellbrauner sommerlicher Schuh ist ihm vom Socken gerutscht, sein Hemd steckt noch akkurat in der Hose.

Als Joachim zunächst in der Schule und später seiner Familie aufgebracht von der Entdeckung erzählt, will ihm keiner glauben. Egal wie er sich dreht und wendet. Alle sind skeptisch. Joachim beginnt deshalb, die Geschichte wild auszuschmücken, zu verfeinern, dichtet dabei unbeabsichtigt ein wahres Detail dazu. Als er das feststellt, läuft ihm eine heiße Schauer über den Rücken, er erkennt für sich: Erfinden heißt Erinnern.

Es ist deshalb mehr als fraglich, wieviele von den Anekdoten, die Joachim Meyerhoff in seinem Buch „Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“ erzählt, tatsächlich so geschehen sind. Das macht aber nix, denn unterhaltsam sind sie auf jeden Fall.

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15. April 2023

Buchkritik: “Ein einfaches Leben” von Min Jin Lee

"Ein einfaches Leben" I Min Jin Lee

„Ein einfaches Leben“: Binge-Reading mit dem Roman von Min Jin Lee

Selten begegnet mir ein Buch, das federleicht zu lesen ist und gleichzeitig den Horizont für andere Kulturen öffnet. Entweder sind die Romane trivial und oberflächlich oder schwer zugänglich und dafür intelligent.

Genau diese seltene Kombination aus Unterhaltung und Tiefgang ist der Autorin Min Jin Lee mit ihrem Buch „Ein einfaches Leben“ gelungen. Ihr Weltbestseller, der im Original „Pachinko“ heißt, vereint eine spannende Familiengeschichte, die sich über rund 90 Jahre des 20. Jahrhunderts erstreckt. Sie handelt von Widerstandskraft, Leidensfähigkeit und Mut.

Ich habe das Buch in wenigen Tagen durchgelesen. Die Geschichte hat mich von der ersten Seite an so gefesselt, dass ich gar nicht gemerkt habe, wie schnell die Zeit vergeht. Es war beste Unterhaltung. Binge-Reading statt Binge-Watching.

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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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